Die Landtechnik und damit die Pflanzenschutztechnik haben sich in den letzten Jahren massiv verbessert. Die Digitalisierung und die modernen Technologien dürften in den nächsten Jahren weitere Sprünge erlauben. Diese Woche lud die Landtechnik-Branche ins freiburgische Pierrafortscha, um den aktuellen Stand der Technik aufzuzeigen.
«Sowohl die Pflanzenschutztechnik, als auch die synthetischen Präparate werden laufend weiter perfektioniert, die Aufwandmengen sinken, alternative Methoden kommen hinzu und werden schon heute in der Praxis breit angewandt», erklärte SVLT-Präsident und Ständerat Werner Salzmann. Zudem spritzten Landwirtinnen und Landwirte heute nicht einfach auf Vorrat, sondern arbeiteten mit Schadschwellen. Und dennoch würden in der öffentlichen Diskussion meist nur die negativen Auswirkungen erwähnt. Die unbestreitbaren Pluspunkte, wie die Sicherung der Ernährung, blieben aussen vor.
Hightech statt Verbote
«Ebenso wenig wird die rasante Entwicklung thematisiert, welche die Pflanzenschutz-Technik in den letzten Jahren durchgemacht hat», so Salzmann. Dabei sei Smart Farming speziell beim Pflanzenschutz weit verbreitet. Als Beispiel nannte er unter anderem Feldspritzen, die so konzipiert sind, dass Abdrift auf ein Minimum reduziert wird und diese mittels Windmessung gar witterungsbedingte Einflussfaktoren korrigieren können. Oder Spot Farming, dank dem während der Überfahrt in Echtzeit Unkräuter von Nutzpflanzen unterschieden werden können, was punktgenaues Applizieren ermöglicht. «Der Pflanzenschutz ist heute eine Hightech»-Angelegenheit», sagte Werner Salzmann. «Letztlich wird und soll diese Entwicklung dazu führen, dass Verbote, wie sie heute gefordert werden, überflüssig werden.»
Von der Wetterstation zum Satelliten
Jörg Studer, Präsident des Agrotec Suisse, dem Arbeitgeberverband der Landmaschinenbranche, betonte, dass die oft erwähnte Landwirtschaft 4.0 auch die Landtechnik 4.0 sei und verwies auf verschiedene Beispiele aus der Praxis, die schon heute im Einsatz stehen.
So helfen Wetterstationen auf dem Feld den Landwirtinnen und Landwirten, ihre Kulturen zu überwachen. Mit Daten zu Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Niederschlag erhalten sie Auskünfte über das Wachstum ihrer Kulturen und ebenso über die Entwicklung von Schädlingen oder Nützlingen. Die modernen Wetterstationen sind sogar in der Lage, aufgrund der ermittelten Daten und von Krankheitsmodellen den kulturspezifischen Infektionsdruck zu berechnen.
Gefahr erkennen dank Crop View
Auch die sogenannte Crop View Camera überwacht die Kulturen. Sie sorgt mit einem optisch hochauflösenden Kamerasystem für eine Fernüberwachung und analysiert die Pflanzen. Landwirte können Daten zu Pflanzenstadien, Schädlingen und Krankheiten übers Handy abrufen. Ebenso liefert die Fernerkundung mittels Hyperspektralkamera auf Drohnen wichtige Empfehlungen zum Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln. Die Kamera misst mittels Lichtspektrum, das die Pflanzen reflektieren, Infos über den Zustand und die Bedürfnisse der Pflanzen.
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2,5 cm statt 30 m
Auch Satellitensysteme spielen eine wichtige Rolle zur präzisen und sparsamen Verwendung von Ressourcen wie Pflanzenschutzmitteln oder Dünger. Während ein normales Satellitensystem Abweichungen von rund 30 Metern aufweist, muss es in der Landwirtschaft zentimetergenau sein. Für höchste Genauigkeit sorgen Real-Time-Kinematik-Systeme (RTK). Dabei senden Antennen ein Korrektursignal an einen Empfänger am Traktor. Damit kann eine Genauigkeit von 2.5 Zentimetern erreicht werden. Die Traktoren lenken dann automatisch, da eine derartige Präzision nicht mehr händisch ausgeführt werden kann.
«95% Herbizide eingespart»
Man sei Vorreiter in der Einführung neuer Technologien, speziell im Bereich Pflanzenschutz und Applikationstechnik, erklärte Gastgeber Fernand Andrey, Landwirt und Vizepräsident der Lohnunternehmer Schweiz. So nahm sein Lohnunternehmen dieses Jahr die erste «ARA»-Maschine von Ecorobotix in Betrieb. Mit dieser lasse sich das Unkraut hochpräzise bekämpfen, so Andrey. Die Maschine erkennt über ein Multikamera-System Unkräuter und öffnet dann gezielt eine von 156 Spritzdüsen. «So lassen sich bis zu 95% Herbizid gegenüber der Flächenbehandlung einsparen», so der Lohnunternehmer. Die Anschaffungskosten für solche Maschinen sind hoch und können mehrere hundertausend Franken betragen. Damit sich diese lohnen, müssen sie gut ausgelastet sein. Hier lägen die Stärken der Lohnunternehmer, so Andrey. Die Maschinen seien gut bis sehr gut ausgelastet und würden deshalb in kürzeren Zeitabständen ausgetauscht – weshalb sie auf neuestem Stand sind.
«Zudem hilft der Wettbewerb, dass jeweils in die aktuelle, zukunftsfähige Technik investiert wird», so Andrey. Lohnunternehmer Schweiz arbeitet derzeit daran, ein Qualitätssiegel für professionellen Pflanzenschutz zu erstellen. «Damit sollen künftig zertifizierte Lohnunternehmer nachweisen können, dass sie auf dem aktuellen technischen Stand ausgerüstet sind und sich regelmässig weiterbilden», so Andrey.
Smart Farming / Landwirtschaft 4.0
Die «klassische» Landwirtschaft wird mit digitalen Lösungen verbunden: Die Digitalisierung der Landwirtschaft. Roboter kommen zum Einsatz, Sensoren liefern Daten direkt aufs Handy der Landwirtin und des Landwirten. Die Effizienz der Produktion kann gesteigert und Ressourcen können eingespart werden. Teils sind jedoch hohe Investitionen nötig.
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