Da das Wetter eines der wichtigsten Elemente bei unserer Arbeit ist, ist es nicht verwunderlich, dass bei fast allen Begegnungen zwischen Landwirten darüber gesprochen wird. Dieses Jahr war es einmal mehr eine schwierige Herausforderung, die Ernte gut unter Dach zu bringen. Aber was ist das Wetter überhaupt?
Alte Wetterregeln erstaunlich zuverlässig
Auch wenn Bauernregeln oft belächelt werden, haben sie eine gewisse Berechtigung. Es gibt Nachweise, dass schon im 15. Jahrhundert danach gesät und geerntet wurde. Damals gab es noch keine Satellitenbilder und Modellrechnungen. Dennoch war es natürlich wichtig, das Wetter zu verstehen, um eine möglichst gute Ernte zu erreichen.
Die meisten Regeln entstanden bis zum 16. Jahrhundert und waren erstaunlich zuverlässig. Auch nach der Einführung des gregorianischen Kalenders, bei dem 10 Tage wegfielen, waren sie immer noch zu 70 Prozent zuverlässig.
Wetter macht vor Grenzen nicht halt
Dank den Wetterschmökern bleibt dieses Gut erhalten. Mittlerweile hat es Showpotenzial, was gut ist, denn nur so begeistert man die Massen. Roman Ulrich, der Gewinner des letztjährigen Wettbewerbs, veranstaltete unlängst einen Anlass. Gespickt mit viel Witz, erzählte er vom Wetter. Er bedient sich für seine Voraussagen des 100-jährigen Kalenders. Auf einfache Art erklärte er, was Wetter sei: Die Elemente seien Luft, Sonne und Wasser auf unserem Planeten. Die Wärme der Sonne sei der Auslöser der Vorgänge in der Atmosphäre. Was es schwierig mache, das Wetter vorauszusagen, sei der Einfluss des Windes, der Höhenlage, der Land-Meer-Verteilung und der Luftfeuchtigkeit. Auch mache das Wetter vor den Grenzen nicht halt, und bei Bise hätten sie gar im Bisisthal den Kohlegestank von Deutschland und bei Föhn die Abluft von Mailand. Sehr oft hätten sie Föhneinfluss und könnten noch heuen, während andere schon im Regen stehen.
Sehr interessant ist, wie so ein Sieg zustande kommt. Einerseits seien es Lostage, also an einem Tag die richtige Prognose, andererseits könne man eine Prognose über längere Zeit abgeben. Es sei eine Sisyphusarbeit, bis so eine Bewertung zustande komme.
Siebenschläfertag macht Sinn
Es gibt unzählige Bauernregeln, die regional gelten und sich meistens an religiösen Tagen orientieren. Fronfasten zum Beispiel, die viermal im Jahr von Mittwoch bis Samstag oder Sonntag dauern, sind Fastentage, die sichan Ostern, Pfingsten, Kreuzerhöhung und Weihnachten orientieren. So soll in dem jeweiligen Quartal der Wind vorherrschend sein, welcher in diesen vier Tagen weht. Dies kann man sehr gut beobachten und es würde mich nicht wundern, wenn wir bis im Dezember vermehrt Bise hätten.
Eine ebenfalls interessante Regel ist der Siebenschläfertag. Die Bauernregel besagt, dass das Wetter, welches am 27. Juni herrscht, für sieben Wochen bleiben soll. Diese Regel kann man heute sogar mit den heutigen Informationen belegen. So bewegt sich der Jetstream stetig, im Hochwinter oder Hochsommer bleibt er aber für längere Zeit konstant.
Ebenso die Schafskälte, die so um den 11. Juni herum ist und nach Barnabas benannt wird. In dieser Zeit kommt oft kaltfeuchte Luft aus Nordwesten in den Alpenraum. Dieses Wetterphänomen ist auch als «Europäischer Sommermonsun» bekannt und tritt regelmässig auf.
Auch mal selbst beobachten
Unsere Vorfahren waren also sehr genaue Beobachter und Deuter. Trotz den vielen Apps und den Meteoinformationen über verschiedene Kanäle, die wir erhalten können, ist es unerlässlich, auch mal selber die Natur zu beobachten. Diesen Sommer war die feuchte Luft auf alle Fälle allgegenwärtig zu sehen, in den Tälern, in denen man kaum mal klare Sicht hatte. Kein Wunder, dass es bei der Erwärmung durch die Sonne sehr oft regnete. Es lohnt sich noch heute, ab und zu an den Himmel zu schauen und die Wolken zu interpretieren und zu beobachten, aus welcher Richtung der Wind kommt.
Zur Person
Anna Luchsinger ist Bäuerin und führt in Schwanden einen Biobetrieb. Sie schreibt für die Arena der BauernZeitung Ostschweiz/Zürich.