Im Januar und Februar fanden insgesamt vier «BBZN-Stammtische» statt, dreimal in einem Säli in einer Beiz, einmal online. Wer nun meint, bei einem Bier werde ein wenig geplaudert, irrt. Idee dahinter sind dezentrale, kurze und informative Zusammenkünfte zu einem thematischen Fokus. Es referieren BBZN-Fachleute aus den jeweiligen Fachbereichen, konkret waren es drei Referate à je 20 Minuten. Gesponsert ist der Abend vom Ehemaligenverein.
Betrieb analysieren
Nach der zweiten Durchführung dieser Art, in diesem Winter war «Strategische Planung auf dem Landwirtschaftsbetrieb» das Thema, zeigt sich Initiantin Meryl Meyer vom BBZN zufrieden. Rund ein Dutzend Interessierte waren jeweils vor Ort, Ziel sind dereinst deren dreissig. Bei der überschaubaren Gruppengrösse entstehen meist auch interessante Diskussionen. Meryl Meyer führte in das Thema ein. Strategisch planen passiere nicht von heute auf morgen, sondern sei ein längerer Prozess. Dabei fliessen Analysen vom eigenen Betrieb ein. Das können «laufende» sein (Buchhaltung, Work-Life-Balance, Marktpreise, Agrarpolitik), aber auch tiefere, wie etwa eine Vollkostenrechnung.
«Hinschauen und ehrlich zu sich selbst sein.»
Meryl Meyer, Lehrerin und Beraterin, BBZN Schüpfheim.
Solch eine Analyse der eigenen Situation sei anspruchsvoll, weiss Meyer aus ihrer Tätigkeit als Lehrerin und Beraterin. «Hinschauen und ehrlich zu sich selbst sein» gehöre etwa dazu. Bekanntlich neigt man dazu, die Situation ein wenig schönzumalen. So ist etwa der hohe Arbeitsaufwand «nur vorübergehend». Zweitmeinungen einholen, etwa durch eine externe Fachperson, sei meist auch gewinnbringend.
Arbeit und Geld
Gerne werden auch Gründe vorgeschoben, weshalb es anders nicht besser gehe. Oder man verliere sich im Anspruch, alles richtig machen zu müssen. Dabei sei es bei den anderen meist genauso wenig perfekt. Grössten Handlungsbedarf sieht Meyer bei Betrieben, die trotz hoher Arbeitsbelastung, bis hin zu einer Überbelastung, finanziell auf keinen grünen Zweig kommen. Hier müsse rasch die Situation mit einer Fachperson analysiert und Schlüsse daraus gezogen werden. Noch besser, wenn die Problematik bereits zu einem früheren Zeitpunkt angegangen wird, damit Ar-beitsbelastung und finanzielle Herausforderungen gar nicht zusammenkommen. Bereits eines der beiden Kriterien reiche, um Veränderungen vorzunehmen.
Ein gutes Instrument sei noch immer die Swot-Analyse, also eine Gegenüberstellung von Stärken und Schwächen des Betriebs mit den Chancen und Gefahren aus dem Umfeld.
Ziele setzen
Es gehe aber auch nicht unbedingt um Methoden, sondern vor allem darum, dass man sich mit der eigenen Situation auseinandersetze und irgendwann tatsächlich ins Handeln komme. «Schöne Worte haben keinen Wert, wenn Taten sie nicht beweisen», zitierte Meyer dazu. Ziele setzen sei nie falsch. Diese hätten «smart» zu sein (spezifisch, messbar, attraktiv, realisierbar, terminiert). Eine Herausforderung dabei sei, dass persönliche, finanzielle und betriebliche Ziele auf dem landwirtschaftlichen Familienbetrieb miteinander verknüpft seien. In der Phase nach der Analyse gehe es um erste Leitideen, die dann auch vergleichbar gemacht werden sollten, konkret mit Betriebsvoranschlag, Arbeitsvoranschlag, Nährstoffbilanz usw. Mögliche Risiken gelte es zu prüfen. Und dann komme der Moment, wo eine Entscheidung getroffen werden müsse. Menschen haben täglich kleinere und grössere Entscheidungen zu treffen. Unternehmer(innen) sind hier gefordert, es braucht eine gewisse Entscheidungsfreude. «Richtige Entscheidungen zu treffen, ist auch Übungssache», so die Erfahrung von Meyer. Falsche oder keine Entscheidungen zu treffen, könne eine Lebenseinstellung sein.
Kontrolle ist besser
Gefordert ist Mut, aber auch die Fähigkeit, aus Fehlern zu lernen und getroffene Entscheidungen nicht gleich zu bereuen. Wer es bis in die Umsetzungsphase einer Idee schaffe, habe bereits sehr vieles richtig gemacht. Dann gelte es Rückschläge zu verkraften, flexibel zu bleiben, Fehler auszubügeln und zu den gemachten Entscheidungen zu stehen. Zum Schluss braucht es eine Kontrolle. Konnten die gesteckten Ziele erreicht werden, wie steht es jetzt um die Zufriedenheit? Eigentlich müsse man ja nur etwas ändern, wenn man unzufrieden sei. Wer also nicht gewillt ist zu Veränderungen, sollte im Umkehrschluss entsprechend recht zufrieden durchs Leben gehen.