Das Bundesamt für Strassen (Astra) hat landesweit die Baulinien entlang der Autobahnen festgelegt. «Dabei werden die Baulinien im Bieler Vorort Vingelz quer durch ein Naturschutzgebiet von nationaler Bedeutung geführt», heisst es in einem Artikel der Internet-Zeitung Infosperber. Deren Autorin hat umfassend Recherche betrieben. Was genau plant das Astra an diesem speziellen Flecken? Warum soll die Baulinie nicht parallel zur Strassenachse, sondern in einem 90-Grad-Winkel verlaufen und im Vergleich zur Standardlinienführung um rund 6500 m² erweitert werden? Diese Fragen stellte sie dem Astra. Antworten bekam sie lange keine und dann nur ausweichend.
Rechtsstreit um die Linienführung
1991: Sagt der Bundesrat Ja zur Verlängerung der Umfahrung Ligerz (Ligerztunnel) bis nach Twann (Twanntunnel).
2007: Legt der Kanton ein erstes Projekt vor, Variante 1.
2010: Wird diese durch das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) genehmigt.
2011: Heisst das Bundesverwaltungsgericht (BVG) eine Beschwerde der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz (SL) und des Berner Heimatschutzes (BHS) gegen die Variante 1 gut. Das BVG verlangt die Realisation der Variante 3b. Sie ist landschaftsverträglicher.
2014: Legt der Kanton erneut die Variante 1 vor, wieder mit Unterstützung des Uvek. SL und BHS gelangen nochmals ans BVG.
2016: Bekommen sie zum zweiten Mal recht. Danach bindet der Kanton SL und BHS in die Planung ein, eine Kooperation weicht Konfrontation.
Quelle «Bieler Tagblatt»
Rebberge und Häuser müssen weichen
Ausserdem plant das Astra den Bau des Twanntunnels. Dazu sei ein Baustelleninstallationsplatz nötig, für den drei Häuser und Rebberge zwischen Twann und dem Weiler Wingreis weichen müssten. Die betroffenen Landbesitzer seien unter Druck gesetzt worden, zu verkaufen oder enteignet zu werden. Doch das lassen sie sich nicht bieten. Am Samstag wurde das Widerstandskomitee «N5 Bielersee - so nicht!» gegründet. Man wolle sich mit «allen Mitteln wehren», heisst es im Artikel. Auf Vermittlung der Gemeinde Twann findet Ende Monat ein Infoanlass für die Bevölkerung statt. Gemeindepräsidentin Margrit Bohnenblust befinde sich in einer schwierigen Situation, da sich Teile der Bevölkerung schon lange wünschen, dass die Autobahn in einen Tunnel verbannt wird. Anne-Claire Schott sagt hingegen: «Twann hat kein verkehrstechnisches Problem, das einen solchen Tunnel rechtfertigt.» Einig sind sich jedoch alle, dass vor Jahren bei der Streckenführung der Autobahn falsch entschieden wurde.
Autobahn durch Natuschutzgebiet
Unbestritten ist laut «Infosperber»-Artikel der Bau des Vingelztunnels. «Infosperber» schreibt hierzu: «Besonders absurd ist die Situation beim erwähnten Naturschutzgebiet.» Dort werde, sobald der Vingelztunnel gebaut sei, keine Autobahn mehr durchführen. Die Autostrasse werde unterhalb des Naturschutzgebietes zur Kantonsstrasse zurückgebaut und die Baulinien daher hinfällig. In einem am Montag erschienenen Artikel auf «westast.ch» ist sogar die Rede davon, dass eine Rückklassierung der N5, kombiniert mit einem Transitverbot für den Schwerverkehr, viel schneller umgesetzt werden könnte. Dadurch könnte auf sämtliche Tunnelprojekte von Vingelz über Tüscherz bis Twann verzichtet werden, was Kosten sparen und die Natur schützen würde, heisst es weiter.
Zudem haben wir auch darüber berichtet, wie sich die Ausgangslage der Strasse am Bielersee präsentiert:
Drohende Enteignung: Am Bielersee wird gegen das Astra gekämpft