Mit dem Verzicht auf sogenanntes «Flugobst und -gemüse» will Aldi neu einen Beitrag leisten zum Umweltschutz, wie das Unternehmen kürzlich bekanntgab. Der Discounter verbannt ab sofort eingeflogene Früchte und Gemüse aus seinen Läden und will damit laut eigenen Angaben jährlich 5000 Tonnen CO2 einsparen. Konkurrent Lidl verzichtet sogar bereits seit dem Start in der Schweiz auf eingeflogene Gemüse und Früchte. Seit 2020 verkauft man ausserdem keine per Luftfracht transportierten Fleisch- und Fischprodukte mehr.
Migros und Coop halten an Flugfracht fest
Ganz anders sieht es bei den beiden mächtigsten Detailhändlern der Schweiz aus: Migros und Coop wollen beide nicht auf den Import von eingeflogenem Gemüse und Obst verzichten. «Gar keine Flugtransporte mehr durchführen ist aktuell (noch) kein Thema», so ein Migros-Sprecher. Insgesamt mache der Anteil an Flugobst und -gemüse bei der Migros allerdings weniger als 1 Prozent des Sortiments aus. Die Transporte dieser Artikel verursachten einen CO2-Ausstoss von 18'000 Tonnen. Diese kompensiere man über die eigene Klimastiftung in Zusammenarbeit mit Myclimate.
Auch bei Coop heisst es, dass sich Flugtransporte wegen der kurzen Haltbarkeitsdauer mancher Produkte nicht komplett vermeiden liessen.
«Würden wir darauf ganz verzichten, könnten wir unseren Kundinnen und Kunden Stand heute nicht mehr dasselbe umfangreiche Sortiment an exotischen Früchten und Gemüsen anbieten»,
so ein Sprecher.
Sortimentseinschränkung als Folge
Wer mitten im Winter frischen Spargel oder am Baum gereifte exotische Früchte verkaufen möchte, erhält diese natürlich nicht vom Lieferanten aus der Region. Bei Aldi ist man sich deshalb bewusst, dass der jüngste Entscheid manche Einschränkung des Sortiments mit sich bringt. «Wenn ein Artikel, der nicht zum Transport mit dem Schiff geeignet ist, in Europa saisonal bedingt nicht mehr verfügbar ist, verzichten wir darauf, diesen weiterhin anzubieten», sagt ein Unternehmenssprecher. Dies sei zum Beispiel auch bei Produkten wie Brombeeren der Fall.
Der Kunde ist verantwortlich
Bei den beiden grossen Detailhändlern will man das Sortiment jedoch nicht eingrenzen – und verweist auf die Eigenverantwortung der Kunden. «Mit unserem Angebot richten wir uns grundsätzlich nach den Bedürfnissen unserer Kundinnen und Kunden und bieten ihnen die Wahlfreiheit», so Coop.
Die Migros ergänzt, man deklariere die Produkte transparent, um den Kunden die Wahl zu lassen. Konkret würden Früchte und Gemüse, die per Luftfracht eingeflogen wurden, mit dem «By Air»-Logo gekennzeichnet. Damit soll für die Kunden sichtbar werden, dass der Kauf des Produktes wenig ökologisch ist.
Deklaration hindert nicht am Kauf
Doch in der Praxis scheint das die Konsumenten nicht vom Kauf abzuhalten. Gemäss dem Coop-Sprecher ist die Nachfrage nach Produkten, die als Luftfrachtimport gekennzeichnet sind, seit der Einführung des Logos nämlich konstant geblieben.
Den Klimaexperten von Greenpeace, Georg Klingler, überrascht das nicht. Es wirkten viel mehr Faktoren auf den Kaufentscheid der Kunden als ein solches Logo, wie etwa die Platzierung der Ware, der Preis oder allfällige Aktionen, erklärt er.
«Wichtiger als die Verantwortung auf die Konsumentinnen und Konsumenten abzuschieben, ist daher, dass die Detailhändler Verantwortung übernehmen und dafür sorgen, dass sie nachhaltiger werden.»,
sagt Georg Klingler.