Am Donnerstag ist in St. Gallen die 77. Olma eröffnet worden, die bis zum 20. Oktober dauert. Ausnahmsweise ersetzt heuer die Volkskultur den Gastkanton, haben die Kantone ihre Budgets doch bereits an der Fête de Vignerons verbraucht, wie Olma-Direktor Nicolo Paganini sagte.
Der "oberste Viehdoktor"
Der Präsident der IG Volkskultur, Albert Vitali, zeigte sich erfreut über die Gelegenheit, die Aktivitäten seiner wachsenden Mitgliederschar einem grossen Publikum vorzuführen. Besonders glücklich ist er über den Zustrom von jungem Publikum an die eidgenössischen Grossanlässe.
Bundesrat Alain Berset, der vom Messedirektor als "oberster Viehdoktor" (das Veterinärwesen gehört zu seinem Departement) vorgestellt wurde, sorgte mit einer launigen Rede für viel Applaus. Er sei von den Bundesratskollegen gewarnt worden, dass an der Olma nicht nur Milch getrunken werde, so Berset. Und dass das Gemüse nur zum Anschauen ausgestellt werde. Zudem liessen die St. Galler das einzige gesunde an der Wurst, den Senf, weg.
Keine Angst vor Debatten
Die Wurst diente ihm auch als Aufhänger für einen kleinen agrarpolitischen Exkurs. Das klassische helvetische "Durchwursteln" sei auch hier zu empfehlen. Ringen um den Kompromiss ohne Angst vor Debatten um Trinkwasser und Pflanzenschutz, empfahl der Gesundheitsminister den Landwirten, denen er für ihren Einsatz dankte.
Dass "Durchwursteln" nicht negativ gemeint sei, werde man in St. Gallen, "wo die Wurst verehrt wird", am besten verstehen, so Berset. "Die Schweiz ist so erfolgreich, weil wir seit je mit Kompromissen weiterkommen, auch wenn es sich manchmal wie Stillstand anfühlt", sagte er.
Berset fordert faire Freihandelsbedingungen
Er sei überzeugt, sagte Berset, dass die Schweizer Landwirtschaft auch im 21. Jahrhundert Erfolg haben werde, "falls wir die Herausforderungen zusammen mit Tatkraft und Optimismus angehen". Auch in der hitzigsten Debatte dürfe man nicht vergessen, dass "wir alle dasselbe anstreben, nämlich eine innovative, nachhaltige und wettbewerbsfähige Landwirtschaft, die höchste Qualität produziert. Als Voraussetzung dafür erwähnte er auch "faire Freihandelsbedingungen".
Anschliessend besichtigte Berset mit Entourage die Messe. Zum Programm gehörte auch das obligate Rendez-Vous mit Ferkel. Dieses hört heuer auf den Namen Manuela und trägt zu Ehren des Freiburger Magistraten die Farben schwarz und weiss, wie Nicolo Paganini erläuterte.