Auf den ersten Blick ist es ein Kochvideo, das die Umweltallianz, ein Zusammenschluss von Greenpeace, WWF, ProNatura und VCS veröffentlicht haben. Aber es ist verstörend, melancholisch-dramatische Geigenmusik und ein brennender Tisch zeigen: Das ist kein spielerisches Kochlöffelschwingen.

 

Vom Original bleibt wenig bis nichts

Die Umweltallianz hat typische Schweizer Gerichte neu interpretiert, je einen Dreigänger aus der Deutsch- und einen aus der Welschschweiz. Dabei ersetzen zwei Spitzenköche (Markus Burkhard und Julien Pansier) all jene Zutaten, die in der Schweiz durch den Klimawandel nicht mehr verfügbar wären, wie die Umweltorganisationen auf der Website allyoucanteat.ch erklären. Viel bleibt von den patriotischen Menüs nicht übrig, zumindest optisch haben die Gerichte keine Ähnlichkeit mehr mit dem Original.

Aus Teigwaren werden Hirse-Soja-Schnitten

Da Weizen mit den hohen Temperaturen nicht gut zu recht kommt, wurden die Teigwaren in den Älplermagronen durch Hirse-Soja-Schnitten ersetzt. Kartoffeln und Zwiebeln werden durch den Klimawandel ebenfalls zur Mangelware. Dieser Trend habe sich bereits mit der tiefen Zwiebelernte im Hitzejahr 2018 gezeigt. An ihrer Stelle verwendet daher Koch Markus Burkhard Süsskartoffeln, Schnitt- und Bärlauch.

Auf wissenschaftlicher Basis

Für die Entscheidung, welche Nahrungsmittel in den traditionellen Rezepten ersetzt werden müssen, liess die Umweltallianz verschiedene aktuelle Studien zusammentragen. So wurden auch mögliche Alternativen gesucht. Bei allen Analysen stützen sich die Autoren um Adrian Müller vom Forschungsinstitut für Biologische Landwirtschaft auf die Prognosen des Bundesamts für Umwelt (Bafu) für den Fall eines ungebremsten Klimawandels. Wenn wir also weiterhin die gleiche Menge CO2 ausstossen, soll die Temperatur demnach im Jahresdurchschnitt 3,3 bis 5,4 Grad höher liegen als in der Periode von 1981 bis 2010.

Baumnüsse und Tofu statt Rahm und Fisch

Wenn man den Klimaschutz auch in der Landwirtschaft ernst nehmen wolle, müsse man auch den Konsum tierischer Produkte drosseln. Nicht nur wegen Treibhausgasen aus der Viehwirtschaft, sondern auch wegen zunehmender Konkurrenz zwischen Futterbau und Ackerflächen für die menschliche Ernährung. Daher sind die beiden Alternativ-Menüs bis auf eine kleine Portion Käse bei den «Älplermagronen» vegan. Die Forelle im welschen Gericht wird mit mariniertem Tofu und Algen ersetzt, für die Crèmigkeit der Magronen sorgen Baumnüsse statt Rahm.

Sinkende Ernährungssicherheit, steigende Preise

Der Umweltallianz zufolge erwarten uns durch den Klimawandel erhöhte Preise für Nahrungsmittel in der Zukunft. Dies, weil die Erträge sinken und die gesamte Produktion muss weiter nach Norden in kühlere Gebiete versetzt werden. Häufigere Extremereignisse bringen die Preise zudem weltweit zum Schwanken und die Ernährungssicherheit nimmt ab. Nahrungsmittel werden knapp, ebenso wie Ressourcen wie Boden, Wasser und Energie.

Die Folgen des Klimawandels seien ein komplexes Thema. Mit der Neuinterpretation zweier Schweizer Gerichte möchte die Umweltallianz nach eigenen Angaben der Bevölkerung die Auswirkungen zu illustrieren. Denn der Klimawandel werde mit unserer Ernährung ein zentraler und identitätsstiftender Teil unseres Lebens empfindlich treffen.

Die Botschaft: umweltfreundlich wählen

Das Kochvideo endet mit der Bemerkung, man solle doch die Gerichte nachkochen. Wenn man aber lieber das Original habe, solle man im Oktober umweltfreundlich wählen gehen. Um das zu unterstützen, hat die Umweltallianz ein Rating der wichtigsten Schweizer Parteien gemacht, basierend auf dem jeweiligen Abstimmungsverhalten im Nationalrat.

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(Bild umweltranking.ch)

SVP und Lega floppen

Mit einer durchschnittlichen Umweltfreundlichkeit von fünf Prozent bildet die SVP das Schlusslicht im Ranking, direkt gefolgt von der Lega und mit Abstand folgt die FDP. Das Feld wird angeführt von den Grünen und der SP (98 bzw. 97 Prozent). In der Mitte sind BDP und CVP.

In das Rating flossen laut Umweltallianz die wichtigsten 54 Umweltabstimmungen im Nationalrat der letzten vier Jahre ein. Damit wolle man Wahlinformationen zur Verfügung stellen und keine Empfehlungen aussprechen. Zusätzlich kann man sich unter Umweltrating.ch auch über die Walversprechen aller Kandidierenden informieren, die den Fragebogen der Allianz zu den zentralen Umweltthemen der nächsten Legislatur teilgenommen haben.