Beim «Treffen der Gemüsebranche» gewährten die Forschenden der Agroscope einen Einblick in ihr Schaffen.
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Zu Beginn gab es ein Update zum Nationalen Kompetenzzetrum Gemüse. (Bilder jsc)
Umfrage zum NKG läuft
Martin Freund vom Inforama Seeland in Ins BE informierte zu Beginn des Gemüsebautags über den Stand des Nationalen Kompetenzzentrums Gemüse (NKG). Dieses solle eine Vernetzungsplattform werden für alle bestehenden Bildungs- und Beratungsangebote. Ausserdem soll die Forschung besser koordiniert werden. Man wolle kein «regionales Süppchen» kochen, so Freund.
Zur Bedürfnisabklärug soll Anfang September eine Umfrage an alle Stakeholder verschickt und darauf basierend die Struktur und Finanzierung des NKGs festgelegt werden.
Kompost kann positiv oder negativ sein
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In Langzeit-Versuchen untersucht Matthias Lutz die Wirkung von Kompost. Jedes Jahr wurden andere Kulturen angepflanzt, 2018 war es Salat. In der Zeit von 2011 bis heute konnte die Menge organischer Substanz durch die Düngung mit Kompost verdoppelt werden, erklärte Lutz. Beim Salat stieg das Erntegewicht mit der Menge Kompost, eine schwarze Mulchfolie wirkte sich ebenfalls trotz sommerlicher Hitze positiv aus.
Anders sah es 2017 mit Karotten aus: Dort stieg der Anteil kranker Rüebli mit der Menge gedüngtem Kompost. Dies könnte laut Matthias Lutz entweder daran liegen, dass Erreger mit dem Dünger auf das Feld gelangten, oder weil sie Böden mit viel organischer Substanz bevorzugen.
Unkraut bei Fenchel und Gemüse
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13 verschiedene Versuche führte Jürgen Krauss in Zwiebeln und Fenchel durch. Dabei teste er unterschiedliche Kombinationen von zugelassenen Pflanzenschutzmitteln und solchen, die bisher keine Bewilligung haben in der Schweiz, sowie natürliche Fettsäuren im Einsatz gegen Unkraut. Auf den einzelnen Parzellen ist der Unkrautdruck augenfällig unterschiedlich. Die Auswertung läuft.
Der Roboter spart massiv Pflanzenschutzmittel
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Aus dem kleinen Tank auf dem Roboter kann Pflanzenschutzmittel zu den kleinen Düsen geleitet werden.
Der erfolgreiche Einsatz des Pflanzenschutzroboters Steketee wurde bereits früher vermeldet. Hans Möhri erklärte die Funktionsweise, bei der eine Kamera die Kulturpflanze erfasst und das Hackwerkzeug entsprechend das Unkraut rundherum hackt. Gleichzeitig kann gezielt Pflanzenschutzmittel ausgebracht werden, wodurch sich der Verbrauch um durchschnittlich 75 Prozent reduziere. Die Kamera leistet Erstaunliches, wie Möhri weiter ausführte; da Zwiebeln dunkler grün sind als beispielsweise Franzosenkraut, könne der Roboter in einem überwucherten Zwiebelfeld hacken.
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Im Moment läuft die Optimierung des Systems, etwa bei der Düsenwahl. In Zukunft soll eine vergrösserte Arbeitsbreite die Effizienz erhöhen. Auf die Frage eines Besuchers stimmte Hans Möhri dem zu, dass das Risiko für Resistenzbildungen beim Steketee erhöht sein könnte. Dies, weil gerade mobile Schädlinge wie Erdflöhe nicht grossflächig bekämpft werden und mehr einzelne Flöhe überleben könnten.
Karottenanbau kann rasch ein Verlustgeschäft werden
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Dunja Dux berechnete die Wirtschaftlichkeit des Anbaus von Lagerkarotten. Dabei spielte sie mehrere Szenarien mit unterschiedlich starkem Befall der Möhrenfliege sowie mit und ohne Insektizid-Einsatz durch. Basierend auf ihren Berechnungen kam sie zum Schluss, dass sich bei den getroffenen Annahmen der Anbau von Lagerkarotten nicht lohnt. Hingegen mache die Behandlung bzw. Prävention der Möhrenfliege Sinn, da bereits ein leichter Befall zu einer negativen Arbeitsverwertung führt (das heisst, der Landwirt wird für die investierte Arbeitszeit nicht angemessen entlohnt oder zahlt sogar drauf).
