Vor einem halben Jahrhundert wanderte ein 12-jähriger Hirtenjunge im Dunkeln und ohne Licht unter dem Gletscher hindurch und über den Bergpass. Als er von seiner Hütte zurückkehrte, hatte er eine wertvolle Fracht für seine Mutter dabei: ein Murmeltier. Sie würde es in Wein kochen. Rot, weiss ... «irgendeinen Wein, den wir hatten!» Es war so gut wie ein Ragout, sagt er. Und heute, einen Bergpass entfernt von dem wilden Tal seiner Kindheit, teilt er mit mir Geheimnisse.
Seine 68-jährigen Hände zittern, er zeichnet einen Kreis und dann Linien darin. Die Falle, mit der er Murmeltiere fängt. Das Wichtigste war, die Milz herauszunehmen. Dafür machte er einen Schnitt unter der Schulter. «Wenn man sie drin lässt, schmeckt das Fleisch nach Erde.» Es gibt auch andere Geschichten: von jungen Männern, die die Frauen zum Kaninchenessen einladen. Erst als die Gastgeber anfingen zu miauen, merkten die Gäste, dass sie von den Dorfkatzen gefüttert worden waren. Wilde Tage, über die wir heute Abend beim Wein lachen. Jetzt aber kocht der alte Mann hauptsächlich Gemüse. Und liebt Gitzifleisch, von Babyziegen. Aber, wenn man ihm eine Chance gibt. «Ich würde immer noch ein Murmeltier vorziehen!»