Die Margen-Diskussion kommt immer wieder auf, sei es im Zusammenhang mit fairen Produzentenpreisen oder aufgrund stagnierender Nachfrage im Bio- und Labelbereich. Studien im Auftrag des Schweizer Tierschutzes (STS) haben wiederholt die grossen Unterschiede zwischen den Ladenpreisen kritisiert. Der neue Preismonitor von Faire Märkte Schweiz (FMS) umfasst neben tierischen Produkten auch Gemüse, Kartoffeln und Obst. Das Bild ist allerdings überall ähnlich.
Bio-Produzenten werden schlechter entschädigt
«Die Ergebnisse der Studie bestätigen, dass bei praktisch allen Sortimentsbereichen eine hohe Preisschere zwischen Bio- und konventionellen Produkten vorliegt», schreibt FMS in einer Mitteilung. Ausserdem seien die Produzentenpreise für Bio nur wenig höher. Das zieht gemäss FMS einige Konsequenzen nach sich:
- Stagnierende Absatzzahlen im Nachhaltigkeits-Sortiment.
- Das läuft der vom Bund angepeilten Transformation der Land- und Ernährungswirtschaft zuwider.
- Bio-Produzenten werden anteilsmässig deutlich schlechter entschädigt.
- Damit ist eine Umstellung auf Bio wirtschaftlich kaum interessant.
Weniger ausgeprägt sind die Preisunterscheide von Produkten der Kategorien «Standard-hoch» und «Standard-tief». Diese sind in der Studie definiert als das Sortiment auf mittleren bzw. tiefen Preisniveau (z. B. M-Budget und Prix Garantie). Darin können auch Labelprodukte wie IP-Suisse enthalten sein.
Im Durchschnitt 176 Prozent
Nicht-Bio-Produkte müssten angesichts des Konkurrenzdrucks im Detailhandel insbesondere billig sein, so FMS. Daher würden in diesem Bereich knappe Margen kalkuliert. Bei Bio seien es bis zu 700 Prozent höhere Margen, der Durchschnitt liege bei 176 Prozent. Für den Verein ist dies ein Indiz, dass Detailhändler(innen) marktmächtige Positionen ausgenutzen, um hohe Preise im Markt durchzudrücken. «Andererseits können sie mit ihren Muskeln spielen und bei den Bäuer(innen) die Preise drücken.»
Das grosse Schweigen über Margen
Der FMS-Preismonitor soll alle drei Monate veröffentlicht werden. Die Daten basieren je nach Produkt und Verfügbarkeit auf Richt- oder Produzentenpreise von Verbänden und Branchenorganisationen. Man berechnet einen Indikatorwert, der die Differenz der Produzenten- und Konsumentenpreise jeweils für Bio und konventionelle Ware vergleicht. Liegt der Wert über 1 sind «noch weitere Wertschöpfungskosten oder zusätzliche Gewinnbeträge im Bio-Konsumentenpreis enthalten», heisst es in der Studie. Diese beiden Posten zu unterscheiden, ist allerdings ein Ding der Unmöglichkeit: Der Detailhandel wahrt über Margen eisernes Schweigen mit Verweis auf Konkurrenzgründe und rechtfertigt Preisunterschiede gleichzeitig mit grösseren Aufwänden im Zusammenhang mit Label-Produkten.
«Inwieweit diese Unterschiede tatsächlich mit höheren Kosten für Bio-Produkte in der Verarbeitung und im Handel begründet werden können, bleibt allerdings eine offene Frage», schreiben die Autoren.
Nicht systematisch mehr abschöpfen
FNS sieht seinen Preismonitor als «Transparenz-Instrument, das Licht in die Blackbox der Preiskalkulationen bringen wird». Mit der Veröffentlichung des ersten Berichts formuliert der Verein mehrere Forderungen:
- Eine Preisbildung, die Bio-Produzenten fair entschädigt und den Konsumenten nicht überhöhte Preise aufbürdet.
- D. h. der Handel soll nicht systematisch mehr Wert bei Bioprodukten abschöpfen.
- Bio-Bäuer(innen) proportional an der Wertschöpfung beteiligen, sodass sich die Umstellung auch lohnt.
- Der Bund soll Massnahmen gegen die Marktmacht bzw. das Marktversagen ergreifen.
Die «Analyse von Produzenten- und Konsumentenpreisen Schweizer Grossverteiler» finden Sie hier.
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