Die Fleischsuppe wird nicht so heiss gegessen, wie ursprünglich gekocht. Im Dezember hatte Coop die Produzenten mit der Nachricht düpiert, dass sie das Naturafarm-Programm für Kälber bis Ende 2019 stillegen wird, bei Schweinen kündigte man grössere Reduktionen an.

Abgeschwächte Variante des Kahlschlags

Nach zwei gemeinsamen Sitzungen haben sich Vertreter von Coop, Schweizer Bauernverband und Produzenten nun auf eine abgeschwächte Variante dieses Kahlschlags geeinigt. Dies erklärte auf Anfrage Jörg Oberle, Inhaber der Gefu Oberle AG. Das Unternehmen liefert rund 60-65 Prozent der Kälber für das Naturafarm-Label.

Auch Coop bestätigt die Anpassung: "Wir haben von Anfang an klar kommuniziert, dass wir für die betroffenen Produzenten Lösungen suchen", erklärt Sprecher Urs Meier. Man werde "die notwendigen Anpassungsmassnahmen in der Produktion mit einem gemeinsam verabschiedeten und umfassenden Massnahmenpaket, in das alle bäuerlichen Produzenten einbezogen werden, unterstützen".

Entschädigung für diejenigen, die nicht mehr liefern können

Die Kälbermäster im Naturafarm-Programm erhalten nun laut Oberle ein Jahr länger Zeit, um sich Alternativen zu suchen. 2019 bleiben Preise und Volumen unverändert. Ab Anfang 2020 wird die Menge um 50 Prozent reduziert und per Ende 2020 wird das Programm eingestellt. Ab 2021 kann eine noch nicht definierte Zahl von Raus-Kälbern geliefert werden. Das heisst, Coop gleicht sein Programm an dasjenige von Migros an.

Statt wie bisher fix Fr. 2.- pro kg SG gibt es für diese Kälber neu die IP-Prämie, die deutlich tiefer liegt. Vergangene Woche waren die Verhältnisse wie folgt (für T3-Tiere):

- QM: Fr. 14.-/kg SG

- Coop Naturafarm (CNf): Fr. 16.-/kg SG

- IP-Suisse QM-Basispreis: Fr. 13.50-13.70 plus Fr -.90 Prämie = Total Fr. 14.40-14.60/kg SG

Laut Oberle werden zudem ab 2020 diejenigen Mäster entschädigt, die nicht länger ins Programm liefern können. Zu diesem Zweck sei von Coop ein grosszügiger Betrag gesprochen worden, so Oberle. Gefu Oberle werde von diesen Mitteln aber nichts beanspruchen, so der Integrator.

Klimakalb statt Naturafarm-Kalb

Stattdessen wolle die Firma den Produzenten weiter unveränderte Konditionen anbieten und Alternativlösungen vorantreiben. Oberle erwähnt als Beispiel das Label Klimakalb. Seine Firma lasse ausschliesslich unbelastete Nebenprodukte wie Schotte verfüttern. Diese Leistung hofft man künftig am Markt in einen Mehrpreis ummünzen zu können. Die Landwirtschaft werde zunehmend Beiträge zur Klimaentlastung erbringen müssen.

Eine Lösung hat man auch bei den Schweinen gefunden. Geplant war hier ursprünglich eine Reduktion der Tierzahlen um 30 Prozent ab 2020. Hier will man die Menge unverändert senken, aber die Zahl der zugelassenen Händler soll unverändert bei neun bleiben, zunächst wollte Coop hier auf deren vier reduzieren. Zudem werden die Schweinehalter ebenfalls entschädigt.

Entschädigung von 1,9 Millionen Franken

Die Entschädigung beläuft sich auf total 1,9 Millionen Franken, wie einer Mitteilung des Schweizer Bauernverbands (SBV) zu entnehmen ist, davon sind 1,4 Mio Fr. für die Naturafarm-Schweinehalter vorgesehen, der Rest für die Kälbermäster. Dafür schaffe Coop einen eigenen Fond.

"Aus harten aber fairen Verhandlungen resultierten nun korrekte Lösungen für die betroffenen Bauerfamilien", bilanziert der SBV. Der Vorstand des SBV sei froh, dass mit dem Grossverteiler eine Regelung gefunden werden konnte. "Der SBV setzt auf eine weiterhin faire und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Coop", so die Mitteilung.

akr