Eine Weite tut sich auf in der abgelegenen Landschaft des nördlichen Schaffhausens. Hier nach Altdorf, ganz nah an der deutschen Grenze, liegt der Föhrenhof. Da lebt und arbeitet seit 10 Jahren Lisa Fuchs.

Auf Briefkastentour

Einst hatte die gelernte Pflegefachfrau, die in einer benachbarten Gemeinde auf der deutschen Seite der Grenze aufgewachsen ist, mit der Landwirtschaft nur wenig Berührungspunkte. Nach dem Umzug auf den Föhrenhof wuchs Lisa Fuchs immer mehr ins bäuerliche Leben hinein, nach kurzer Zeit fasste sie den Entschluss, sich am Strickhof zur Bäuerin mit Fachausweis auszubilden.

Ihr Mann und sein Bruder übernahmen 2015 den Betrieb von den Eltern, seither wird er in einer Betriebsgemeinschaft gemeinsam geführt. Zu den Betriebszweigen Ackerbau und Rindermast kam vor drei Jahren ein Hühnerstall mit 110 00 Legehennen dazu. «Kaum waren die Hühner da, wurde ich angefragt, ob wir auch Eier direkt verkaufen würden», erzählt Fuchs. «Ein Hofladen war allerdings nie ein Thema, dafür sind wir zu abgelegen». Dennoch erschien ihr die Direktvermarktung reizvoll, und so fing die Mutter dreier Kinder im Alter von 4 bis 12 Jahren an, Briefkastentouren in der Umgebung anzubieten. Gleichzeitig konnte sie von einer älteren Bäuerin eine Brotbackmaschine samt Ofen und Rezept für ein prämiertes Schaffhauser Bauernbrot übernehmen. Wöchentlich lieferte sie fortan Eier und Brot aus.

Neue Produkte aufspüren

Die Sache begann Dynamik zu entwickeln: «Bald kam die Frage auf, was man aus Eiern noch so machen könnte», erzählt die Bäuerin weiter. So habe sie angefangen, selbst Chnöpfli, Eierlikör sowie aus dem restlichen Eiweiss Meringues herzustellen. Fuchs gab dem neuen Betriebszweig den Namen «Ei(d)erfuchs», ein Wortspiel, das ihr gefalle und welches die Leute neugierig mache, wie sie sagt. Inzwischen hat sie zwei Mitarbeiterinnen, die ihr bei der Produktion helfen. Wöchentlich werden 50–100 Packungen Chnöpfli à 500 Gramm hergestellt, dazu steht eine professionelle Spätzlemaschine aus dem Baden-Württembergischen Rottweil zur Verfügung.

Lisa Fuchs, die schliesslich am Arenenberg auch eine Weiterbildung in Direktvermarktung besuchte, organisierte die Bestellungen zunächst über Flyer auf Whatsapp-Gruppen. Mit der Zeit seien jedoch immer mehr Kunden zum «Reiat Lieferservice» dazu gekommen, und die Sache sei kompliziert geworden, worauf ein modernes Bestellsystem eingerichtet wurde. Zum richtigen Zeitpunkt: «Mit Corona hat es dann voll eingeschlagen», sagt die Schaffhauserin. «Während dem Lockdown stieg die Nachfrage deutlich an.» Es kamen Gemüsekistli aus dem Klettgau dazu, und um die Lieferungen freitags auszufahren, sind mittlerweile fünf Fahrer im Einsatz. Aus dem einst kleinen Lieferservice entstand nun die Vermarkungsplattform «Regio-Puur», welche landwirtschaftliche Produkte aus dem ganzen Kanton Schaffhausen anbietet.

Kontakt über die Grenze

Die im letzten Jahr gegründete GmbH wird von Lisa Fuchs sowie von Co-Leiter und Gesellschafter Bruno Bosshard geführt. Sie selbst ist zu 70 Stellenprozent angestellt. Zu ihren Aufgaben gehört es beispielsweise, Kontakte zu Produzenten zu knüpfen wie auch neue Produkte aufzuspüren. «Die Vielfalt und das Zusammenspiel der verschiedenen Angebote machen mir besonders viel Spass», erzählt Fuchs. «Dazu gehört auch das Kreieren und Finden neuer Rezepte, die wir auf den Sozialen Medien präsentieren.» Sie ist ausserdem zuständig für das Team von 12 Personen, die im Stundenlohn für den Lieferservice tätig sind. «Mitarbeiter zu führen, ist eine neue Herausforderung für mich», da muss ich zwischendurch auch mal streng sein», meint die Unternehmerin augenzwinkernd.

Daneben betreibt Lisa Fuchs im Rahmen ihres Familienbetriebs weiterhin Produkte für «Ei(d)er Fuchs». Nur mit dem Brotbacken habe sie kürzlich aufgehört, weil es ihr zeitlich einfach zu viel geworden sei. Dazu komme, dass Backwaren für den Lieferdienst durch das Angebot einer anderen regionalen Produzentin abgedeckt werden können.

Ihre freie Zeit verbringt die 32-Jährige gerne mit den Kindern, beim Wandern und in der Natur. Geselligkeit ist ein wichtiger Teil ihres Lebens: So ist Fuchs im Vorstand der Landfrauen Altdorf-Hofen sowie beim Verein Schaffhauser Regioprodukte, zudem macht sie beim lokalen Turnverein mit. Auch im Faschingsverein im deutschen Nachbardorf ist sie Mitglied, doch sei der Kontakt über die Grenze in letzter Zeit etwas seltener gewesen. 

 

Weitere Informationen: www.ei-derfuchs.ch | www.regio-puur.ch