Nach mehrmaligem Verschieben konnte die Mitgliederversammlung des Bündner Bauernverbands (BBV) am 30. Juni in der Bündner Arena in Cazis durchgeführt werden. Anwesend waren 87 Stimmberechtigte und mehrere Gäste.
Gesamterneuerungs-Wahlen für Vorstand
Präsident Thomas Roffler hielt zu Beginn einen Rückblick auf die Abstimmungen vom 13. Juni. Er freut sich, dass die Agrar-Initiativen abgelehnt wurden und dass die Schweizer Bevölkerung eine produzierende, nachhaltige Landwirtschaft möchte. Dies solle aber auch ein Ansporn sein, sich weiter zu verbessern.
Alle drei Jahre stehen Gesamterneuerungswahlen des BBV-Vorstands an. Präsident Thomas Roffler wurde einstimmig wiedergewählt. Astrid Derungs, Präsidentin Bündner Landfrauen, Peter Küchler, Direktor Plantahof, und Bruno Loi, Verwaltungsrat Graubündenvieh AG, wurden von Amtes wegen in den Vorstand gewählt.
Jenny gewinnt spannende Kampfwahl
Zur Wiederwahl stellten sich Silvan Caduff, Morissen, Andreas Gabathuler, Landquart, Ursin Gustin, Donat, Gion-Franzestg Schaniel, Tinizong, Paul Caduff, Morissen, Andreas Iten, Masein, Peter Marugg, Jenaz, und Fadri Stricker, Sent. Alle wurden im Amt bestätigt.
Im Bauernverein Herrschaft Fünf Dörfer trat Andreas Gabathuler als Präsident zurück. Er wäre gerne im Vorstand des BBV geblieben. Der BBV schlug jedoch Stefan Jenny, Jenins, vor. Die Wahl wurde schriftlich durchgeführt. Stefan Jenny erhielt 78 Stimmen, Andreas Gabathuler 10 Stimmen und schied somit aus dem Vorstand des BBV aus.
Ehrungen
An der Mitgliederversammlung des Bündner Bauernverbands wurden die diplomierten Bäuerinnen mit Fachausweis (FA), ein Meisterlandwirt und die Agrotechniker HF geehrt. Sie erhielten je einen Bergkristall für ihren Erfolg.
Es sind dies: David Hobi, Meisterlandwirt, Zizers; Mirco Brunold, Agrotechniker HF, Zizers; Janic Fasser, Agrotechniker HF, Müstair; Rico Derungs, Agrotechniker HF, Surcasti; Fabian Signer, Agrotechniker HF, Tersnaus; Carlo Rizzi, Agrotechniker HF, Luzein; Brida Cantieni, Bäuerin mit FA, Niederbüren; Alexa Decurtins-Hitz, Bäuerin mit FA, Trun; Romina Negrini, Bäuerin mit FA, Alvaneu Dorf; Rebecca Clopath, Bäuerin mit FA, Lohn; Christine Stucki, Bäuerin mit FA, Flerden. vcd
Probleme lösen, wo sie sind
In seinem Referat machte Regierungsrat Markus Caduff einen Rückblick auf seinen Tag, an dem er für die Landwirtschaft unterwegs war: Auf der Alp Stutz bei Splügen nahm er an einer Tagung mit Katrin Schneeberger, der Direktorin des Bundesamts für Umwelt, teil. An Ort und Stelle wurde das Thema Herdenschutz diskutiert und veranschaulicht. Es wurden die Grenzen und Möglichkeiten des Herdenschutzes aufgezeigt. Weiter war man sich einig, dass eine griffige Regulation der Grossraubtiere nötig sei und Graubünden ein Pilotprojekt starten könnte, das dann vielleicht zukunftsweisend wäre. Man arbeite daran.
Dann äusserte sich Caduff zu den abgelehnten Agrar-Initiativen, diese hätten die heutige Landwirtschaft grundlegend verändert. Auch die Landschaftsschutz-Initiative verlange tiefgreifende Änderungen. Doch wie sei das vereinbar, wenn baukulturelles Erbe, wie Maiensässe, erhalten werden solle und trotzdem sinnvoll genutzt werden müsse. Es scheine, dass alles geregelt und vorgeschrieben werden solle und die Freiheiten immer mehr eingeschränkt würden.
Früher sei viel mehr auf kommunaler Ebene geregelt worden, der dann die kantonalen und eidgenössischen folgten. Heute würde oft die unterste Stufe im Parlament fehlen, die Verbindung zur Basis fehle. Markus Caduff ist der Meinung, die Probleme sollten dort gelöst werden, wo sie entstehen und verortet sind. Es gäbe sehr oft keine einheitlichen Lösungen für die ganze Schweiz, es müssten regional angepasste Lösungen möglich sein.
Ein intensives Verbands-Jahr
In seinem Jahresbericht schaute Thomas Roffler auf ein bewegtes Jahr zurück: Es gab verschiedene Abstimmungen, welche die Landwirtschaft direkt oder indirekt betrafen. Der BBV habe sich aktiv im Abstimmungskampf beteiligt. Die Agrarpolitik 2022+ habe für viel Diskussionsstoff gesorgt, zu viele Fragen seien aufgeworfen und nicht geklärt worden, eine Weiterentwicklung sei jedoch für die Zukunft nötig.
Im Kanton Graubünden sei die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Ämtern sehr gut, so Martin Renner, Geschäftsführer BBV. Im vergangenen Jahr sei die Öffentlichkeitsarbeit sehr schwierig gewesen. Es sei darum wichtig, dass jeder in der Landwirtschaft tätige auch als Botschafter für die Landwirtschaft in der Gesellschaft tätig sei. Letztes Jahr musste man auf die Agrischa verzichten, dieses Jahr werde sie in drei Teilen in Mittelbünden durchgeführt.
Rechnung schliesst mit Defizit ab
Trotz ausgewiesenem grossem Defizit wurde die Rechnung von den Anwesenden angenommen. Bisher wurden ein Grundbeitrag pro Betrieb und je nach Betriebsgrösse ein Mitgliederbeitrag bezahlt. Nach den Ausführungen von Thomas Roffler wurde der Erhöhung des Grundbeitrages von zwanzig auf fünfzig Franken zugestimmt.
Bruno Loi, Graubündenvieh AG, informierte, dass bisher der Kanton geholfen habe, die Defizite zu decken. Das sei jedoch nicht Statutenkonform, die Effizienz müsse gesteigert werden, um künftige Defizite zu vermeiden. Im vergangenen Jahr musste viel improvisiert werden beim Viehhandel, so Christian Parli, Geschäftsleiter Graubündenvieh. Es konnte unter anderem eine Verkaufsplattform geschaffen werden, als Ersatz für den Viehhandel auf dem Platz. Das habe sich gut bewährt und dürfte auch zukunftsweisend sein.