Schon als Kind hat Daniela Marty mit Tieren kommuniziert. Für sie war das völlig normal, bis sie gemerkt hat, dass die anderen Kinder diese Fähigkeit nicht haben. «Ich wurde in der Schule oft gehänselt und als ‹huerä Buur› beschimpft, weil ich mich in meiner Freizeit lieber mit Tieren als mit anderen Kindern umgab», erzählt Daniela Marty, die nicht auf einem Bauernhof aufwuchs, aber viel Zeit auf dem Hof ihres Onkels verbrachte.

Bis alles zu viel wurde

Mit jungen fünfzehneinhalb Jahren lernte sie ihren Mann Thomas kennen. 1991 heirateten sie, da war Daniela 20, und übernahmen 1992 den Bio-Milchwirtschaftsbetrieb von Thomas' Eltern im st. gallischen Kirchberg. 1997 kamen Legehennen dazu. Daniela Marty absolvierte das bäuerliche Haushaltslehrjahr, besuchte die Bäuerinnenschule und zog fünf Kinder gross. «Während dieser Zeit vergass ich meine Fähigkeit, mit Tieren zu kommunizieren. Ich vergass, wie viel mir das als Kind gegeben hatte», erzählt die heute 49-Jährige.

Die Arbeit auf dem Betrieb, das ständige Gefühl, immer und sofort für alle da sein zu müssen, setzten ihrer Gesundheit zu. «Ich habe die Probleme meiner Mitmenschen im Unterbewusstsein aufgenommen und zu meinen Problemen gemacht», berichtet sie. Oft habe sie sich klein und nichtig gefühlt. 2012 erlitt sie schliesslich ein Burnout.

Pferde als ständiger Wegbegleiter

Rückblickend sagt Daniela Marty: «Anzeichen, dass etwas nicht in Ordnung war, gab es viele. Aber ich habe die Warnzeichen meines Körpers ignoriert.» Ihr Burnout bezeichnet sie heute als Schlüsselerlebnis: «Ich sah diese Krise als Chance, da selber wieder herauszukommen – mit Unterstützung meiner Familie und Freunden.»

Erst in dieser Lebensphase erinnerte sie sich an ihre Fähigkeit, mit Tieren zu kommunizieren. Besonders Pferde haben es ihr angetan. 2015 kaufte sie zwei Haflingerpferde. «Pferde spiegeln dich zu 100 Prozent wieder», sagt sie. Ihre beiden Haflinger hätten sie viel gelehrt, auch wenn es manchmal «knallhart» gewesen sei. Sie nennt ein Beispiel: «Als es mir nicht gut ging, habe ich mich immer klein gefühlt und so bin ich auch durchs Leben gegangen.» Die eine Stute stieg oft, so lernte Marty, sich aufzurichten und für sich einzustehen.

Daraus schöpfte die fünffache Mutter Kraft. Sie machte von 2016 bis 2019 die Ausbildung zur Tierkommunikatorin und Coaching mit und ohne Pferd. «Ich merkte bei meiner Arbeit mit den Pferden, dass da etwas anderes ist, etwas, das man nicht anfassen kann. So etwas wie Intuition oder einen siebten Sinn.»

Für die Selbstheilung muss man lernen loszulassen

Daniela Marty entschied sich, mit ihrer Fähigkeit auch andere Menschen zu begleiten. Seit dem Frühling 2020 bietet sie intuitive Coachings mit und ohne Pferd bei sich zu Hause an. Seit September 2020 hat sie im Studio neben dem Wohnhaus ein Coaching eingerichtet. Sie begleitet Menschen in schwierigen Lebenssituationen, in Lebenskrisen und bei psychischen Belastungen. «Ich versuche, die Ursache aufzudecken und zu klären, damit der Selbstheilung des Körpers, des Geistes und der Seele keine Grenzen mehr gesetzt sind», führt sie aus.

Marty arbeitet mit verschiedenen Hilfsmitteln, wie dem Armlängentest, der Stimmgabel und systemischem Coaching. «Hauptsächlich arbeite ich sehr intuitiv und individuell dem Klienten angepasst», sagt sie. «Coaching zielt immer ab auf eine – auch präventive – Förderung von Selbstreflexion und -wahrnehmung, Bewusstsein und Verantwortung, um so Hilfe zur Selbsthilfe zu geben.»

Tiere verstehen und von ihnen lernen

Auch bei der Arbeit mit der Tierkommunikation geht es immer wieder ums Loslassen. Bei dieser Arbeit wird immer auch der Besitzer miteinbezogen. «Meistens übernehmen die Tiere Themen für den Besitzer oder die Besitzerin und entwickeln daraus Symptome. Da geht es dann hauptsächlich ums Bewusstwerden der Thematik», erklärt Daniela Marty. Sie vermittelt sozusagen zwischen Mensch und Tier, damit jeder seine Themen lösen kann und ein gegenseitiges Miteinander wieder möglich wird.

Marty erwähnt als Beispiel eine Kuh, die ihren Besitzer angriff als sie frisch gekalbt hatte. Mittels Tierkommunikation fand Marty heraus, dass die Kuh kein Vertrauen in die Menschen hatte. Allein das Ernstnehmen der Tiere könne schon vieles lösen, betont Marty. Den Rest macht die Biobäuerin mit Heilarbeit. «Von den Tieren können wir so viel lernen und sie möchten einem immer wieder vermitteln, dass wir in unsere Präsenz kommen und Verantwortung für unser eigenes Leben übernehmen sollen.»

Keine Begegnung ohne Grund

Etwa zwei Coachings pro Woche macht Daniela Marty im Durchschnitt und ebenso viele Tierkommunikationen. «Für mich ist das ein Ausgleich zur Arbeit auf dem Betrieb», hält sie fest. Sie hat inzwischen gelernt, sich abzugrenzen. «Ich nehme, das, was meine Mitmenschen bedrückt, zwar auf, kann es aber auch wieder loslassen, denn es ist ja nicht ‹meins›.» Sie nimmt aus jeder Begegnung etwas mit. Denn Daniela Marty ist überzeugt: «Man begegnet im Leben nur Menschen, von denen man auch etwas lernen kann.»