«Landwirtschaft und Ernährung sind traditionell die Schwerpunkte der Messe und werden es auch bleiben. Würden wir diese weglassen, könnten wir die Olma nicht mehr mit gutem Gewissen Olma nennen», sagt Katrin Meyerhans, Leiterin Bereich Messen bei den OLMA Messen.
Olma bereits am Anfang eine Leistungsschau der Landwirtschaft
Die erste Olma anno 1943 firmierte als «Ostschweizerische Land- und Milchwirtschaftliche Ausstellung». Bis 2003 hiess sie «Schweizer Messe für Land- und Milchwirtschaft». – Die «Milchwirtschaft» ist inzwischen folgerichtig im Oberbegriff «Ernährung» aufgegangen. Vom 7. bis 17. Oktober 2021 findet nach einem Jahr Corona-Zwangspause die traditionelle Herbstmesse als «78. Schweizer Messe für Landwirtschaft und Ernährung» statt. In den letzten Jahrzehnten ist die Messe stetig gewachsen. Die Aussteller kommen neben der Land- und Ernährungswirtschaft auch aus den Bereichen Gewerbe, Industrie, Gastronomie und Dienstleistung.
Für Katrin Meyerhans ein buntes Potpurri aus Unterhaltung, Genuss, Spektakel und Wissensvermittlung. «Tradition und Moderne verschmolzen zum Volksfest mit Kultcharakter», sagt sie. Die Olma ist in schwieriger Zeit als Leistungsschau der Landwirtschaft entstanden. Sie war aber von Anfang an auch Verkaufsausstellung und Volksfest. Das habe sich bis heute bewährt, führt die Leiterin Bereich Messen weiter aus. 1943 nahmen 150 Waren- und Tieraussteller teil. Ihre Präsentationen waren in die Abteilungen Maschinen und Geräte, Kleinvieh, Grossvieh und Viehvorführung, Milchwirtschaft, Mostverwertung, Waldwirtschaft, Gewerbe, Weine und Pflanzenschutz eingeteilt.
Das Angebot wurde reichhaltiger und breiter
Die letzte grosse Schweizer Publikumsmesse hat sich nicht grundsätzlich verändert, aber sie ist von Jahr zu Jahr offener und akzentuierter geworden. «Heute präsentiert die Olma zusätzlich zu den Schwerpunktthemen Landwirtschaft und Ernährung ein breites und reichhaltiges Produkt-, Dienstleistungs- und Degustationsangebot mit zahlreichen Neuheiten und Spezialitäten in Bereichen wie Wohnen, Küche und Haushalt, Maschinen und Geräte, Bauen und Renovieren und vielem mehr», sagt Katrin Meyerhans. Die Messe bewahre jedoch ihr traditionelles Profil und biete zugleich Neues. Damit habe sich die Olma zur beliebtesten Publikumsmesse in der Schweiz entwickelt.
Die Olma vernetzt! Das tat sie schon lange bevor daraus ein Modewort geworden ist. «Damals wie heute baut sie Brücken zwischen den wichtigsten Wirtschaftsgruppen, nämlich den Produzenten, dem Handel und den Konsumenten, und eint und verbindet so in schönster Weise Landwirtschaft, Industrie und Gewerbe», schwärmt Katrin Meyerhans.
Olma schafft Verständnis zwischen Stadt und Land
Als landwirtschaftlicher Hotspot hat sich die Olma verändert, aber gezielt im Sinne von fachlicher und bedürfnisgerichteter Anpassung. Diesen Prozess fasst die Olma-Kaderfrau so zusammen. Seit fast dreissig Jahren hat die Olma keine Landmaschinen, Hof- und Stalleinrichtungen oder Futtermittel mehr im Messeangebot. Diese sind an der Landwirtschaftlichen Fachmesse Tier&Technik zu finden. Im Kern des Messekonzepts spielt die Land- und Ernährungswirtschaft jedoch nach wie vor eine zentrale Rolle. An der Olma kauft der Landwirt keine Betriebsmittel mehr ein. Die Olma dient heute vielmehr dazu, das Verständnis und die Begegnung zwischen Stadt und Land herzustellen und den Konsumenten die hervorragenden Produkte der Schweizer Landwirtschaft zu präsentieren.
Zur Bedürfnisausrichtung im Speziellen sagt Katrin Meyerhans: «Aussteller aus dem Bereich Land- und Ernährungswirtschaft präsentieren heute hauptsächlich Produkte und Spezialitäten aus der Schweizer Landwirtschaft wie Käse, Fleischspezialitäten und Weine.» Bei den Sonderschauen würden die land- und ernährungswirtschaftlichen Themen eine zentrale Rolle einnehmen. Beispielsweise bei «Erlebnis Nahrung», der Produktschau «Wir baue(r)n an unserer Zukunft» des St. Galler Bauernverbands und insbesondere bei der Tierausstellung und den Tierpräsentationen sowie im Olma-Forum.
