Immer mal wieder bittet eine ältere Person um Zahnpasta, Duschgel oder Shampoo. Bauern bearbeiten Felder mit Ochsengespannen. Lange Schlangen an den Tankstellen gehören zum Alltag. Pferdekutschen sind ein beliebtes Fortbewegungsmittel, sowohl mitten in der Hauptstadt Havanna als auch auf den leeren Autobahnen.
Das sind einige der Eindrücke der 18-köpfigen Leserreisegruppe, die diesen Frühling Kuba besuchte. Auf dem Programm standen unter anderem Besuche in einer Zigarren- und Zuckerrohrfabrik sowie im Forschungszentrum für Imkerei. Die Gruppe wurde auf Früchte-, Tabak-, und Kaffee-Farmen willkommen geheissen und bestaunte geschichtsträchtige Kolonialbauten. Und natürlich gehörten eine Rumdegustation, eine Oldtimer-Fahrt und einige Strandtage dazu.
Sich den Umständen anpassen
Für die Einheimischen ist die Zeit herausfordernd, es fehlt an so vielem. Zehntausende haben daher in den letzten Jahren die Insel verlassen, vor allem junge, gut ausgebildete Frauen und Männer. Die Gruppe aus der Schweiz lernte auf der Reise viel über die Geschichte der Landwirtschaft. Sie ist ein Spiegel der politischen und wirtschaftlichen Veränderungen, die das Land durchlaufen hat.
Viele Bauernfamilien wirtschaften biologisch, mit viel Handarbeit sowie mit Ochse und Pferd. Die meisten begannen einst nicht aus Überzeugung so zu arbeiten, sondern der Not gehorchend. Sie hatten und haben keinen Zugang zu chemischen Düngemitteln und Pestiziden. Es fehlt Treibstoff, um die Lebensmittel in die Stadt zu transportieren. Auch Ersatzteile für Maschinen sind Mangelware und die Stromzufuhr ist unzuverlässig.
In der Theorie könnte sich Kuba selbst ernähren. Doch in der Praxis hängt der Inselstaat von Lebensmittelimporten ab. Staatlich verordnetes Urban Gardening und die Förderung kleinerer, diversifizierter Landwirtschaftsbetriebe sind für die Kubanerinnen und Kubaner wichtige Strategien, um die Lebensmittelversorgung zu verbessern. Doch längst nicht alle können sich die so produzierten Produkte leisten.
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Reformen sollen helfen
Die Regierung hat Reformen eingeführt, um die Landwirtschaft zu unterstützen. Dazu gehören die Schliessung unrentabler Betriebe, die Förderung von Privatinitiativen und die Liberalisierung von Vorschriften für den Agrarsektor. Es entstehen auch vermehrt private Bio-Kooperativen. Doch die Umsetzung der Reformen geht vielen Kubanerinnen und Kubanern zu langsam vorwärts. Oder wie Reiseleiter Rafael es formulierte: «In der Theorie könnte es funktionieren, aber in der Praxis ...»