Die schlechte Nachricht: Die Zahl der Zecken und die von ihnen übertragene Krankheiten werden künftig weiter zunehmen. Es ist der Klimawandel, sagt Franz Allerberger, Leiter des Bereichs Humanmedizin in der österreichischen Agentur für Ernährungssicherheit (AGES). Dieser sorgt nicht nur für eine zunehmende Vermehrung des Holzbocks, sondern auch dafür, dass sich die subtropische Zeckenart Hyalomma marginatum weiter etablieren wird.
Diese Art, die das gefährliche Krim-Kongo-Fieber übertragen kann, wurde in der Schweiz schon 1975 nachgewiesen. Damals hatten Forschende der Universität Neuenburg festgestellt, dass Hyalomma-Zecken mit Zugvögeln in die Schweiz kommen.
Schweizer Winter sind zu kalt für Riesenzecken
«Auch durch die Globalisierung des Tourismus und der Warentransporte können fremde Arten wie die Hyalomma-Zecken ihren Weg in die Schweiz finden», sagte der Parasitologe Alexander Mathis von der Universität Zürich der Agentur Keystone-SDA. Eine Ansiedlung dieser tropischen Zeckenarten in der Schweiz hält der Parasitologe für unwahrscheinlich. «Unsere Winter sind zu kalt, als dass sich Hyalomma-Zecken hier etablieren könnten.» Mit dem Klimawandel könnte sich das aber auf lange Sicht ändern.
Mehr Mäuse und Buchen - mehr Zecken
«Wir glauben, dass in den kommenden Jahren den von Zecken übertragenen Krankheiten grössere Bedeutung zukommen wird», sagt Allenberger. «Denn einerseits sorgt der Klimawandel mit milderen Wintern für eine Zunahmen der Mäusepopulation», dem wichtigsten Wirt für Zeckenlarven. Und zum zweiten werde ebenfalls der Klimawandel dazu führen, «dass der Fichtenbestand deutlich zurückgehen und jener der Buche ebenso deutlich zunehmen wird».
Die Frucht des Baumes, die Buchecker, sind die Hauptnahrungsquelle für mäuseähnliche Tiere. «Je mehr Kleinnager, umso mehr Zecken», lautet die Rechnung - und daher die vermehrte Bedeutung der Krankheiten, die von dem spinnenartigen Tier übertragen werden, die sich im Zuge dieser Entwicklung explosionsartig vermehren könnten.
Die bisherige FSME-Saison würde diese Aussage schon in diesem Jahr stützen, denn es gab bis zum Stichtag 18. August in der Schweiz bereits 368 gemeldete Fälle von FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis). 2019 waren es im Vergleichszeitraum 200 gewesen.
Risiko von Krim-Kongo-Fieber ist niedrig
Die prognostizierte Zunahme war Anlass zur Ausrichtung einer Tagung in Österreich, zu der unter anderem auch Tatjana Avsic-Zupanc vom Institut für Mikrobiologie und Immunologie der Universität Ljubljana in Slowenien geladen war. Sie hielt einen Vortrag über das sogenannte Krim-Kongo hämorrhagischen Fieber (CCHF).
Dass mit der Hyalomma-Zecke auch das für den Menschen gefährliche Krim-Kongo-Fieber in die Schweiz eingeschleppt werde und sich hier etablieren könnte, hält der Parasitologe Alexander Mathis von der Universität Zürich für äusserst unwahrscheinlich. «Die Zecken tragen den Erreger nicht automatisch in sich», sagte er kürzlich der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Sie müssten zunächst in einem Juvenilstadium ein mit dem Krim-Kongo-Erreger infiziertes Tier stechen; erst dann könnte das nächste Entwicklungsstadium der Zecke die Krankheit übertragen.»