«Wir können hier Meilensteine und Pioniertaten beschliessen», freute sich Peter Hegglin. Dieser Aussage ging eine knapp dreistündige Delegiertenversammlung voraus, die der Präsident der Branchenorganisation Milch (BOM) zusammen mit seinem Geschäftsführer Stefan Kohler bestritt.
Ein Argument für Klima-Diskussionen
Als Pioniertat bezeichnete Peter Hegglin namentlich die Einführung eines einheitlichen Klimarechners für die Schweizer Milchbranche. In einem «sehr, sehr aufwändigen Prozess» habe man sich für den Kauf des Programms «Klir» entschieden, erklärte Stefan Kohler. Der Klimarechner soll ausserhalb des Grünen Teppichs und somit freiwillig bleiben, aber einen Beitrag zur Sensibilisierung innerhalb wie ausserhalb der Branche leisten. «Es gibt bisher keine Zahl für die Treibhausgasemissionen pro Kilo Milch in der Schweiz», stellte Kohler fest. Er habe aber die starke Vermutung, dass dieser Wert hierzulande tiefer sei als im Ausland, was in den häufigen Klima-Diskussionen ein wertvolles Argument liefern könnte. «Seht her, das ist unser Wert – hört auf, uns ungerechtfertigt Vorwürfe zu machen», gab der Geschäftsführer ein Beispiel für künftige Debatten.
Entschädigung möglich, aber nicht Pflicht
Die Anwendung des Klimarechners ist allerdings mit Aufwand verbunden, der den Produzenten durch einen Zuschlag von 1 Rp./kg Milch entschädigt werden soll. Da der Rechner nicht nur für die Landwirte, sondern auch Verarbeiter und Handel freiwillig ist, müssen die Abnehmer diesen Zuschlag allerdings nicht bezahlen. Kohler sprach daher von einer «Freiwilligkeit in allen Dimensionen». Es müsse sich ein Markt für klimageprüfte Milch bilden, wobei die Nachfrage noch unklar ist. Trotz der Freiwilligkeit hat sich die BOM aber Ziele gesetzt: Bis fünf Jahre nach der Einführung des Klimarechners (voraussichtlich Mitte 2025) sollen die Emissionen um 10 Prozent sinken, nach weiteren fünf Jahren sollen 20 Prozent Reduktion erreicht sein.
Auch ein Auftrag
Er habe festgestellt, dass heute praktisch jede Unternehmung eine Vision habe, meinte Stefan Kohler. Angesichts der gegensätzlichen Interessen innerhalb der BOM sei deren Vision aber von anderem Kaliber als z. B. jene einer Firma für Büroklammern. Er sei daher auch ein wenig stolz auf die neue Vision der Schweizer Milchwirtschaft, die u.a. eine nachhaltige sowie standortgerechte Produktion und Verarbeitung wie auch Transparenz entlang der Wertschöpfungskette, Fairness und die optimale Nutzung von Marktpotenzialen im In- und Ausland umfasst. Nach der einstimmigen Zustimmung der Delegierten bemerkte Peter Hegglin, das sei auch ein Auftrag zur Weiterarbeit an der Vision – konkret an strategischen Handlungsachsen.
Gehandelt hat die ganze Branche in Sachen Grüner Teppich. «Der Teppich ist jetzt ausgerollt», sagte BOM-Vorstandsmitglied Michael Grossenbacher zur schweizweiten Einführung des Branchenstandards. Stand heute fehlten noch zwei Prozent der in der Schweiz produzierten Milchmenge auf dem Teppich. «Da bleiben wir dran», so Grossenbacher.
Antwort auf zunehmenden Veredelungsverkehr
Im April hat der BOM-Vorstand beschlossen, das Inkasso zugunsten der Fonds auf 5 Rp./kg Milch zu erhöhen. Dies wegen des grossen Milchprotein-Aufkommens. An der DV wurde informiert, wie der Zuschlag verwendet werden soll: Für eine Erhöhung der Milchprotein-Stützung um Fr. 0,5/kg Milch in der Hauptbox. Ausserdem wird eine Stützung für Magermilchpulver-Exporte aus der MPC-Box eingeführt und es gibt eine Aufstockung der Exportstützung für Milchproteinkonzentrat (MPC) in derselben Höhe wie die neue Magermilchpulver-Stützung.
Das sei eine Antwort auf den zunehmenden Veredelungsverkehr, v.a. im Bereich Schokolade (sprich Vollmilchpulver), so Stefan Kohler. Man wolle einen Anreiz bieten, das Schweizer Milchprotein zu verarbeiten. Von den Produzentenvertretern wurde der Antrag unterstützt. Sie betonten aber, dass es sich um bis Ende Jahr befristete Regelungen handle. Man dürfe das Ziel, das A- und nicht das B-Milchsegmet zu fördern, nicht aus den Augen verlieren.