2014 starben in der Schweiz 754 Männer und 275 Frauen durch nicht assistierten Suizid (nicht begleiteten Selbstmord). Das sind zwei bis drei Suizide pro Tag – und vier Mal mehr als Todesfälle im Strassenverkehr. Jeder dritte Todesfall bei jungen Männern ist ein Suizid, bei jungen Frauen ist es jeder fünfte. Die höchste Suizidrate haben Männer über 75 Jahre. Täglich werden 20 bis 30 Menschen, mehrheitlich Frauen, nach Suizidversuchen medizinisch betreut. Suizidfälle haben beträchtliche indirekte Folgen: Durchschnittlich sind vier bis sechs Angehörige und Nahestehende davon betroffen. Diese Zahlen wurden zu Beginn der Tagung «Suizidprävention in der Landwirtschaft» präsentiert.
Keine Zahlen für die Schweiz
Wie viele Landwirte und Bäuerinnen Suizid begehen, darüber gibt es in der Schweiz keine Zahlen. «Die Angaben in den Medien sind Vermutungen», erklärte Christine Jurt, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften, die im Auftrag des Bundesamts für Landwirtschaft eine Studie anhand einer Literaturanalyse und Expertengesprächen zum Thema erstellte. DAs BLW organisierte auch die heutige Tagung. «Die Politik braucht Zahlen, obwohl diese nichts am Schicksal der Betroffenen ändern», resümierte Jurt zum Schluss ihrer Präsentation.
Jedes Schicksal ist persönlich. Am Anfang steht eine Krise, diese hat eine Wahrnehmungsstörung oder Realitätsverzerrung zur Folge. Suizidgefährdete wollen eigentlich nicht sterben. Der Tötungsversuch geschieht in einem Ausnahmezustand. Auslöser dafür können eine Depression oder Burnout sein. In der Landwirtschaft sind es häufig auch finanzielle Probleme oder der Druck der Agrarpolitik.
Präventionsmassnahmen gesucht
Am Nachmittag wurde in Workshops nach möglichen Lösungsansätzen für die Suizidprävention gesucht und diese diskutiert. Lukas Schwyn, Präsident des bäuerlichen Sorgentelefons, plädierte beispielsweise für Figuren, also Menschen mit dem Etikett «Nothilfe». Denn er ist überzeugt, dass sich Menschen lieber an Menschen als an Institutionen wenden. Doch das koste und sollte vom Bund finanziert werden. Doch für solche Ausgaben seien im Budget meistens kein Geld.
Sehr häufig wurde die Sensibilisierung genannt. Personen aus dem Landwirtschaftlichen Umfeld, also Lehrpersonen, Beraterinnen, Futtermittelverkäufer oder Kontrolleure sollen auf das Thema sensibilisiert und geschult werden. Ein Beispiel für ein solches Sensibilisierungsprojekt ist «Sentinelle Waadt». Dort werden Personen, wie oben genannt, geschult und es hat zwei «Seelsorgerinnen» die Hilfe anbieten.
Esther Thalmann
Mehr zum Thema lesen Sie in der Printausgabe der BauernZeitung vom 14. September.