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Zeit zum Trainieren hat Thomas Sempach nicht viel. Im Schulhaus nahe seines Betriebs in Heimenschwand BE hat er sich darum einen Kraftraum eingerichtet. «Bei guter Gesundheit läge nächstes Jahr der 100. Kranz drin. Man muss gesund sein, um Kränze zu gewinnen», resümiert er. Momentan ist er bei 92. Im Büro hat er auch noch eine Kiste mit 112 Zweigli aus seiner Jugendzeit verstaut. Überall in der Wohnung stehen und hängen Auszeichnungen seiner erfolgreichen Schwinger-Karriere.
Dass es soweit kommen würde, ist nicht selbstverständlich. Am ersten Schultag hatte Sempach einen schlimmen Velounfall. Er brach beide Beine. Andertalb Jahre später konnte er am ersten Buben-Schwingen mitmachen. «Man lernt zu gewinnen, aber auch zu verlieren. Wenn man den Weg an die Spitze zurückschafft, ist es umso schöner, wenn man wieder Erfolg hat und vorne mitmischen kann.»
Bald Papa
Für den Heimweg gibt Thomas Sempach der Redaktorin der BauernZeitung Getränke und Eier mit. Das hat etwas Fürsorgliches. Man würde gerne länger bleiben, noch etwas am Küchentisch plaudern, einen Schnaps zum Kaffee trinken. Doch Bauer Sempach muss mit der Milch in die Käserei. Und zu Hause wartet Partnerin Andrea Bissig, die von der Arbeit nach Hause gekommen ist. Das Paar erwartet diesen Herbst sein erstes Kind. Da kommt eine ganz neue Aufgabe auf Thomas Sempach zu.
Ob Bub oder Mädchen – Sempach schmunzelt; er weiss es nicht. Die Schwingergene wird er so oder so weitergeben, das liegt in der Familie. Für sich, der mit 33 Jahren im Herbst seiner Karriere steht, hat er längst ein Fazit gezogen: «Das Schwingen ist eine Lebensschule, die ich noch möglichst lange machen möchte. Ich kann mir nicht vorstellen, nicht mehr ins Schwingtraining zu gehen.» Die Motivation, das merkt man in jedem von Sempachs Sätzen, sie ist da. Im Sägemehl wie auf dem Hof.
Esther Thalmann