Niculin Töndury ist nicht auf einem Landwirtschaftsbetrieb aufgewachsen, die Übernahme eines Familienbetriebs war daher ausgeschlossen. Nach seiner Lehre zum Landwirt 2012 machte sich Töndury auf die Suche nach einem passenden Betrieb, zuerst zusammen mit seiner Frau Ursina als Teil einer fünfköpfigen Gruppe. «Wir wollten sicher etwas zusammen machen und direktvermarkten, hatten aber nicht konkret die solidarische Landwirtschaft im Kopf», erinnert er sich.
Per Zufall zum Radiesli
Später suchten Töndurys mit den Gründerinnen des Solawi-Projekts Radiesli in Bern weiter. Zum Radiesli kam der Berner über den Betrieb, bei dem er als HAFL-Student farbige Kartoffeln auf einer kleinen, gepachteten Fläche angebaut hatte. «Dort lernte ich neben dem Betriebsleiter die Gemüsegärtnerinnen der Solawi kennen», erzählt Töndury. Da Ulrich Leibundgut vor der Pensionierung stand und das Radiesli einen Hof übernehmen wollte, kam eines zum anderen. Für Leibundguts sei dies aber wohl schon ein Prozess gewesen, der nicht einfach war, sagt Niculin Töndury rückblickend. Darin hätten sicher auch Zukunftsängste eine Rolle gespielt. «Es geht um das eigene Heimet, auf dem man jahrelang gearbeitet hat», gibt er zu bedenken.
Erst Pacht, dann Eigentum
Auch sei das Gespräch mit Nachbarn nicht einfach gewesen, da mit einer Übernahme der Flächen gerechnet worden war. Nach etwa einem Jahr bekam das Radiesli den Zuschlag für den Hof der Leibundguts und 2016 übernahm die Solawi als GmbH den Betrieb in Pacht. «Wir hatten sehr viel Glück und mussten nicht allzu intensiv suchen», bilanziert Niculin Töndury. Mittlerweile hat das Radiesli den Hof kaufen können, die früheren Besitzer haben das Mietrecht erhalten. «Die Solawi hatte schon viel investiert und brauchte die Sicherheit des Eigentums», begründet Niculin Töndury. Das Verhältnis zu den Leibundguts im Stöckli sei bis heute ein gutes.