«Schon als kleiner Bub war für mich klar, dass ich später einmal Landwirt werden möchte», erzählt der frisch gebackene Landwirt Andreas Keller aus Fulenbach im Kanton Solothurn. Auch ein Schnuppertag als Landmaschinenmechaniker konnte den heute 18-Jährigen damals bei der Berufswahl nicht umstimmen.

Diesen Sommer hat der Solothurner seine Lehre zum Landwirt erfolgreich abgeschlossen. Doch mit der Schule geht es für den ehemaligen Lehrling direkt weiter. Um anschliessend an der Hochschule für Agronomie-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) in Zollikofen Agronomie studieren zu können, absolviert er dieses Jahr die Berufsmaturität. «Mit dem Studium möchte ich mir eine solide Grundlage schaffen. Man weiss nie, was in zehn Jahren sein wird», begründet er seinen Entscheid. In seiner Berufsmaturitätsklasse ist er der einzige Landwirt. Doch das stört ihn nicht: «Ich lerne gerne neue Leute kennen», sagt er.

«Ich bin ein Allrounder»

Andreas Kellers Ziel ist es, später einmal den elterlichen Betrieb zu übernehmen. «Ich möchte das, was meine Eltern aufgebaut haben, weiterführen», erklärt der Solothurner. Schon als kleiner Junge half er gerne auf dem Hof mit. «Acht Stunden am Tag im Büro zu arbeiten, das wäre nichts für mich», fügt er hinzu. Die Arbeit als Landwirt erfordere zudem eine gewisse Flexibilität, denn nicht alles lasse sich exakt vorausplanen. «Das gibt dem Ganzen noch einen besonderen Kick», sagt er und lacht.

Betriebsspiegel Familienbetrieb Keller:

Betriebsleiter: Christian und Monika Keller
Ort: Fulenbach SO
LN: 36 Hektaren
Produktionsform: IP-Suisse
Kulturen: Raps, Silomais, Hafer, Dinkel, Sonnenblumen, Futterweizen
Viehbestand: 36 Milchkühe (Rinder in Aufzucht)

Auf die Frage, ob er lieber im Stall bei den Kühen oder auf dem Acker ist, antwortet der Solothurner: «Ich bin ein Allrounder und brauche die Abwechslung.» Nach kurzem Überlegen fügt er hinzu, dass ihm der Stall vermutlich doch ein wenig lieber sei als der Traktor. Die perfekte Kuh zeichnet sich für den 18-Jährigen durch Langlebigkeit, eine mittlere Milchleistung zwischen 7500 und 8000 kg sowie eine gute Fruchtbarkeit und Gesundheit aus. «Am liebsten habe ich jene Kühe, die mir im Stall kaum auffallen», so der Landwirt. Zudem bevorzugt er gelassene Kühe. «Ich mag es nicht, wenn es unruhig im Stall ist», ergänzt er.

Offen für Veränderungen

Konkrete Vorstellungen, wie der Betrieb später einmal aussehen soll, hat Andreas Keller noch nicht. «Bis ich den Betrieb übernehme, fliesst noch viel Wasser die Aare hinunter», bemerkt der Solothurner. Die Milchwirtschaft und die Hochstamm-Obstbäume sieht er jedoch schon heute als Bestandteile des künftigen Betriebs. Weiter steht für ihn bereits heute fest: «Ich möchte den Betrieb immer weiter optimieren.» Vereinfachen und effizienter werden, das seien die Stichworte für ihn.

«Am liebsten sind mir die Kühe, die im Stall kaum auffallen.»

Für Andreas Keller muss die perfekte Kuh langlebig und robust sein.

Er finde es wichtig, als Landwirt nicht stehenzubleiben: «Man muss mit der Zeit gehen und offen sein für Veränderungen», sagt er. Schon während seiner Lehrzeit brachte der Junior viele Ideen aus der Schule nach Hause und auf den Lehrbetrieb. «Das Spannende ist ja, dass man das in der Schule Gelernte zu Hause in der Praxis umsetzen kann», erklärt er. Mit der Schule habe er beispielsweise einmal eine Biotagung besucht. Dort habe er die Untersaat im Mais entdeckt. «Dieses Jahr haben wir bei unserem herbizidfreien Mais eine Untersaat mit Perserklee ausprobiert», erklärt der 18-Jährige. Diese soll dazu beitragen, dass mehr Feuchtigkeit im Boden bleibt. Zusätzlich werde Stickstoff im Boden gebunden.

Von der Theorie zur Praxis

Auch die gesamte Milchviehfütterung stellte Andreas Keller gemeinsam mit seinen Eltern um, nachdem das Thema in der Schule behandelt wurde. «Ich habe einen Futterplan gerechnet und gemeinsam mit verschiedenen Futtermühlen haben wir die passende Mischung zusammengestellt», erklärt er. Ziel war es, eine möglichst hohe Grundfutterleistung zu erreichen. Bei der Produktion von IP-Suisse-Wiesenmilch sei dies aufgrund des beschränkten Kraftfutter-Anteils noch einmal wichtiger.

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Da auf dem Betrieb eingegrast wird, müsse zudem darauf geachtet werden, dass das Futter nicht zu alt werde. Die Fütterungsanpassung hat sich bewährt. «Durch den Umstieg auf das Wiesenmilch-Label konnten wir einen Milchrückgang in der Herde feststellen. Mit Hilfe der optimierten Fütterung haben wir es aber tatsächlich geschafft, die Milchleistung wieder zu steigern», erzählt der Landwirt.

Wie die Eltern so der Sohn

Die Offenheit, Neues auszuprobieren, hat der 18-Jährige von seinen Eltern übernommen. Auch sie haben mit ihrem Betrieb eigene Wege gewählt, die andere nicht gegangen wären, um so den richtigen Weg für sich zu finden. Einzig vom Kuh-Signal-Trainer konnte der Junior seine Eltern nicht überzeugen. «Das wird wohl ein Projekt, sein, um das ich mich nach der Übernahme kümmern werde», sagt er schmunzelnd.

Nicht nur bei seinen Eltern sei er immer auf offene Türen gestossen, auch auf den Lehrbetrieben durfte der damalige Lehrling seine Ideen einbringen. «Das ist sicherlich nicht selbstverständlich», findet der 18-Jährige und ist dankbar für die Offenheit der Betriebsleiter.

Vor- und Nachteile abwägen

Auch in der Berufsschule habe man über aktuelle Themen, wie beispielsweise die bodennahe Ausbringung der Gülle, diskutiert. Für Andreas Keller gilt es immer, die Vor- und Nachteile abzuwägen. «Beim Ausbringen mit dem Schleppschlauch sehe ich nicht nur Nachteile», so der Solothurner. Das Verfahren führe beispielsweise zu weniger Ammoniak-Emissionen, und die Gülle könne auch bei höheren Temperaturen noch ausgebracht werden. Jedoch bestehe auch die Gefahr, dass die Güllespur mit dem Gras zusammen aufwachse. Trotz der Nachteile überwiegen für ihn aber die Vorteile des Verfahrens.

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«Ich bin jemand, der versucht, das Beste aus jeder Situation zu machen», sagt Keller. Sicherlich sollten die Landwirte nicht alles mit sich machen lassen. Komme es aber trotz Widerstand zum Beispiel zu einer neuen Vorschrift, gelte es, das Beste aus der Situation zu machen. «Sich zu ärgern bringt nichts, sondern kostet nur Energie und Nerven, die man besser in eine Lösung investiert», so der Solothurner.