Ein Leben ohne Tiere ist nicht denkbar. Selbst wer sich nicht dafür interessiert, wird ständig – laut oder leise – mit der Tierwelt konfrontiert: Sei es in Form einer Fliege vor dem Gesicht, einer Wespe im Trinkglas oder Vogelgezwitscher vor dem Fenster. Oder in Form von Fleisch auf dem Teller. Auch Ausdrücke wie «mucksmäuschenstill», «Rabeneltern» oder «das geht auf keine Kuhhaut», welche Vergleiche zu spezifischen Eigenschaften ziehen, widerspiegeln die Allgegen-wärtigkeit von Tieren. 

Oftmals enge Bindung 

Die Sonderausstellung «Ich Tier Wir – eine sonderbare Beziehung», die das Museum Allerheiligen in Schaffhausen derzeit zeigt, hat sich dem Verhältnis zwischen Mensch und Tier angenommen und beleuchtet es aus verschiedenen Perspektiven. Eine davon ist die enge Bindung zu Haustieren. In einem Film-dokument etwa erzählen Besitzer(innen) von Hunden, Katzen oder Pferden, was ihr Tier ihnen bedeutet. So ist etwa von Sinngebung und Verantwortung die Rede. Die Ausstellung nennt zudem Zahlen und Fakten. Zum Beispiel: 2021 wurden hierzulande mehr Haustiere gekauft als Kinder geboren. Insgesamt gibt die Schweiz 1,5 Mia. Franken für ihre tierischen Freunde aus. Wobei man für einen Hund durchschnittlich 2000 Franken pro Jahr liegen lässt, für eine Katze sind es rund 1000 Franken. 

Katzen liegen im Trend 

Apropos Hund und Katze: Laut der Ausstellung nimmt in Deutschland und in der Schweiz die Zahl der Haushalte mit Katzen stetig zu, jene mit Hunden jedoch ab. Die Sozialwissenschaften vermuten, dass vor allem veränderte Beziehungs-ideale dahinterstecken: So identifizieren wir uns in der heutigen Zeit wohl mehr mit der Unabhängigkeit und Eigenständigkeit von Katzen als mit der Treue und Hingabe von Hunden (oder hat es am Ende auch damit zu tun, dass Katzen in der Haltung offenbar günstiger sind?). 

Doch was unterscheidet überhaupt den Menschen vom Tier? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Philosophie seit ihren Anfängen. Die Ausstellung stellt sie direkt den Besucherinnen und Besuchern. Deren Antworten sind auf Post-it-Zetteln an die Wand geklebt. Einige weisen darauf hin, dass Kultur und Intelligenz den Menschen ausmachen. Andere dagegen bringen die Meinung zum Ausdruck, es gebe gar keine Unterschiede zwischen Mensch und Tier. 

Jenseits von Klischees 

AboDie Vielfalt an Hühnerrassen gilt als Basis der Züchtung moderner Hochleistungshühner.(Bild zVg)AusstellungDer unterschätzte Vogel: Ein Museum voller HühnerMontag, 25. Mai 2020 Thematisiert wird auch die Haltung von Nutztieren. So dokumentiert etwa eine Fotografin das Leben von zwei Ziegen, von der Geburt über den Tod hinaus bis zum verzehrfertigen Fleisch. Damit beleuchtet sie die Vielschichtigkeit der Mensch-Tier-Beziehung – ohne dabei Klischees wie Massentierhaltung oder romantisierende Bauernhofidylle zu verwenden.

«Tiere auf der Anklagebank» ist ein weiterer Posten der Ausstellung. Er beleuchtet Konflikte, die durch unerwünschtes tierisches Verhalten entstehen. So geht es etwa um den Wolf, der Schafe tötet, oder um den Biber, der Bäume fällt. Die Besucher(innen) werden dabei aufgefordert, sich sowohl in die Rolle der Ankläger der Tiere als auch der Verteidiger hineinzuversetzen.

Interaktivität ist ein zentrales Element der Ausstellung «Ich Tier Wir – eine sonderbare Beziehung». Diese stellt den Besucherinnen und Besuchern auf spielerische Weise zahlreiche Fragen, auf die es keine generellen Antworten gibt. Vielmehr wird jede und jeder Einzelne mit der Frage nach der persönlichen Einstellung gegenüber Tieren konfrontiert.

Ausstellung «Ich Tier Wir – eine sonderbare Beziehung»
Im Museum Allerheiligen, Schaffhausen. Bis 25. Januar 2025.
Öffnungszeiten:  Dienstag bis Sonntag, 11 bis 17 Uhr.
www.allerheiligen.ch