Von Januar bis September stiegen die Schweizer Detailhandelsumsätze im Vergleich zum Vorjahr um 6,6 Prozent, wie das Barometer zum Konsumklima des Umfrageinstituts GfK zeigt. Dieses Wachstum ist vor allem auf den Food-Bereich zurückzuführen, der um 10,3 Prozent zulegte, während das Non-Food-Segment stagnierte. Der Detailhandel konnte klar davon profitieren, dass Einkaufstourismus durch die Corona-Pandemie bzw. die Massnahmen dagegen verunmöglicht wurde. 

Onlinehandel dürfte langsamer wachsen

Angesichts der im vergangenen Frühling verhängten Massnahmen und der zweiten Welle von Covid-19 bestellten aber auch viele Konsumenten im Internet. «Einige Geschäfte haben in wenigen Monaten die Online-Umsatzziele erreicht, die sie sich für die nächsten drei bis fünf Jahre gesetzt hatten», erklärte Karine Szegedi, Leiterin der Abteilung Konsumgüterindustrie beim Unternehmensberater Deloitte Schweiz. Laut Szegedi dürfte ein grosser Teil der Kunden auch nach der Krise weiterhin online einkaufen, sofern die Erfahrungen positiv waren. Dennoch wird sich das Wachstum des Onlinehandels laut der Expertin im kommenden Jahr wieder verlangsamen, respektive normalisieren.

Zurück ins Ausland zum Shopping

Dafür dürfte ein anderes Thema zurück aus Tapet kommen: Laut Berechnungen von Ökonomen der Credit Suisse hatten die Schweizer Konsumenten 2019 nämlich Waren im Wert von 8 Milliarden Franken im grenznahen Ausland gekauft. 2020 war das anders: Vor allem in der ersten Welle der Pandemie mussten sie hauptsächlich hierzulande einkaufen.

Das dürfte sich im nächsten Jahr wieder ändern. In einer kürzlich von Deloitte in 13 Ländern durchgeführten Umfrage gaben 29 Prozent der Befragten an, sie hätten aufgrund der Krise Angst, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. 20 Prozent gaben mehr aus, als sie verdienten, und 40 Prozent machten sich Sorgen um ihre Ersparnisse. Es liegt also nahe, dass die verunsicherten Konsumenten dann wieder günstiger einkaufen - zum Beispiel im Ausland. «Mit den Unsicherheiten auf dem Arbeitsmarkt wird der Preis ein wichtiger Faktor», so Szegedi. Und schliesslich war Shopping in Konstanz, Waldshut oder Lörrach bei den Deutschschweizern schon vor der Coronakrise äusserst beliebt.

Sparen auch beim Auswärts-Essen

Was die Art der gekauften Waren anbelangt, so dürften die Konsumenten zwar weiterhin ihre Grundbedürfnisse an Dingen wie Lebensmitteln decken, es sei aber zu erwarten, dass sie bei anderen Dingen wie Kleidung, Restaurantbesuchen und vor allem beim Reisen sparten. Zudem würden durch den erhöhten Spardruck auch Trends verstärkt, die sich schon vor der Pandemie abgezeichnet hatten: Zum Beispiel die Beliebtheit von Pop-up-Stores. «Ihre Flexibilität ist für Detailhändler in diesen unsicheren Zeiten ein grosser Vorteil, um sich schnell an Paradigmenwechsel anzupassen», erklärte Szegedi.

 

Bemühungen gegen den Einkaufstourismus

Der Nationalrat hat im Oktober einer Motion seiner Finanzkommission zugestimmt, die den Einkauf ennet der Grenze unattraktiv machen soll. Darin ist unter anderem eine Herabsetzung des Mindestbetrags vorgesehen, ab dem im Ausland keine Mehrwertsteuer bezahlt werden muss. Der Schweizer Bauernverband zeigte sich über den Entscheid des Nationalrats erfreut, noch muss aber der Ständerat nochmals darüber debattieren, der die Vorlage bereits einmal abgelehnt hat. 

Im Vorfeld der Nationalratsdebatte hatten der Schweizer Obst- und Gemüseverband ihren Standpunkt dargelegt.

 

Mehr Second-Hand

Darüber hinaus wird aber auch erwartet, dass die Attraktivität von Second-Hand-Waren zunehmen wird. Der Umweltgedanke werde für die Konsumenten im Zuge der Pandemie derzeit nämlich immer wichtiger. Während Second-Hand-Waren früher vor allem auf Flohmärkten angeboten wurden, haben sie in diesem Jahr sogar den Weg in die Kaufhäuser Jelmoli und Manor gefunden.