Der Bündner Thomas Roffler wird neuer Verwaltungsrat bei der Mooh Genossenschaft, die in der Schweiz rund 3800 Milchbauernbetriebe vereinigt. Roffler wurde an der Delegiertenversammlung vom Donnerstag mit nur einer Gegenstimme gewählt. Er tritt die Nachfolge des Zürchers Ernst Bachmann an. Dieser war bei Mooh ein Mann der ersten Stunde, hat nun aber «im Sinne einer nachhaltigen Erneuerung» seinen Rücktritt erklärt. Roffler, der zugleich Präsident des Bündner Bauernverbands und SVP-Grossrat in seinem Kanton ist, präsentierte sich den Delegierten als «Milchlieferant mit Leib und Seele» und als «vernetzter Bauer mit Herz für die Milchwirtschaft.»
Offen bleibt vorerst eine zweite Vakanz im Verwaltungsrat: Weil Miba-Präsident Boris Beuret zum Präsidenten der Schweizer Milchproduzenten SMP gewählt worden ist, scheidet er ebenfalls aus dem Mooh-Verwaltungsrat aus. Die Nomination für seine Nachfolge werde in Absprache mit der Miba und dem bisher ebenfalls von Beuret präsidierten Verein Suisse Biomilch erfolgen, sagte Verwaltungsratspräsident Martin Hübscher. Es sei wichtig, dass beide Organisationen nach wie vor im Gremium vertreten seien.
Eigentständigkeit Voraussetzung für Verhandlungsstärke
Nach dem die Aaremilch 2022 zu 50 Prozent von der Migros übernommen wurde, sei Mooh die einzige unabhängige nationale Produzentenorganisation, sagte Hübscher: «Damit ist sie die einzige Organisation, die nicht eng mit einem einzelnen Verarbeiter verbunden ist und so echte Alternativen beim Verkauf hat.»
Aufgrund des täglichen Kundenkontakts und den Erfahrungen mit den eigenen Vertriebsprojekten verfüge die Genossenschaft ausserdem über umfassende Marktkennntisse. «Diese sind die Voraussetzungen für kompetente Milchpreisverhandlungen», sagt Hübscher. Seit der Gründung 2016 habe der Preis für das Kilo Milch so um durchschnittlich 15,9 Rappen gesteigert werden können.
Preise für Magermilchpulver und Butter auf Talfahrt
Die guten Preise des letzten Jahres waren aber auch eine Folge der Lage auf den Weltmärkten: In den Wochen und Monaten nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine schnellten die Handelspreise für Magermilchpulver und Butter in die Höhe. «Die Preissituation waren von einer Ausnahmesituation getrieben, aber die ist jetzt zum grössten Teil vorbei», sagte Geschäftsführer René Schwager.
So sei der Milchpreis in der EU derzeit stark im Sinken begriffen. Aufgrund der schlechten Konsumentenstimmung in den EU-Ländern sei ausserdem der Export von Biomilch völlig weggebrochen. Eine Stabilisierung werde erwartet, sei aber noch nicht eingetroffen, so Schwager.
Für die Schweiz und damit die Produzenten von Mooh werde sich aber in zwei bis drei Wochen der saisonbedingte Rückgang des Milcheingangs positiv bemerkbar machen. Auch im EU-Raum sei mit einem Rückgang der Milchproduktion zu rechnen, dies weil aufgrund der gestiegenen Energiepreise grosse Betriebe in Deutschland, den Niederlanden und Dänemark ihre Produktion drosseln müssten.
Mooh will Preise auf Niveau von 2022 halten
Ziel der Genossenschaft sei es, die Preise soweit wie möglich zu halten. «Wir setzen alles daran, dass es nicht so schnell runtergeht, wie es letztes Jahr hochging», versprach Schwager den Delegierten. Zumindest in diesem Jahr hoffe er, weiterhin die gleichen Preise wie 2022 zahlen zu können.
Für das letzte Jahr konnte Schwager den Delegierten eine erfolgreiche Jahresrechnung präsentieren. Der Jahresgewinn lag bei rund 425'000 Franken und damit über 30’000 Franken über dem Vorjahr. Das Eigenkapital der Genossenschaft liegt aktuell bei rund 10 Millionen Franken. Dieses Geld werde als Reserve benötigt, um bei einem allfälligen Ausfall eines Kunden die Zahlungen an die Milchbetriebe weiter gewährleisten zu können, führte Schwager aus.
Lob von alt Bundesrat Ueli Maurer
Aufmunternde Worte erhielten die Mooh-Vertreter von alt Bundesrat Ueli Maurer, der vor den Delegierten eine Rede zur Landwirtschaftspolitik hielt. Die Bauern bewegten sich in einem schwierigen Umfeld zwischen der Politik, die mit immer neuen Auflagen die Produktionskosten in die Höhe treibe, und Verarbeitung und Grosshandel, die Interesse an möglichst tiefen Preisen hätten. In dieser Lage sei es für die Bauern wichtig, in Verhandlungen stark auftreten zu können. «Das Angebot muss gebündelt werden, damit die Abnehmer ins Gespräch kommen müssen», sagte er.
Auf Hilfe aus Bundesbern zu hoffen, sei für die Bauern dagegen keine Option, sagte Maurer: «Sie wird nicht kommen.» Für den Bauernstand gelte seit jeher der Wahlspruch «Hilf dir selbst, so hilft dir Gott.» Hier gehe die Genossenschaft Mooh mit gutem Beispiel voran.