Die Ausbringung von Hofdüngern ist in den vergangenen Jahren vor allem in tierintensiven Regionen stärker unter Druck und in die Kritik geraten. Da werde zu viel im Überschuss vorhandene Gülle einfach entsorgt, zum falschen Zeitpunkt, zu wenig verdünnt, nicht behandelt, mit falschen Ausbringmethoden. Das habe negative Folgen für die Umwelt – Böden, Gewässer und die Luft würden belastet.

Wissen bringt Verständnis

Vor allem während der teils recht polemisch und emotional geführten Abstimmungskampagne um die Abstimmung über die Pflanzenschutz-Initiativen von Mitte Juni standen nicht nur Pflanzenschutzmittel im Fokus, sondern auch die Tierhaltung und damit die Hofdünger. Deutlich kam zum Ausdruck, dass es offensichtlich auch an Wissen, Kenntnis von Zusammenhängen, grundsätzlich an gegenseitigem Verständnis fehlt. Und zwar sowohl bei Konsumenten als auch bei Produzenten.

Ausgeprägt ist die Kritik ums Güllen vor allem im tierintensiven Kanton Luzern, auch wegen der noch immer belasteten Mittellandseen. Der Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband (LBV) geht nun proaktiv in die Offensive und startet eine Informationskampagne zur Gülle und deren Ausbringung. Dies mit dem Ziel, die Informationsvermittlung zu verstärken, Wissen breiter zu streuen, zu sensibilisieren und damit gegenseitiges Verständnis zu fördern.

«Der Druck und die Problematik ums Güllen wird sich in den nächsten Jahren noch verschärfen», davon geht Raphael Heini vom LBV aus. Er ist zuständig für die Aufbereitung der Informationen und arbeitet derzeit an einem Auftritt auf der Website www.luzernerbauern.ch. Dieser wird demnächst aufgeschaltet und soll eine Plattform sein sowohl für Bauern wie für interessierte Konsumentinnen und Konsumenten. Grundsätzlich gehe es darum, aufzuzeigen, dass Gülle besser und wertvoller ist als ihr Ruf, erklärt Heini. 

«Wir wollen vermitteln, dass Gülle – richtig ausgebracht – ein wertvoller Dünger und nicht ein umweltschädliches Abfallprodukt ist, das gewissenlos entsorgt wird.» Viele Leute seien sich heute gar nicht mehr bewusst, dass Pflanzen Nahrung brauchen und Gülle als natürlicher Dünger viele Nährstoffbedürfnisse decken könne.

Zwar gibt es schon heute viele Studien, Dokumente, Checklisten und Merkblätter zu Hofdüngern, es fehle aber eine kompakte Zusammenfassung, wo auch Laien Antworten zu aktuellen Fragen finden. Zudem präsentierten die Forschung und Praxis ständig neue Erkenntnisse. Die vielfältigen Infos sollen deshalb laufend aktualisiert und ergänzt werden, betont Heini. [REl 1]

Rücksicht nehmen

Eindringlich aufgerufen werden die Bauern im Rahmen der Kampagne, an das Image zu denken und beim Güllen Rücksicht zu nehmen. Etwa, dass das Güllen am Samstag vor allem in Siedlungsnähe möglichst zu unterlassen ist. Und dass beim Einsatz des Schleppschlauches und bei angepasstem Wetter die Geruchsemissionen und Ammoniakverluste deutlich reduziert werden können. Auch Abstände zu Strassen und Gewässern sollten selbstverständlich sein.

Den Produzenten wohl bewusst, den Konsumenten aber weniger, ist die Wertigkeit der natürlichen Hofdünger und Vorteile gegenüber zugekauften Handelsdüngern. So auch für die Bodenverbesserung, Förderung der Trockenheitsresistenz von Pflanzen dank Gülle oder für ausgewogene Versorgung der Böden mit Mikronährstoffen.

Hingewiesen wird auch auf die Nährstoffverluste und resultierenden Umweltkosten. Laut Fachleuten entstehen Umweltkosten von sechs Franken pro Kilogramm Ammoniak, das in die Luft entweicht.

Tipps zum Ausbringzeitpunkt

AboDas Positive des Tages: Die Kühe mit dem Töff holen.Tagebuch«Not-Stopps am Güllefass stoppen nicht nur bei Not»Donnerstag, 29. September 2022 Praktikern in Erinnerung gerufen wird, dass Güllen bei tieferen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit die Ammoniakverluste um 50 Prozent reduzieren kann. Die Ausbringung abends und morgens sei daher effizienter als mittags. Und dass mit zunehmender Windstärke die Verluste stark ansteigen. Positive Umweltwirkung (Halbierung der Ammoniakverluste gegenüber Vollgülle) hat auch die Gülleverdünnung, empfohlen wird ein Gülle-Wasser-Verhältnis von 1:2. Dies sei auch agronomisch interessant. So, weil Gülle besser von Pflanzenblättern abfliesst, das Futter weniger verschmutzt wird und pflanzenverträglicher ist. Das erhöht die Futterqualität.

Optimaler Einsatz

Zusammenfassend wird auf der Website auf den zwar simplen, aber nicht immer angewendeten Grundsatz hingewiesen, dass der Gülleeinsatz dem Nährstoffbedarf der Kulturen anzupassen ist. Und dass primär die betriebseigenen Hofdünger gezielt einzusetzen sind, betriebsfremde hingegen nur mehr ergänzend für nicht abgedeckten Bedarf. Und dass grundsätzlich Gülle nicht ausserhalb der Wachstumsperiode der Pflanzen und auf unbewachsene Flächen auszubringen ist.