Wie kommt es, dass Sie lieber hinter einer Buchhaltung sitzen als auf dem Traktor?

Ich bin städtisch aufgewachsen, genauer gesagt in Schaffhausen. Mein Vater kommt aus Istanbul, meine Mutter aus Guntmadingen. Ich machte das KV und studierte Wirtschaft. Heute arbeite ich in einem Teilzeitpensum als Betriebsökonom in einem Treuhandbüro. Sie sehen also: Tief im Herzen bin ich Bürolist. Ehrlichgesagt habe ich auch zwei linke Hände.

Sitzen Sie gleichwohl ab und zu auf einem Traktor?

Sicher. Wir haben drei Fendttraktoren – einer älter als der andere, aber alle verlässlich und gut im Schuss. Wir bewirtschaften einen mittelgrossen Betrieb mit Rindermast, Ackerbau und Reben – da arbeitet jeder mit.

Warum haben Sie die Zweitausbildung absolviert?

2006 habe ich meine Frau Andrea im Ausgang kennengelernt. Sie war mit einem Paar an der Bar, welches gerade gestritten hat – ich mit einem anderen Pärchen, ebenfalls streitend. Wir zwei Friedliebenden kamen miteinander ins Gespräch – und heute sind wir verheiratet und haben zwei Kinder. Andrea kommt von einem landwirtschaftlichen Betrieb und 2014 entschieden wir uns, in ihren elterlichen Betrieb einzusteigen.

Dann hat es aber noch bis 2021 gedauert, bis Sie die Ausbildung als Landwirt angefangen haben?

Ich bin eigentlich in den Betrieb hineingerutscht. Meine Frau ist ausgebildete Bäuerin mit Fachausweis. Sie übernahm den Hof. Ich half auf dem Betrieb mit. Schnell habe ich gemerkt, dass ich den Beruf als Landwirt grundsätzlich unterschätzt und von der Materie ziemlich keine Ahnung hatte. Aber wenn ich etwas mache, will ich es auch recht machen. Darum begann ich die Lehre als Landwirt – mit der Vorstellung, dass ich anschliessend weiss, warum ich was und wie tue.

Das ist jetzt mit dem Diplom als Landwirt EFZ der Fall?

Sicher – zumindest weiss ich, warum ich was mache, und hoffe einfach, dass es gut herauskommt. Natürlich fehlt mir noch die Erfahrung.

Was langweilt Sie?

Was mich am Strickhof gelangweilt hat, war die Tierhaltung. Es ging die meiste Zeit um Milchkühe, Abstammung, Leistungsausweis etc. Ich konnte es irgendwann nicht mehr hören. Das kreide ich aber nicht der Lehrperson an, sondern eher dem Bildungssystem, das offenbar davon ausgeht, dass alle Landwirte Milchkühe halten. Nicht gelangweilt habe ich mich beim Buchhaltungsunterricht. Das war ein Selbstläufer – und auch mal schön und gemütlich. Was ich spannend fand, war der Pflanzenbau-Unterricht. Nicht zuletzt dank der Lehrperson, Manuel Peter, der stets wusste, wie er mich motivieren kann. Auch Mechanisierung fand ich sehr interessant.

Inwieweit beschäftigt Sie Digiflux und die AP 2030+?

Es ist wichtig für unsere Zukunft und entscheidend, wie wir als Landwirte wirtschaften können. Ich beschäftige mich zwar damit, aber vielleicht etwas zu wenig intensiv. Auch aus zeitlichen Gründen lese ich nicht alle Gesetzestexte, als dass ich fachlich auf hohem Niveau mitdiskutieren könnte, andererseits bin ich kein Politiker, der einfach mitredet. Generell halte ich mich bei Diskussionen lieber zurück, solange ich mich nicht wirklich sattelfest in der Sache fühle.

Was wollen Sie noch erreichen?

Ich habe immer Ziele im Leben und setze mir Teilziele. Wenn man ein Ziel erreicht hat, baut das einen auf und motiviert. Mein nächstes berufliches Ziel ist der eidg. Fachausweis als Treuhänder. Unser Ziel auf dem Betrieb ist, dass es rund läuft. Diesbezüglich ist mir mein Schwiegervater, der Meisterlandwirt ist, ein Vorbild.