Alle guten Dinge sind drei, dachte ich mir und anerbot Reutimanns, auch noch bei der Weinlese, oder beim Wümmet, wie wir im Zücher Weinland sagen, mitzuhelfen.
Stockdicker Nebel herrscht
Manchmal vergesse ich total, wie neblig es im Herbst im Weinland ist: nicht ein wenig neblig, sondern stockdicker Nebel! So war am Morgen nicht ans Wümmen zu denken. Also mussten wir auf die Nachmittagssonne warten.
Klar ist, dass man auf einem Bauernhof nicht einfach nichts macht beim Warten. Ich durfte deshalb Bierflaschen etikettieren. Reutimanns brauen mit Hofbesuchern Bier und dieses wird in Flaschen mit individuell gestalteten Etiketten abgefüllt. Diese Etiketten werden von Hand liebevoll aufgeklebt; neuerdings mit Milch statt Leim. Auf diese Art lösen sie beim Waschen der Mehrwegflaschen besser ab.
Nach zwei Stunden hatte ich die bestellten 160 Flaschen beklebt und in Achter-Karons abgepackt. Während des Abpackens überlegte ich stetig, wie ich die Arbeit noch effizienter über die Bühne bringen könnte. Solche Optimierungen von Abläufen liebe ich!
Reduktion hat sich gelohnt
Am Nachmittag schien dann, wie prognostiziert, die Sonne. Bei schönstem Herbstwetter schnitten wir die blauen Trauben ab. Das ist dieses Jahr nicht ganz selbstverständlich, zog doch Mitte August ein heftiger Hagelzug durch die Gegend. Einige Winzer erlitten dabei sogar einen Totalausfall, da kein Laub mehr an den Stöcken war, das Fotosynthese betreiben konnte.
Reutimanns investierten nach dem Hagel zwei Tage ins Traubenreduzieren. Dies hat sich gelohnt: Das Traubengut, das noch hing, wurde trotz weniger Laub schön reif und hatte am Schluss 89 Oechsle. Vielleicht werde ich nächstes Jahr im Coop sogar eine Flasche Federweissen kaufen. Denn als solchen werden meine geernteten Blauburgunder-Trauben verkauft.