Oschwand Beim Abendevent «Von Hof zu Hof», welcher die UFA zusammen mit dem Schweizer Kälbermästerverband organisiert hat, haben sich auf dem Betrieb von Peter Friedli in Oschwand BE rund 60 interessierte Bäuerinnen und Bauern getroffen.
Die wichtigste Kuh im Stall
Hansueli Rüegsegger, Leiter Rindvieh UFA, eröffnete den Abend mit seinem Vortrag zum Galtphasenmanagement bei den Kühen, schreibt UFA in einer Medienmitteilung. «Die Galtkuh ist die wichtigste Kuh im Stall, denn die Gesundheit der Kälber wird schon im Mutterleib mitbestimmt», hält Rüegsegger fest. Vor allem die Wichtigkeit einer optimalen Nährstoff- und Mineralversorgung in den letzten drei Wochen vor dem Abkalben wurde hervorgehoben. «Eine Galtkuh mit dem Mineralstoff der Laktierenden zu versorgen, ist nicht der richtige Weg und entspricht nicht den Ansprüchen einer Galtkuh», betonte er. Vertieft wurde auf die Zufütterung von Beta-Carotin eingegangen, mit welcher man die Kolostrumqualität und die Menge an aufgenommenen Immunglobulinen im Kalb positiv beeinflusst, wie zwei Bachelorarbeiten in Zusammenarbeit mit der HAFL in Zollikofen zeigten. Die Grosstierärztin Irene Moser von der Buchsi-Vet AG erläuterte, wie wichtig die Kolostrumgabe nach dem Abkalben für das Kalb ist. Dabei erklärte sie den Anwesenden die 3-Q-Regel «Quickly–Quantity–Quality». Quickly steht für eine schnelle Kolostrumgabe innert zwei Stunden nach dem Abkalben. Schnell sollte auch das Melken beim Muttertier nach der Geburt stattfinden, denn das Kolostrum verliert nach der Geburt an Qualität. Mit Quantity ist die Menge des zu verabreichenden Kolostrums gemeint. Um die gewünschte Menge von 150 bis 200 Gramm Antikörpern aufzunehmen, benötigt es drei bis vier Liter Kolostrum. Erfolgt die Kolostrumaufnahme unbeaufsichtigt, nehmen 40 bis 60 Prozent der Kälber nicht genügend Kolostrum auf. Quality steht für die Qualität des Kolostrums. Um eine möglichst hohe Qualität des Kolostrums zu erreichen, sollte die Kuh innert zwei Stunden nach der Abkalbung gemolken werden.
Eine guter Start ins Leben
Wie ein guter Start in die Aufzucht gelingt, erklärte Jonas Salzmann von der UFA. Dabei gibt es nicht einen Start, den man verpassen sollte, sondern mehrere Phasen während der Aufzucht, die erfolgreich verlaufen müssen, um gesunde Aufzuchtrinder und später leistungsfähige Milchkühe zu erhalten. Wichtig ist einerseits eine hohe Energieversorgung mit Milch in den ersten acht Lebenswochen, die sogenannte metabolische Programmierung. Kälber die intensiv getränkt werden, fressen ab der 13. Lebenswoche mehr Heu und Kraftfutter, was wiederum die Problematik des Wachstumsknicks verringert. Was auch ebenfalls genau beachtet werden sollte, ist die Körperkonditionsbeurteilung (Body Condition Scoring BCS) der Jungrinder. Überkonditionierte Rinder sind früher zuchtreif, haben aber einen rund zehn Prozent tieferen Erstbesamungserfolg als Rinder, die bei der ersten Besamung einen BCS von 3 bis 3,4 aufweisen. Zudem ist die Gefahr von Schwergeburten und Totgeburten bei überkonditionierten Rindern erhöht, was sich negativ auf die Fruchtbarkeit in den Folgelaktationen auswirkt. Martin Blaser vom Tierarzneimittelhersteller Zoetis erläuterte den Teilnehmenden, was in der neu revidierten Tierarzneimittelverordnung noch erlaubt ist. Der Einsatz von Antibiotika ist nicht direkt eingeschränkt. Wichtig sei, dass kritische Antibiotika nicht mehr auf Vorrat abgegeben werden und dass ein Einsatz klar mit dem Bestandestierarzt abgesprochen werden müsse.
Eine hohe Hygiene
Wie die Einstallung in der Kälbermast erfolgreich gestaltet werden kann, zeigte Alfred Erni, Verkaufsleiter Kälbermast UFA, auf. Nebst einer guten Hygiene sei eine bedarfsdeckende Versorgung an Vitaminen und Spurenelementen wichtig, um die Immunität der Kälber zu stärken. Besonders wichtig beim Einstallen und auch zu Beginn der Mast sei das regelmässige Fieber-messen. «Mastrassenkälber mit 40,5 Grad Fieber erkennt man nicht mehr von blossem Auge, da sie äusserlich keine Anzeichen für eine Erkrankung aufweisen», sagte Erni. Um kranke Kälber frühzeitig zu erkennen, sei das Fiebermessen die beste Massnahme.
Im Anschluss an die Veranstaltung fand auf dem Betrieb von Peter Friedli ein Rundgang statt. Er mästet die Kälber seiner 56 Milchkühe selber am Tränkeautomaten. Durch die Einzeltiererkennung kann er zugleich auch die Aufzuchtkälber am Automat tränken.