Es ist 9 Uhr abends, Lehmeli Chrigu sitzt in der Berghütte der Portenalp und nippt am selbstgemachten Heidelbeerschnaps, den er in einem Weidenkorb heraufgebracht hat. Es ist zwar Sommer, aber es ist kalt hier oben im engen Tal, im Schatten des nächsten Berges, wo die Strasse endet, und wir haben nichts ausser dunklem Kaffee und klarem Alkohol, um uns in der alten, ungeheizten Stube warm zu halten.

Lehmeli Chrigu ist nach dem lehmigen Boden benannt, der sein altes Bauernhaus, das Grosshaus, umgibt. Es ist riesig und steht nach Jahrhunderten, in denen es Menschen beherbergt hat weitgehend unbewohnt. Hier hat seine Grossmutter immer gelesen und geschrieben, und hier hat ihre Schwiegertochter ihren Sonntags-Zopf gebacken.

Es ist ein Haus mit kleinen Zimmern, niedrigen Decken und knarrenden Böden, ein Labyrinth höhlenartiger Räume mit wenig Licht, das durch das alte Holz dringt. Aber, wie seine Frau Maria sagt, «die Grossmutter hat es freundlich gemacht». Worte dringen durch die Wände und werden von Generation zu Generation weitergegeben. «Chrigus Urgrossvater sagte, wenn man etwas tut, und wenn man es so tut, dass man alles andere vergisst, dann macht man es richtig.»