2017 startete das Berner Pflanzenschutzprojekt. Es handelt sich um ein Ressourcenprojekt mit wissenschaftlicher Begleitung, bei dem die Wirkung verschiedener Massnahmen zur Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln (PSM) für die Umwelt untersucht werden soll. Die beteiligten Landwirte – 2020 waren es 3'412 Betriebe– werden für die Umsetzung der Massnahmen entschädigt.
Für verlässliche Aussagen zur Wirkung des Projekts ist es laut einer Mitteilung des Kantons Bern noch zu früh. Trotzdem wurden die Rohdaten und erste Ergebnisse veröffentlicht.
Qualität ist eine Frage der Kriterien
Die wichtigsten Erkenntnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Die Belastung der beiden untersuchten Bäche schwankt stark.
- Diese Schwankungen werden etwa durch Regenfälle, Ausbringungszeitpunkt der PSM bestimmt.
- Weitere entscheidende Einflussfaktoren sind Gegebenheiten im Einzugsgebiet wie etwa die Hangneigung oder die Abflusskanäle.
Wird die Belastungssituation in den Bächen nach ökotoxikologischen Kriterien (CQK) beurteilt, nahm die Zahl der Überschreitungen im Ballmoosbach im Vergleich zu 2017 bis 2019 ab. Hingegen blieb die Lage im Chrümmlisbach laut Mitteilung von 2017 bis 2020 weitgehend unverändert und es treten weiterhin «deutliche bis starke Überschreitungen auf».
Ökotoxikologische Kriterien orientieren sich an der Toxizität für Wasserorganismen und sind daher unterschiedlich je nach Wirkstoff. Ausserdem gibt es verschiedene Grenzwerte je nachdem, ob eine akute oder langfristige Belastung beurteilt werden soll. Hingegen stützt sich der Gewässerschutz auf den einheitlichen Grenzwert von 0,1 Mikrogramm/Liter für die meisten Wirkstoffe (mit 19 Ausnahmen seit 2020). «Eine Beurteilung nach den Kriterien der Gewässerschutzverordnung zeigt einen Rückgang der Überschreitungen für beide Gewässer», schreibt der Kanton. Somit könnte faktisch die Schadstoff-Menge im Wasser geringer sein, aber noch nicht aus ökotoxikologischer Sicht im unbedenklichen Bereich für die Umwelt.
Es braucht mehr Daten
Um verlässliche Aussagen darüber zu machen, wie sich ein reduzierter Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf die Wasserqualität auswirkt, seien weitere Messjahre nötig. Die Wasseruntersuchung soll gemäss Kanton auch nach dem Abschluss des Projekts im Jahr 2022 noch weitere zwei Jahre laufen.
Im stärker belasteten Chrümmlisbach wurde bei allen Messungen Atrazin nachgewiesen, wie ein Blick in die veröffentlichten Rohdaten zeigt. Dieser Wirkstoff ist in der Schweiz seit 10 Jahren verboten, Forschende finden ihn aber immer wieder in Böden. Somit könnte die Verunreinigung des Chrümmlisbachs primär mit dem Eintrag von Boden zusammenhängen (z. B. durch Erosion), weshalb Massnahmen bei der Ausbringung von PSM keine mittelfristige Verbesserung bringen.
Deutlich weniger PSM
Die Daten der am Projekt beteiligten Landwirte zeigen, dass in den Einzugsgebieten der beiden Bäche seit 2017 deutlich weniger PSM zum Einsatz kamen, heisst es in der Mitteilung des Kantons weiter. Die beiden Fliessgewässer seien bewusst so gewählt worden, dass sie in einem Einzugsgebiet mit hoher zu erwartender PSM-Konzentration liegen.