Die SMP-DV verlief ohne nennenswerte Störungen ruhig. Sie finden die wichtigsten Beschlüsse in den Boxen unten.
Es ist für Hanspeter Kern «die Stunde der Wahrheit». Der Präsident der Schweizer Milchproduzenten meint damit nicht die Delegiertenversammlung, die er am Mittwoch in Bern leitete, sondern die Einführung des «Grünen Teppichs» für Schweizer Milch, die für Herbst 2019 geplant ist.
Wie Kern sagte, habe man in der Branchenorganisation Milch «eindeutig beschlossen», den Zuschlag ab 1. September 2019 einzuführen. Kern sagte, dass die Milchkäufer die Umsetzung auch in Aussicht gestellt hätten. «Wir wissen, dass es nichts gratis gibt, werden diese Gelegenheit aber wahrnehmen. Es kommt die Stunde der Wahrheit», so Kern weiter.
Finanzierungsbeschlüsse
Die Finanzierung der Verbände bleibt, wie sie war. Die Delegierten stimmten der Finanzierung der Interessenvertretung und dem damit verbundenen Abzug von 0,17 Rappen je Kilo Milch zu.
Den Beiträgen für das Basismarketing von Milch (0,525 Rappen/kg Milch) stimmten die Delegierten einstimmig zu. Das ist insofern wichtig, als dass die Beiträge vom Bundesrat für allgemeinverbindlich erklärt werden.
Bei den Beiträgen für das Basismarketing für Käse (0,2 Rappen je Kilo Milch) gab es eine kurze Diskussion: Daniel Vetterli, der neu als Vertreter der TMP in den SMP-Vorstand gewählt wurde, wollte in Bezug auf die Ausgestaltung des Käseverkaufs wissen, was gemacht wird, dass die Käse aus einer Hand verkauft werden. Wie SCM-CEO David Escher ausführte, sei das System der Sortenorganisationen so aufgebaut, dass es nicht direkt im Wettbewerb eingreift. Switzerland Cheese Marketing würde alles tun, um die Produkte zu guten Preisen in den Markt und in die Köpfe der Kunden zu bringen. Christoph Baumgartner von den TMP bemängelt, dass die Käsewerbung zu wenig auf die Schweizer Herkunft hingewiesen werde und wollte von Escher wissen, warum das nicht besser sei. Escher erklärt, dass SCM mit den Filmen mehrere Werte transportiere. Letztlich haben die Delegierten einstimmig der Finanzierung zugestimmt.
Für den «Grüne Teppich» sollen für A-Milch drei Rappen auf alle A-Milch in der Schweiz ausbezahlt werden. SMP-Direktor Stephan Hagenbuch betonte, dass eine Ausnahme für Käsereimilch nicht sinnvoll sei. Würde nämlich der Zuschlag nur auf der Molkereimilch im A-Segment ausbezahlt, dann könnte man rund 40% der Schweizer Milchmenge abdecken; aus Sicht SMP ist das aber zu wenig.
Keine Mengenbilanz sondern eine Warenflusstrennung
Ausserdem erklärte Hagenbuch, dass für die Umsetzung des «Grünen Teppichs» zwei Jahre nach der Einführung eine Warenflusstrennung vorgenommen werde soll. Das heisst: Milch, die unter dem Label des grünen Teppichs verkauft werden soll, muss separat gesammelt und verarbeitet werden.
Die SMP geht zwar davon aus, dass bereits 86 Prozent der Milchproduzenten die Anforderungen des «Grünen Teppichs» bereits ohne Anpassungen erfüllen. Trotzdem machen sie mit dem Mittragen des Entscheids der BOM unmissverständlich klar, dass sie unwillige Produzenten nicht in ihren Reihen haben wollen. Wer nämlich dem Standard für den «Grünen Teppich» nicht entsprechen kann oder will, dürfte spätestens nach Ablauf der Übergangsfrist von vier Jahren höhere Kosten für die Abholung seiner Milch hinnehmen müssen.
Alle müssen mitmachen
Andreas Elliker von den Thurgauer Milchproduzenten bat um eine Präzisierung und wollte wissen, ob man beim «Grünen Teppich» nicht mitmachen müsse. Kern verneinte in der Antwort: «Wenn nicht alle Milchbauern mitmachen, dann funktioniert die Übung nicht».
Zwar ist die SMP von der ursprünglichen Forderung abgewichen, einen Zuschlag von zwei Rappen auf die gesamte Milch zu wollen. Allerdings nur, weil die Umsetzung der Preiserhöhung an der Ladenfront alleine im A-Milch-Segment auch umsetzbar ist. Es ist das, was der SMP übrig bleibt, um eine Lösung auf den Weg zu bringen.
