Die Geschichte von Sue begann lange vor ihrer Geburt. 1938, dem Jahr, in dem die Nazis Österreich annektierten. Ihr Vater floh aus seinem Haus in der Steinfeldgasse 2 in Wien. Er hat nie wieder darüber gesprochen. Er liess sich schliesslich in Rugby (England) nieder und heiratete eine Frau aus der Gegend.
Und eines ihrer Kinder war Sue.«Er war immer mürrisch, dachte immer an seine Arbeit in England.» Er sprach nie über das, was er hinter sich gelassen hatte. Er hat seine Familie nie in sein Elternhaus oder gar nach Wien mitgenommen. Aber er nahm sie mit in die österreichischen Alpen.
Und Sue verliebte sich in die Berge, als sie gerade fünf Jahre alt war. Und sie sah, wie sich ihr Vater in seinem eigenen Land verwandelte und seine eigene Sprache sprach. Sie versprach sich selbst, dass sie sich niemals an einem Ort niederlassen würde, den sie nicht liebte. Und Sue hielt ihr Versprechen.
Sie ging ihren Weg, zurück in ihre geliebten Alpen. Da der Lohn in Österreich zu niedrig war, bekam sie eine Stelle im kleinen familiengeführten Hotel Rothorn in Visperterminen im Wallis. Fast sofort lernte sie einen Hirten kennen und heiratete ihn. Und hier sind wir nun, auf 1500 Metern über Meer, und spielen mit Pat, dem Bläss, vor dem Stall mit Schwarznasenschafen.