Nachdem das Thurgauer Amt für Raumentwicklung (ARE) eine befristete Bewilligung für Rundbogenzelte nicht verlängerte, hätte das Massnahmenzentrum Kalchrain im thurgauischen Hüttwilen die Freilandhaltung seiner Schweine aufgeben sollen. Für die mobilen Rundbogenzelte sei eine Baubewilligung nötig, liess das ARE verlauten.
Rundbogenzelte sind die beste Lösung
Aus produktionstechnischer sowie aus tierhalterischer Sicht sind Rundbogenzelte in der Freilandhaltung von Schweinen die zweckdienlichste Lösung. In der Form, wie sie das Massnahmenzentrum Kalchrain seine Schweinehaltung betreibt, handelt es sich um eine Nischenproduktion. Damit diese wirtschaftlich betreiben werden kann, ist eine bestimmte Anzahl an Schweinen nötig. Um den Arbeitsaufwand für diesen eigenständigen Betriebszweig in einem vertretbaren Rahmen zu halten, sind möglichst wenige, dafür umso grössere Unterstände nötig, die ausserdem mobil sein müssen. Für das ARE schienen aber andere Aspekte zu überwiegen: Das Amt störte sich an den Zelten, deren Form, Farbe und Material mit dem Landschaftsbild in einer Landschaftsschutzzone nicht vereinbar seien.
Amtsentscheid sorgt für Entrüstung
Sollte hier also tatsächlich ein Amtsschimmel dem Schweinewohl in die Quere kommen? Dieser Entscheid war nicht nur für viele Thurgauerinnen und Thurgauer schwer nachvollziehbar. Eine Petition, die Patrick Siegenthaler, Bezirkspräsident der CVP Frauenfeld, mitte Oktober 2020 gegen den abschlägigen Amtsentscheid lancierte, wurde binnen eines halben Monats über 3000 Mal unterzeichnet. In diversen regionalen Zeitungen gingen darüber hinaus zahlreiche Briefe von entrüsteten Leserinnen und Lesern ein. Angesichts dieser grossen Resonanz lud das ARE schliesslich verschiedene Beteiligte zur Diskussion an einem runden Tisch ein.
Konstruktiver Austausch am runden Tisch
Bei einem ersten Treffen am 30. November 2020 diskutierten verschiedene Vertreterinnen und Vertreter der Raumplanung, der Landwirtschaft und des Landschaftsschutzes miteinander. Knappe zwei Wochen später trafen sich die Beteiligten erneut, diesmal zog man zusätzlich einen erfahrenen Stallbauer und einen Spezialisten im Bereich Freilandschweinehaltung bei. Diese zweite Gesprächsrunde scheint die Dinge nun in die richtige Richtung zu lenken. Der Kanton Thurgau schreibt dazu auf seiner Website: «Mit Blick auf die gestalterischen Anforderungen an einen landschaftsverträglichen Unterstand vermögen die Rundbogenzelte jedoch insbesondere bezüglich Grösse und Materialisierung nicht vollends zu überzeugen. Um dennoch eine unter betrieblichen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten tragfähige Produktion zu ermöglichen, die ideale Bedingungen für das Tierwohl bietet, entschieden die Teilnehmer des Runden Tischs, die Variante Rundbogenzelt weiterzuverfolgen. Die Materialisierung soll aber verbessert werden, damit die Lösung landschaftsverträglich ist. Bis Mitte Januar 2021 werden Alternativen zu den bisher verwendeten reflektierenden Plastikplanen geprüft. Diese Optimierung der Rundbogenzelte wird von allen Vertretern als tragfähige Lösung für die zukünftige Freilandhaltung von Schweinen angesehen.»
Damit ist das Thema Freilandhaltung im Kanton Thurgau aber noch nicht abschliessend diskutiert. Der Kanton schreibt weiter: «Nach Abschluss der Lösungsfindung für die Freilandhaltung von Schweinen sollen die Anforderungen und mögliche Lösungsansätze für Unterstände von weiteren Nutztierarten diskutiert und gefunden werden. Wie bis anhin wird bei jedem Baugesuch für einen Unterstand zur Freilandhaltung im Einzelfall eine Standortevaluation durchzuführen sein, um die verschiedenen Interessen zu berücksichtigen.«