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Olma vermittelt Tradition und Moderne
Auf Bedürfnisausrichtung achten auch die Sonderschauen. «Die Inhalte reichen von Tradition bis Moderne», sagt die Olma-Kaderfrau. «In diesem Jahr finden sie insbesondere in den Sonderschauen der ETH und des St. Galler Bauernverbands Platz. Zudem haben wir zum ersten Mal die Sonderschau Farming Simulator Game Zone. Auf 368 Quadratmetern präsentiert der Schlieremer Entwickler Giants Software sein Spiel Farming Simulator, hierzulande auch bekannt als Landwirtschafts Simulator.»
Mit der Darstellung der Lebensmittelproduktion und der Tierhaltung in den Sonderschauen, dem Olma-Forum und den Tierschauen bringt die Olma der Stadtbevölkerung die Schweizer Landwirtschaft näher und schafft damit Verständnis für die Bäuerinnen und Bauern sowie für Zusammenhänge in den Produktionsketten. «All das erhöht sicherlich auch die Zahlungsbereitschaft der Konsumenten», ist Katrin Meyerhans überzeugt. Sonderschauen wie «Unsere MilCH ist MehrWert» oder «Erlebnis Nahrung» beleuchteten Produktionsketten und zeigten, was es vom Feld bis auf den Teller alles brauche. Davon profitierten sehr direkt Bäuerinnen und Bauern, aber auch alle an der Wertschöpfungskette von Lebensmitteln beteiligten Partner.
Olma schafft Mehrwert für die Landwirtschaft
Was wäre, wenn die Olma plötzlich die Landwirtschaft weglassen würde, weil sie diesen Wirtschaftszweig nicht mehr opportun fände? – «Dann würde die Olma definitiv ein Eigengoal schiessen!», sagt Mirjam Hofstetter, Co-Leiterin Kommunikation beim Schweizer Bauernverband SBV. «Die Landwirtschaft ist einer der wichtigsten Magnete, um Messebesucher anzulocken. Insbesondere Familien mit Kindern besuchen die Olma, um die Tiere zu sehen.» Für Mirjam Hofstetter ist die Olma ein Stück bäuerliche Welt, die nach innen und nach aussen strahlt. «Sie gehört mit ihren rund 350’000 Besucherinnen und Besuchern zweifelsohne zu den grössten und beliebtesten Publikumsmessen der Schweiz», sagt sie. «Für die Landwirtschaft bietet das in vielerlei Hinsicht einen Mehrwert: Die Olma dient als Begegnungsstätte zwischen Stadt und Land, als Treffpunkt von Bäuerinnen und Bauern sowie als Plattform für den fachlichen Austausch und vieles mehr.»
Technische Innovationen für die Landwirtschaft finde man jedoch nicht an einer Publikumsmesse wie es die Olma ist, sondern an einer Fachmesse, meint Mirjam Hofstetter. Aber für geistige Innovationen sorgt die St. Galler Herbstmesse allemal. Die SBV-Sprecherin verweist in diesem Zusammenhang auf die Podien, wo wichtige Netzwerke gepflegt und spezielle Themen mit dem nötigen Tiefgang diskutiert werden.
Die Olma ist auch ein gesellschaftlicher Anlass, wo sich unterschiedliche Menschen aus Stadt und Land treffen. - Wie können Bäuerinnen und Bauern von diesem Zusammenkommen profitieren? «Indem sie die Olma als Plattform nützen, um mit der Bevölkerung in Kontakt zu treten» sagt Mirjam Hofstetter. Ideale Meetingpoints sind für sie Halle 9.1 oder die Sonderschau «Erlebnis Nahrung» in Halle 6. «Hier gehen Bäuerinnen und Bauern aktiv auf die Bevölkerung zu, versuchen Brücken zu schlagen und aufzuzeigen, wie sie heutzutage produzieren und weshalb sie dies so tun», sagt Mirjam Hofstetter.
Tolle Plattform für die Ernährungswirtschaft
Was wäre, wenn die Olma plötzlich die Ernährungsindustrie weglassen würde, weil sie diesen Wirtschaftszweig nicht mehr opportun fände? «Dann würde die Olma ziemlich kräftig am Ast sägen, auf dem sie sitzt», sagt Frank Burose, Geschäftsführer beim Kompetenznetzwerk Ernährungswirtschaft. «Die Ernährungswirtschaft ist ein wichtiger Wirtschaftszweig nicht nur in der Ostschweiz. Im Kanton Thurgau ist Land- und Ernährungswirtschaft beispielsweise doppelt so stark wie der Schweizer Durchschnitt. Die Ernährungswirtschaft ist heute nicht mehr wegzudenken von der Olma, die Degustationshallen haben mittlerweile Kult-Charakter, Essen bringt die Leute zusammen, Ernährung ist ein Megatrend. Dieses Thema aus den gewachsenen Strukturen der Olma auszusperren wäre maximal kontraproduktiv. Mit dem Thema Ernährung kann die Olma über die traditionellen Teilnehmenden aus dem landwirtschaftlichen Umfeld zusätzliche Teilnehmende gewinnen – viel weiter als nur aus dem der Landwirtschaft vor- und nachgelagerten Bereich.»
