Die nach grösseren Trockenperioden durch den Klimawandel nicht mehr überall sichergestellte Wasserversorgung auf den Alpen war eines der grossen Themen an der Hauptversammlung des Schweizerischen Alpwirtschaftlichen Verbands (SAV), die am Samstag in Lungern stattfand.  «Es darf nicht zur Normalität werden, dass Hubschrauber die Wasserversorgung auf den Alpen sicherstellen», meinte Präsident von Siebenthal.

Projekte frühzeitig angehen

AboDie Agridea und die Schweizer Berghilfe untersuchten fünf Projekte für ein besseres Wassermanagement auf den Alpen. Hier ein neuer Tränkeplatz auf den Untervazer Alpen.TrockenheitMehr Wasser für die AlpenMontag, 17. Oktober 2022 Auf die Wasserversorgung ging auch Bernhard Belk, Vize-Direktor des Bundeamts für Landwirtschaft (BLW) ein. Er rief die Versammelten dazu auf, Wasserversorgungsprojekte auf Alpen frühzeitig anzugehen und die Möglichkeiten von Strukturverbesserungsbeiträgen zu prüfen. 

Zum kürzlich verabschiedeten Verordnungspaket sicherte Belk den Versammelten zu, dass keine Umverteilung von Direktzahlungen vom Berg ins Tal erfolgen. Im neuen Paket ist auch geregelt, dass ab 2024 das Mulchen auf Alpflächen erlaubt sein wird. Ebenfalls wird ab 2024 ein zusätzlicher Sömmerungsbeitrag von 250 Franken pro Normalstoss ausbezahlt, dies als Beitrag an den durch die Raubtierpräsenz verursachten Mehraufwand. 

 

«Nutztiere dürfen nicht Futter für Wildtiere sein.»

Präsident Erich von Siebenthal weist auf die Wolfsproblematik nicht nur auf Alpen hin.

«Nutztiere nicht Futter für Wildtiere»

Zu letzterer sagte von Siebenthal in seinem Grusswort: «Nutztiere dürfen nicht Futter für Wildtiere sein.»  Er sei erfreut über die aktuellen Beschlüsse des Bundesrates zur Limitierung der Wolfsrudel. Gleichzeitig forderte von Siebenthal die Kantone auf, die Wolfsregulierung in den nächsten Wochen und Monaten gemäss der geschaffenen Möglichkeiten des Bundes umzusetzen.

Der Obwaldner Regierungsrat Daniel Wyler wies in seinem Grussvotum auf die Bedeutung der Tiere für die Schweizer Land- und Alpwirtschaft hin. Die Bewirtschaftung der Alpen sei auch ein wichtiger Grundpfeiler für den Tourismus und sichere damit zahlreiche Arbeitsplätze.

Mitgliederbeiträge werden deutlich angehoben

Ab 2024 werden alle Bewirtschaftenden von Sömmerungsbetrieben von Identitas im Auftrag des Schweizerischen Alpwirtschaftlichen Vereins (SAV) und des Schweizer Bauernverbandes (SBV) eine Rechnung erhalten, deren Begleichung freiwillig ist. Diejenigen, welche die Rechnung bezahlen, werden automatisch SAV-Mitglied. Das Delegiertensystem über die Kantonalsektionen entfällt.

Alpwirtschaft will enger mit dem Bauernverband zusammenarbeiten

Die Mitgliederbeiträge wurden von 30 auf 60 Rappen pro Normalstoss angehoben. Das gemeinsame Beitragsinkasso genehmigten  die 140 Delegierten einstimmig.

Gutgeheissen wurde auch eine engere Zusammenarbeit mit dem SBV bei alpwirtschaftlichen Themen. In diesem Sinne wurden auch die Beiträge der Sömmerungsbetriebe an den SBV von 40 Rappen pro effektiver Normalstoss von der Versammlung befürwortet. Der SAV-Vorstand verspricht sich durch diese Systemänderung eine bessere und stärker gebündelte Interessenvertretung der Alpwirtschaft.

Neue Mitglieder im Vorstand

Mit Töni Gujan (GR) und Alessandro Corti (TI) schieden zwei Mitglieder aus dem Vorstand aus. Als neue Vertretung für den Kanton Graubünden wurde die Agronomin und Landwirtin Karin Ehrensperger aus Davos gewählt. Der Kanton Tessin wird neu von Roman Marchi vertreten, der im Bleniotal einen Milchwirtschaftsbetrieb mit eigener Hofkäserei führt. Als zusätzliches Mitglied wurde ausserdem Peter Seiler aus Sarnen neu in den Vorstand gewählt. Er gehört bereits dem Vorstand des SBV an und wird ab sofort die Interessen der Alpwirtschaft beim SBV einbringen. [IMG 2]

Ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Fläche sind Alpweiden

Der Schweizerische Alpwirtschaftliche Verband ist die nationale Organisation der Alpwirtschaft.  Das Sömmerungsgebiet entspricht einem Drittel der landwirtschaftlich genutzten Fläche der Schweiz oder elf Prozent der Landesfläche. Über 800'000 Tiere nutzen dieses natürliche Grasland während den Sommermonaten. Die 6700 Alpbetriebe stellen jährlich insgesamt rund 5500 Tonnen Alpkäse her.