Rückstände von Beistoffen (Wirkung unbekannt)
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Die Rückstandsbildung und das Abbauverhalten von Beistoffen in Pflanzenschutzmitteln seien bisher kaum erforscht worden, so Daniel Janser. Janser untersucht daher, ob diese Substanzen auf dem Erntegut in Rückständen nachzuweisen sind. Ob diese eventuell toxisch wären, konnte der junge Forscher nicht sagen. Derartige Beistoffe seien aber auch in diversen anderen Produkten enthalten, etwa in Medikamenten oder in Industriewaren.
Knollen statt Wurzeln wegen Nematoden
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Im Gewächshaus wachsen Tomaten und Gurken als "hängende Gärten von Wädenswil"
In den «hängenden Gärten von Wädenswil» experimentiert Paul Dahlin mit seinen Kollegen mit Nematiziden und neuen Produkten (Antagonisten) im Einsatz gegen Wurzelgallennematoden. Die Auswirkungen dieser winzigen Würmer sind an oberirdischen Symptomen schwer zu erkennen, betroffene Pflanzen können ein verringertes Wachstum zeigen oder welken. An den Wurzeln hingegen können die Winzlinge verheerend sein, denn sie führen zu stark verdickten Wurzeln. Damit können die Pflanzen weniger gut Wasser und Nährstoffe aufnehmen und kränkeln entsprechend.
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Das grosse Problem bei Wurzelgallennematoden ist, dass man sie kaum mehr aus der Erde herausbringt. Daher ist die Kontrolle einer Population (im Freiland oder Gewächshaus) sehr wichtig, damit die Schäden sich in Grenzen halten lassen. Die unterirdischen Schädlinge können im Freiland durch Geräte zur Bodenbearbeitung verschleppt werden. Im Gewächshaus treten laut Dahlin auch immer wieder tropische Nematden auf, die vermutlich mit Topfpflanzen eingeschleppt worden sind. Daher bitten die Forscher, Befälle von Wurzelgallennematoden zu melden, damit die Schädlinge identifiziert werden können.
Wirksam gegen sie ist eine Schwarzbrache, denn ohne eine Wirtspflanze können die Würmer nicht überleben. Den Winter überstehen sie hingegen gemäss dem heutigen Wissensstand relativ problemlos.
Wenig Wirkung mit alternativen Methoden
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Ein schwarzer Fleck auf dem Brokkolikopf – und schon wird er nicht mehr gekauft. Konsumentenansprüche seien der wichtigste Treiber hinter der Bekämpfung der weissen Fliege bei Kohlgewächsen, erklärte Anouk Guyer. Sie testete Gesteinsmehle und Öle als Abwehrstoffe, die eine Eiablage in der Kultur verhindern sollten. Leider konnte keines der alternativen Pflanzenschutzmittel bisher eine bessere Wirkung als Pyrethrum erzielen.
Ein neuer Pilz befällt den Knoblauch
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Gianna Wullschleger informierte über einen Pilz, der neuerdings gelagerten Knoblauch befällt. Embellisia allii zeigt sich zuerst als schwarz-gräuliche Verfärbung an der Haut des Knoblauchs und dringt später in die Zehen ein. Diese werden glasig, braun und es kann zu Sekundärinfektionen kommen.
Bei der Prävention dieser Pilzinfektion ist laut Wullschleger die Lagerung entscheidend, zu nass darf der Knoblauch nicht ins Lager. Die Forscherin hat verschiedene Desinfektionsmittel getestet, um das Pflanzgut zu behandeln. Denn Embellisia allii sei wahrscheinlich über befallenes Pflanzgut in die Schweiz eingeschleppt worden. Auf das Auflaufen den Knoblauch hatte keines der Desinfektionsmittel einen Einfluss, die Lagerfähigkeiten sollen in Zukunft noch beurteilt werden.