Welche Bedeutung hat die Messe für die heutige Ernährungswirtschaft? – «Die Olma bietet den Unternehmen eine tolle Plattform, um sich einem breiten Publikum zu präsentieren», sagt Frank Burose. «Auf der Messe können Neuerungen dem Konsumierenden vorgestellt und sein Feedback direkt angenommen werden.» Dieser direkte Kontakt zwischen Wirtschaft und Konsument sei so einfach möglich.
Die OLMA ist für viele Branchen Trendbarometer und auch Anstoss für Innovationen. – Gilt das auch für die Ernährungswirtschaft? «Ja», sagt Frank Burose.«Wir haben dies mit dem Kompetenznetzwerk Ernährungswirtschaft selbst erfahren. Das war an der Olma 2017, als wir unser Ostschweizer Food Forum im Rahmen des Gastauftritts des Kantons Thurgau durchführten. Das Interesse war einiges grösser als in anderen Jahren.»
Die Geselligkeit an der Olma freut die Ernährungswirtschaft. Frank Burose weiss warum: «Die Akteure an der Messe kommen zusammen, reden und konsumieren miteinander. Und mit etwas essen und trinken redet es sich doch gleich viel besser.» Essen und Trinken müssten schliesslich alle. Aber die Konsumierenden wollten heute auch immer besser und genauer informiert werden, woher ihre Nahrung kommt und wie diese hergestellt wird. «Hier gilt es Transparenz zu schaffen, auch indem die Produzenten höchst persönlich am Messestand anzutreffen sind und dem Konsumierenden Rede und Antwort stehen», sagt der Geschäftsführer beim Kompetenznetzwerk Ernährungswirtschaft.
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Olma 2021 – welche Erwartungen erweckt sie?
Coronabedingt wurde die Olma 2020 abgesagt. Darum schreit es jetzt «Endlich wieder Olma» von den Plakatwänden. Covid-19 ist aber noch immer im Land, deshalb fährt die Messe ein reduziertes und pandemieangepasstes Programm. Beispielsweise ist der traditionelle Umzug des Gastkantons – dieses Jahr Schaffhausen – gestrichen. Rund ein Drittel der Aussteller aus Zeiten vor Corona fehlt. Jetzt sind es noch 352, welche die etwa 20'000 Quadratmeter Standfläche belegen. Auf dem Messegelände gilt Zertifikatspflicht. Die Besucherinnen und Besucher können sich aber ohne Maske und ohne Abstandsregeln durch die Olma bewegen. An den elf Messetagen wird mit rund 300'000 Eintritten gerechnet. Die Erwartungen sind gross, werden sie auch erfüllt?
Die Leiterin Bereich Messen, Katrin Meyerhans, tönt zuversichtlich: «Wir sind der Überzeugung, dass wir Ausstellern wie Besucherinnen und Besuchern eine Olma bieten, die sich mit Fug und Recht so nennen darf. Die kleinere Ausstellerzahl geht hauptsächlich auf die kurze Vorbereitungszeit und die lange unsichere Lage zurück. Zahlreiche Aussteller, die es in diesem Jahr nicht schaffen, haben uns zugesichert, 2022 wieder dabei sein zu wollen. Bei den Sonder- und Produktschauen sowie bei der Tierausstellung bieten wir fast das gesamte gewohnte Programm.»
Ein gewisses Mass an Skepsis steckt in der Antwort von Mirjam Hofstetter, Co-Leiter Kommunikation beim SBV: «Die Nachwehen von Covid-19 werden garantiert zu spüren sein», denkt sie, «sowohl für die Besucher wie auch für die Aussteller aus der Landwirtschaft. Einen Einfluss wird sicherlich die Zertifikatskontrolle haben. Es werden wohl weniger Personen aus der Landwirtschaft die Messe besuchen. Auf der anderen Seite könnte ich mir vorstellen, dass die Aussteller auch weniger für ihren Auftritt investieren als sonst.»
Einiges an Optimismus verströmt Frank Burose, Geschäftsführer des Kompetenznetzwerkes Ernährungswirtschaft: «Spezifische Auswirkungen durch Corona auf die Ernährungswirtschaft an der Olma sehe ich aktuell nicht. Gegessen und getrunken wird ja schliesslich immer. Wenn die Degustationshallen allenfalls anders als sonst nicht total überfüllt sind, kann dies Gefahr und Chance zugleich sein. Es gibt sicher Menschen, die froh sind, nicht im grossen Gedränge durch die Hallen geschoben zu werden, während für andere nur die volle Halle mit einer tollen Olma gleichzusetzen ist. Ich meine hier könnte eine Chance zu sehen sein: Ein vernünftiger Hallenfüllgrad schafft Mehrwert für alle.»
Die Trägerschaft der Messe, Stadt und Kanton St. Gallen sowie die Genossenschaft Olma Messen, schnürte bereits im September letzten Jahres ein Hilfspaket für die Corona-Krise in der Höhe von 24 Millionen Franken. Sollte die Olma 2021 wider Erwarten floppen, wird sie nicht gleich untergehen.