Der Wissensbedarf ist wohl ebenso gross wie das Potential. Diese Schlüsse könnte man aus der Masterarbeit von Mila Susanne Laager ziehen. Sie stellte am Donnerstag in Bern ihre Analyse zu den Handlungsoptionen zur Förderung der Permakultur in der Schweizer Landwirtschaft vor. Neben den Resultaten der Arbeit gaben vor allem die nächsten Schritte zu reden.
Handlungsbedarf besteht
Ihren Fokus auf die Permakultur erklärte Laager mit dem bestehenden Handlungsbedarf in der Landwirtschaft; Bodenerosion, verunreinigte Gewässer, Verlust der Biodiversität aber auch der zunehmende Verlust kleiner Betriebe seien Zeichen dafür, dass es neue Lösungen in der Schweizer Landwirtschaft brauche. Ausserdem kam sie zu dem Schluss, dass sich die Nachhaltigkeitsziele des Bundes und jene der Permakultur decken.
Nicht rein wissenschaftlich
Laager machte deutlich, dass sie einen transdisziplinären Ansatz verfolgt hatte. Das heisst konkret, sie bezog auch Beteiligte ausserhalb der Wissenschaft hinzu. Dazu trommelte sie verschiedene Leute zusammen, aus der Bildung (Bio-Schule Schwand), Permakultur-Vereinen, Vertreter der Hochschule für Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL sowie Agronomen. Die praktisch-bäuerliche Seite wurde durch Beat Rölli vertreten. Der Fokus lag auf der Deutschschweiz.
Fokusgruppen-Treffen
13 Beteiligte wurden interviewt, sechs davon kamen zu Fokusgruppen-Treffen (FGT) zusammen, um gemeinsam Handlungsmassnahmen zu besprechen. Laager, die mittlerweile im Vorstand des Vereins Permakultur Schweiz ist, kam so auf fünf zentrale Handlungsoptionen:
- Permakultur zusammen mit Konsumenten entwickeln
- Ein Netz aus Modellhöfen aufbauen
- Entsprechende Ausbildung fördern
- Weiterbildung und Kurse zur Permakultur aufbauen und vernetzen
- Vergütung für Kohlenstoff-Speicherung (CO2-Zertifikate)
Rückblickend bereue sie, die aktuelle Politik-Landschaft nicht einbezogen zu haben. Trotzdem fand sie in den obigen fünf Ansätzen mögliche Hebel. Damit könnte mit relativ wenig Aufwand eine bessere Förderung der Permakultur erreicht werden. Dabei versteht Laager unter einer Förderung auch die Abklärung, wie man die Ideen der Permakultur gewinnbringend einsetzen könnte.
Die Rolle der Modellhöfe
Angesprochen auf die angestrebten Modellhöfe erklärte Laager, hierbei gehe es vor allem um das Vorleben und Ausprobieren. «Man sollte diese Betriebe besuchen können und sie sollten möglichst divers sein». So wünsche sie sich Modellhöfe sowohl in der Berg- wie auch der Talzone, kleine und grosse, Familienbetriebe oder Gemeinschaften usw. Dort sollten Kurse stattfinden können und wissenschaftliche Studien könnten die Entwicklung begleiten.
Die grosse Definitionsfrage
Sobald das Thema Permakultur aufkommt, stellt sich bald die Definitionsfrage. Bisher gibt es keine abschliessende Definition – oder aber zu viele verschiedene. Dieses Problem beschäftigt auch das Bundesamt für Landwirtschaft BLW. Wie Hans Balmer vom Verein Permakultur Landwirtschaft ausführte, habe das BLW die beiden Permakultur-Vereine der Deutschschweiz eingeladen. Ziel war es, dem Bundesamt die Permakultur vorzustellen. Man wollte im Rahmen der AP 22+ abklären, ob dieses System ähnlich wie der Bio-Anbau definiert werden könnte. Balmer steht einem Regelwerk für die Permakultur aber kritisch gegenüber: man solle besser Spielraum für Versuche schaffen. Allerdings beteiligten sich die Vereine an der Vernehmlassung der AP 22+.
Laager stimmte Balmer zu und meinte, Direktzahlungen für Versuchsflächen, Mischkulturen oder innovative Ansätze wären sinnvoller als ein Kriterienkatalog. Dieser würde der Permakultur sowieso nur schwerlich gerecht werden, dazu sei die Idee zu gross.
Konsumentenschützer pochen auf die Rolle der Gesellschaft
Mit Sarah Stalder und Alex von Hettlingen war auch der Konsumentenschutz vertreten. Auf Stalders Frage nach dem Potential dieses Themas für ein nationales Forschungsprogramm (NFP) antwortete Laager, sie könne sich ein derartiges NFP gut vorstellen. Dabei sei es aber wichtig, auch die Romandie und das Tessin einbeziehen.
Von Hettlingen betonte, es brauche auch eine gesellschaftliche Transformation. Sein Ansatz: eine Zusammenstellung des Produktemixes, der von einer 100Prozent-Permakultur-Landwirtschaft in der Schweiz bereitgestellt werden könnte. Diesen solle man mit den Bedürfnissen der Konsumenten vergleichen. Z.B. werde es sicher weniger Weizen geben. Das Angebot müsse aber bedürfnisorientiert werden.
CO2-Speicherung als Marketing-Argument
Neben der finanziellen Absicherung von Betrieben wurde auch die Rolle der CO2-Speicherung als Marketing-Argument diskutiert. «Wenn IP Suisse mit Biodiversität wirbt und Bio mit dem Verzicht auf synthetische Pestizide, dann könnte sich die Permakultur die CO2-Speicherung auf die Fahnen schreiben», so das Votum. Damit nähere man sich auch an das Aushängeschild der regenerativen Landwirtschaft an, die ebenfalls mit dem Humusaufbau werben.
Man kann sagen, es gibt diverse Lösungsansätze zu drängenden Problemen in der Landwirtschaft. Welche wo und wie umgesetzt werden kann, bleibt wahrscheinlich individuell und standortabhängig.
Weitere Informationen finden Sie auf den folgenden Websites:
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