Trinkwasser- und Pestizid-Initiative – dazu noch ein Bundesrat, der die Landwirtschaft als ein Problem für Ökosysteme und Biodiversität ansieht. So jedenfalls suggeriert es der Agrarbericht des Bundesrates zur AP 22+. Unter dem Vorwand, Natur und Ökosysteme in der dicht besiedelten Schweiz zu bewahren, solle vom Primat der Selbstversorgung abgewichen und die Lebensmittelproduktion ins Ausland verlagert werden.
Diese versteckte Agenda sahen die Teilnehmer am gestrigen Agrarinfo-Tag (Thema "Ökologie und Landwirtschaft. Ein Scheinkonflikt?") in Olten hinter der ökologischen Besorgnis von Bundesrat und Wirtschaftskreisen, die sich sonst eher wenig um die Belange der Umwelt kümmern.
Landwirtschaft soll auf Landschaftsgärtnereien reduziert werden
Mit dem Verweis auf die zu hohe Umweltbelastung solle die Landwirtschaft auf direktbezahlte Landschaftsgärtnereien reduziert werden, während der Grenzschutz aufgehoben und dem Freihandel zum Durchbruch verholfen wird, sagte Volkswirtschaftler Mathias Binswanger (s. Bild) in seinem Eröffnungsvortrag.
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Gleichzeitig stünden die Landwirte unter dem permanenten Zwang die Produktivität und Effizienz zu steigern. Den Bauern werde klargemacht, dass sie ihr wirtschaftliches Überleben nur mit Vergrösserung, intensiver Tierhaltung und vermehrtem Antibiotikaeinsatz, importiertem Kraftfutter sowie Pestizid- und Dünger sichern könnten.
Für die Diskutanten am Agrarinfo-Tag ist dies ein Irrweg, der lediglich den Interessen der vor- und nachgelagerten Industrie dient. Anhand von Zahlen und Tabellen zeigte Binswanger, dass Intensivierung und Leistungssteigerung den Bauern in den letzten Jahrzehnten nicht mehr Einkommen gebracht haben.
Leistungssteigerung bringt den Bauern nichts
Die Teilnehmer der Tagung machen sich stark für eine Landwirtschaft, die weniger, dafür aber nachhaltiger produziert. Die überlegene Qualität der konventionell produzierten Schweizer Produkte werde zwar auch in den Werbekampagnen des SBV gerühmt. „Doch abgesehen vom Tierwohl ist die Schweizer Landwirtschaft nicht besser als die der EU“, sagte Andreas Bosshard (s. Bild) von Vision Landwirtschaft.
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Studien seiner Organisation hätten gezeigt, dass die Bauern am meisten verdienten, die ihre Kühe nur noch auf der Weide fressen lassen. Martin Schmid vom Ökozentrum bestätigt, dass die Leistungssteigerung der Milchkühe den Bauern nichts gebracht habe. Trotz Produktivitätssteigerungen und mehr Effizienz sei es aussichtslos, mit den Agrarländern des Mercosur konkurrieren zu wollen.
Doch für die AgroVet-Forschung der ETH sei weiterhin die Hochleistungskuh mit einem Output von 12'000 Liter Milch das Ziel. Mit dieser Kritik wandte sich Bosshard direkt an Francois Monin vom SBV, der an der ETH studiert hat.
Der Bauernverband sei für die Forschungsziele des Strickhofs nicht verantwortlich, verteidigte sich der Leiter der SBV-Agrarpolitik mehr als einmal. Da über die konventionelle "Giftlandwirtschaft" wenig Gutes zu hören war, hatte Monin an der Tagung in Olten einen schweren Stand (s. Bild).
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Dem jungen Agraringenieur blieb wenig mehr übrig als zu sagen, dass auch der SBV die Agrar-Gesamtschau des Bundesrats ablehne. Dieser bemühe sich zudem, den Pestizideinsatz zu reduzieren, die Böden zu verbessern und seine Politik nicht von den Pestizidherstellern und der Fenaco beeinflussen zu lassen.
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