Es war an einem Dienstag. Ich hatte Dienst, als ein Anruf eines Landwirts kurz vor dem Pensionsalter einging. Schluchzend vertraute er mir an, dass er nicht mehr wisse, wie weiter, und dass er Unterstützung für die nächsten Schritte bräuchte. Er stehe hier in seinem blühenden Kartoffelfeld. Er werde demnächst pensioniert und habe noch keine Lösung für die Hofnachfolge; keine Kinder und auch keine potenziellen Nachfolger.

Vertrauen fassen

Doch das ist nicht das Einzige, was ihn bedrückt: Nach Rückfragen begann er zögernd zu erzählen, wie sein Betrieb aufgestellt ist und welche Zusammenarbeit er mit wem pflegt. Auch tauchten einige Konflikte mit den Behörden auf. Als ich ihm sagte, dass ich selbst auch einen Betrieb führe, gewann er an Vertrauen und er begann, von seiner Grossviehmast und dem Ackerbau zu erzählen. Er fuhr weiter mit all dem Land, das er gekauft oder gepachtet hatte, und welche Summen er in Gebäude und Maschinen investiert hatte.

Ich spürte, wie viel Herzblut er in seine Tiere und die Kulturen gesteckt hatte; meistens ohne fremde Mithilfe von morgens früh bis spät abends. Nicht immer lief alles gut: Finanzielle Probleme mit Maschinen, das Schleppschlauchobligatorium, die Tierschutzkontrollen und die sich laufend ändernden Verordnungen über das Direktzahlungssystem belasten ihn sehr. Und doch raffte er sich immer wieder auf wegen der Freude an seinen Tieren und Kulturen.

Loslassen ist schwer

Abermals wurde es mir bewusst: Eine Betriebsübergabe ist so viel mehr als die rechtlichen und finanziellen Aspekte. All diese Höhen und Tiefen machen die Übergabe eines Betriebes zu einem so grossen emotionalen Schritt. Ein Lebenswerk zurückzulassen, wiegt einen Moment viel schwerer als die Frage, wer oder wie ein Betrieb weitergeführt wird.

Der Anrufer fragte mich: «Darf ich denn nach einer Übergabe noch auf den Betrieb? Darf ich noch mithelfen? Was mache ich im schlimmsten Fall mit meiner Freizeit? Ich hatte nie ein Hobby. Mein Betrieb ist und war alles.»

Ein solcher Prozess braucht Zeit und es hilft, wenn man sich diese Fragen frühzeitig stellt. Falls plötzlich alles über Ihnen zusammenbricht: Holen Sie Hilfe und lassen Sie sich ein Stück begleiten.

Das Team vom Bäuerlichen Sorgentelefon ist für Sie da, rufen Sie uns an. Tel. 041 820 02 15. Montagvormittag (8.15–12 Uhr), Dienstagnachmittag (13–17 Uhr) und Donnerstagabend (18–22 Uhr). www.baeuerliches-sorgentelefon.ch