Wer trägt die Lösung mit?
Unklar ist, ob die Lösung auch so praxistauglich ist. Dem Vernehmen nach wollen die Käser – sowohl in der Ostschweiz als auch in den Sortenorganisationen – wenig von einem Preisaufschlag wissen. Einerseits zahlen die Sortenkäse schon überdurchschnittliche Milchpreise, andererseits weiss man nicht so genau, wie die Leistungen des «Grünen Teppichs» noch zusätzlich kommuniziert und in Wert gesetzt werden sollen. Die Stunde der Wahrheit für den «Grünen Teppich» schlägt also nicht erst mit der Einführung im Herbst, sondern schon an der DV der Branchenorganisation Milch, die am 2. Mai stattfinden wird.
Zwischen den Fronten
In jedem Fall befinden sich die Produzenten zwischen den Konsumentenerwartungen und Marktrealitäten. Wie Hanspeter Kern sagte, erwarten Konsumentinnen und Konsumenten «nachhaltig hergestellte Produkte». Laut Kern ist es besser, die Angelegenheit in die eigenen Hände zu nehmen und selbst zu sagen, «was uns gegenüber dem Ausland diferenzieren und was unser Produktionsstandard seins oll.» Für Kern ist der «Grüne Teppich» entsprechend ein starkes Zeichen, dass die SMP setze – «sowohl gegenüber den Marktpartnern, wie auch gegenüber der Politik.»
Jahresrechnung
Die Verbandsrechnung 2018 der SMP schliesst mit einem Minus von 0,07 Millionen Franken und wurde von den Delegierten einstimmig genehmigt.
Im Marketingsfonds konnte die SMP das Budget insgesamt erreichen. Die im Vorjahr neu lancierte Mehrwert-Strategie hat laut dem SMP-Geschäftsbericht die Erfolgsrechnung geprägt. Trotz leicht tieferen Produzentenbeiträgen sind ertragsseitig deutlich höhere Nettoerlöse angefallen. Bestehende Massnahmen konnten ausgebaut werden; die Bilanzsumme beträgt 12,5 Millionen. Die Delegierten genehmigten die Rechnung des Marketingsfonds einstimmig.
Der Milchstützungsfonds ist die dritte von drei Teilrechnungen der SMP. Der Fonds selbst war 2018 nicht aktiv, der Aufwandüberschuss beträgt rund 49'000 Franken, was dem Budget entspreche. In der Bilanz des Milchstützungsfonds sind die Beteiligungen an der Lactofama AG und der Liebefeld Käsekulturen AG abgebildet. Auch der Rechnung des Milchstützungsfonds stimmten die Delegierten einstimmig zu.
Die konsolidierte Jahresrechnung, der Zusammenzug der drei Teilrechnungen unter Ausschluss der internen Beziehungen, weist einen Jahresverlust von 69'000 Franken auf. Laut Finanzchef Robert Scherz liegt das Ergebnis im normalen Schwankungsbereich. Die Delegierten stimmten auch der konsolidierten Jahresrechnung bei einer Enthaltung zu.
Die SMP und die BOM rechnen damit, dass ihre Arbeit am «Grünen Teppich» auch politische Signalwirkung für andere Branchen haben wird. Soweit in Erfahrung gebracht werden konnte, denkt das BLW nämlich schon geraume Zeit darüber nach, wie die Landwirtschaft von sich aus eine Zukunfts- und Nachhaltigkeitsstrategie entwickeln könnte. Entsprechende Vorhaben sind bis jetzt jeweils im Sande verlaufen – die Arbeit der BOM könnte nun für neuen Schub sorgen.
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Keine Angst vor AP-Debatte
Zudem fürchtet sich die SMP auch nicht, die innerlandwirtschaftliche Verteilung der Direktzahlungen zur Disposition zu stellen. In Bezug auf die Agrarpolitik 2022+ erwartet Hanspeter Kern eine bessere Abgeltung der Leistungen gegenüber reinen Flächenbeiträgen. Kern und die SMP hätten es gerne gesehen, wenn der Bundesrat schon mit der Revision der AP 18-21 eine entsprechende Anpassung vorgenommen hätte. Die Forderungen der SMP an die Agrarpolitik blieben seit 2017 unverändert – wie Kern sagte, habe man die forderungen bei jeder sich bietenden Gelegenheit präsentiert und in die Verhandlungen eingebracht. Die ausdauer, so Kern, habe sich gelohnt. «Unsere Forderungen zur AP 22+ werden von vielen Akteuren in der Landwirtschaft unterstützt», meinte Kern.