Seit rund zwei Jahren sind Jonas Fries und Linda Riedel auf der Suche nach einem Hof. «Es ist extrem schwierig», sagt der gelernte Schlosser, der 2023 die Zweitausbildung zum Landwirt EFZ abschliesst. Seit er bei einem Bekannten in der Landwirtschaft gearbeitet hat, steht für ihn fest, dass er selber «bure» will. Seine Partnerin hat einen Bachelor in Agronomie.

Erfahren in der Praxis

AboWenn der Lebensabend hereinbricht, stellt sich die Frage, wer in Zukunft die Rinder von der Weide holen wird. Damit sind viele Ängste verbunden, die es ernst zu nehmen gilt.Strukturwandel in der SchweizPotenzielle Betriebsleiter(innen) gäbe es genug – es fehlen die HöfeMontag, 7. November 2022 Beide sind nicht auf einem Hof aufgewachsen, haben aber breite Praxiserfahrung. «Wir haben über fünf Jahre auf Betrieben mit diversen Betriebszweigen gearbeitet und waren auch auf der Alp», führt Linda Riedel aus. Jonas Fries führt ausserdem Lohnarbeiten im Ackerbau aus, während die Agronomin am BBZN in Luzern in der Beratung tätig ist. Die beiden konnten bisher fünf Betriebe besuchen, die Gespräche mit den Hofabgebenden seien jeweils sehr emotional gewesen. «Mir schien manchmal, die andere Seite war noch nicht wirklich bereit zum Loslassen», erzählt Fries. Er hält es für sehr wichtig, dass alle von Anfang an offen kommunizieren und ihre Bedenken auf den Tisch legen.

Von ihrem zukünftigen Betrieb haben Jonas Fries und Linda Riedel keine fixe Vorstellung. «Wir sind flexibel», meint der Bündner, «wenn es der Betrieb und die vorhandene Infrastruktur zulassen, würden wir aber gerne Milch- oder zumindest Mutterkühe halten.» Ausserdem möchte das Paar am liebsten nicht zu weit in die Westschweiz oder ins Tessin ziehen. Die Betriebszweige wollen sie dem Standort anpassen.

Änderungen wohl nötig

Wenn möglich würden Fries und Riedel einen Betrieb kaufen, «in vielen Fällen könnten wir uns das aber nicht leisten». Sowohl ein Pachtverhältnis als auch ein Kauf bringen die Schwierigkeit mit sich, dass die ältere Generation allfällige Veränderungen des Hofs akzeptieren muss. Gerade bei kleinen Betrieben ist es aus Sicht von Jonas Fries oft nicht möglich, auf dieselbe Weise weiter zu wirtschaften wie früher und dabei rentabel zu sein. Zumal das Paar einen Vollerwerbsbetrieb anstrebt.

Ursina und Niculin Töndury arbeiten in einer Solawi.Schwierige Suche nach einem Betrieb«Wir hatten sehr viel Glück», meint Niculin Töndury dazu, wie er einen Hof fandMontag, 7. November 2022 Auf einen Betrieb gebe es ungefähr 70 Bewerbungen, bemerkt Jonas Fries. «Da muss man auffallen, um eingeladen zu werden.» Dass er nicht mit seiner Partnerin verheiratet ist, könnte seiner Meinung nach ein Grund für Absagen sein. «Man sieht eine Ehe als bessere Garantie für Stabilität an», vermutet er. Riedel und Fries finden es schade, dass gerade kleinere Betriebe häufig nicht weitergegeben, sondern zerstückelt werden. Die abtretende Generation habe das Gefühl, es rentiere nicht, oder sie traue der jungen Generation die Weiterführung ihres Lebenswerks – halt mit den nötigen Anpassungen – nicht zu.

Digital und analog weiter

Jonas Fries will die Hofsuche zusammen mit seiner Partnerin fortsetzen und hofft, entweder via das Portal hofübergabe.ch oder Bekannte ans Ziel zu kommen.