«Da han ich mal öpis erlebt …»: Dieser Satz kam immer, wenn man mit Benildis telefoniert hat, verbunden mit einem erwartungsvollen «Gigelen», das einen auf die Geschichte einstimmte. Benildis hat belebt, gelebt – viel erlebt. Gespräche mit ihr zauberten ein Lachen auf das Gesicht, ihre Mails waren lang, gespickt mit Anekdoten und herzigen Schnappschüssen. Bei all ihrem Gespür für die grossen Geschichten blieben ihr die Blumen am Wegrand und der Sonnenschein des Lebens nie verborgen. «Und überä Räscht wei mer nid redä», meinte sie immer dann, wenn es drohte schwermütig zu werden.

[IMG 2]

Eine farbenfrohe Marke

Doch mit Benildis konnte man nicht nur über das Leben reden, sondern auch über den Tod, über Gott und die Welt. Sie wuchs im sankt-gallischen Amden in bescheidenen Verhältnissen auf. Wenn Benildis in ihrer blumigen Art aus dieser Zeit erzählte, dann wähnte man sich im Bergdörfchen zu einer Zeit, die heute kaum mehr vorstellbar ist. Doch Benildis blieb mitnichten in der Vergangenheit hängen, so gerne sie sich daran erinnerte. Sie liebte die Menschen, hörte ihnen zu, lebte die Geschichten und wurde weit über die Region Basel und Solothurn hinaus zu einer Marke. Kaum jemand, der die Frau mit dem ansteckenden Lachen und den bunten Haaren nicht kannte. Sie stand an vorderster Front, stellte Fragen, brachte stets Bilder aus dem Zentrum des Geschehens mit, knüpfte überall Kontakte und rückte bis zuletzt gerne zu Anlässen «ihrer Bauern» aus.

[IMG 3]

Land über den Wolken

Auch nach dem überraschenden Tod von Benildis am Donnerstag vor einer Woche liegen auf ihrem Schreibtisch noch unvollendete Artikel. Obwohl sie bereits im achtzigsten Lebensjahr war, wurde sie nicht müde, Geschichten in die Tasten zu hauen. So erschien in dieser Zeitung am vergangenen Freitag das letzte «Hühnergegacker» von Benildis: «Ich ha ghört vom Land ob de Wouche, s gäbi det kei Not, Ängscht und Chrieg», zitierte sie den Jodelklub Wiesenberg. «Ha scho ghört vo dem Liecht und dr ganz grosse Rueh» – «Liecht, im Land ohni Träne».

Liebe Benildis, wir wünschen dir, dass du das Licht, die Ruhe und das Land ohne Tränen gefunden hast. Wir sind sicher, im Land über den Wolken ertönt nun dein unverkennbares Lachen. Wir werden deine Geschichten vermissen.

[IMG 4]


«Benildis war eine von uns, wir werden sie sehr vermissen»

Andreas Vögtli, ehemaliger Präsident des Solothurner Bauernverbands und langjähriger Wegbegleiter von Benildis Bentolila

Benildis Bentolila, ihr Name war Programm. Viele Sitzungsleitende hatten anfänglich Mühe, ihren Namen auszusprechen, wenn sie die Journalistin bei der Begrüssung vorstellen durften. Was für ein Paradiesvogel; diesen ersten Eindruck hatten viele von uns, als sie der Frau mit ihrer auffälligen Frisur und dem einzigartigen Lachen das erste Mal begegneten.[IMG 5]

Durch ihre gewinnende Art fand Benildis aber auf Anhieb den Zugang zu den Menschen, über welche sie im Zusammenhang mit ihren Aktivitäten berichtete. Viel dazu beigetragen hat ihre besondere Gabe, den Menschen zuzuhören und daraus eine Geschichte zu schreiben. Ihre Berichterstattung entsprach nicht der Norm. Benildis stellte die Menschen und die Familien immer in den Mittelpunkt. Sie berichtete oftmals über vermeintliche Details, womit sie aber ihre Leserschaft berührte.

Mit ihren unzähligen Berichten und Kolumnen hat Benildis in den vergangenen 26 Jahren dafür gesorgt, dass wir, unsere Vereine und Verbände, in der Öffentlichkeit bis weit über die Kantonsgrenzen hinaus eine Stimme erhielten und wahrgenommen wurden. Mit ihrer lebensfrohen Art hat sie uns alle begeistert und in ihren Bann gezogen.

In tiefer Erinnerung bleiben wird uns, was sie mit ihrer Kamera alles festgehalten hat. So hatte sie Tausende Aufnahmen in ihrem Archiv, welche wir dann in irgendeinem Zusammenhang per Mail oder in einer Präsentation zu sehen bekamen. Gemeint sind nicht die publizierten Bilder, sondern jene, welche sie an den Veranstaltungen, fernab vom Rampenlicht, beiläufig, unbeachtet von uns, auf-genommen hat.

Wenn man die Aufgabe erhielt, jemanden für seine langjährige Tätigkeit zu ehren, konnte man auf das einmalige Archiv von Benildis zurückgreifen und mit tiefgründigen Aufnahmen den Worten ein Gesicht geben. Benildis war eine von uns. Wir werden sie sehr vermissen und danken ihr für ihr grosses Engagement zugunsten unserer Organisationen.

Du bleibst ein grosses Vorbild
[IMG 6]
Kommentar von Peter Fankhauser

Ich habe noch selten so eine Frau getroffen, wie Benildis eine war, und ich habe noch selten mit jemandem zusammengearbeitet wie mit ihr. Jede Woche hatte ich Kontakt mit Benildis, auch noch letzte Woche, bevor sie wegen eines Herzversagens für immer von uns ging. Die Telefonate gingen meistens etwas länger, auch der tägliche Mailverkehr sorgte für Schmunzeln. Benildis hatte immer viel zu erzählen, hatte Ideen, worüber man noch schreiben könnte. Selten hat sie einen Auftrag abgesagt, selten hat sie am Telefon Nein gesagt. «Ich muss dorthin gehen, das sind doch ‹meine› Bauern», war oft ihre Antwort. Man kannte Benildis überall, sie wurde zu einer Marke.

Für die BauernZeitung war Benildis nicht nur eine Marke, sondern ein Mensch, den man lieb haben musste. Sie hat auf ihrem Weg als Journalistin manchen Bauernpräsidenten begleitet, sie hat auch manchem Viehzuchtverein zur Berühmtheit verholfen. Das beste Beispiel ist die Viehschau auf dem Passwang. Vor Jahren schrieb Benildis einmal einen Artikel über diese Schau, seither strömen jeden Herbst Hunderte Zuschauer auf den Passwang.

Mit ihrer fröhlichen Art, ihrem ausgezeichneten Gedächtnis und ihrem unersättlichen Tatendrang ist und bleibt Benildis ein grosses Vorbild für mich. Am 21. Oktober wäre Benildis 80 Jahre alt geworden. Nun sagen wir Adieu, die Zusammenarbeit war schön mit dir. Ruhe in Frieden, liebe Benildis.