Bio Ostschweiz, die Mitgliederorganisation der St. Galler und Thurgauer Biobetriebe, gibt es seit 30 Jahren, damals gegründet unter dem VOB. Peter Schweizer, Thurgauer Co-Präsident, meinte an der Feier am Sonntag: «An einer solchen Feier stellt sich ja immer die Frage, ob man zurück oder vorwärts schauen soll. Ich bin der Meinung, es braucht beides.» Dem pflichtete Bio-Suisse-Präsident Urs Brändli in seinem Grusswort bei. «Wenn wir zurückschauen, können wir für die Zukunft lernen», sagte er.
Gemeinsam für die Vision Bioland Schweiz
Nicht nur Bio Ostschweiz, sondern auch Bio Suisse feiert dieses Jahr ein Jubiläum, nämlich das 40-jährige. «Die damaligen Gründer waren Idealisten. Mit der Umstellung auf Bio stand man für ein Weltbild ein», sagte Urs Brändli. Das sei heute anders. Wer auf Bio umstelle, tue dies nicht zwingend aus Idealismus, sondern aus pragmatischen Gründen – was für den Bio-Suisse-Präsidenten völlig in Ordnung ist. Das habe aber zu Spannungen innerhalb des Verbandes geführt. Spannungen, die beim Abstimmungskampf um die Pflanzenschutz-Initiativen an die Öffentlichkeit getragen wurden. «Wir müssen lernen, mit diesen Spannungen und unterschiedlichen Ansichten umzugehen und dabei den gegenseitigen Respekt nicht verlieren.»
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Brändli wünscht sich, dass die von Delegierten demokratisch gefällten Entscheide von den Mitgliedern akzeptiert werden. «Natürlich darf man eine andere Meinung haben und dafür einstehen.» Diese in der Öffentlichkeit an den Pranger zu stellen, gehe hingegen nicht. «Wir müssen als Gemeinschaft die Kraft behalten, die wir vor 40 Jahren hatten. Nur gemeinsam können wir unsere Vision Bioland Schweiz erreichen.»
Von 34 auf über 800 Mitglieder
Die ehemaligen Präsidenten von Bio Ostschweiz berichteten von den damaligen Gegebenheiten und erzählten auch die ein oder andere Anekdote. Den Anfang machte Gründungsmitglied und erster Präsident, Cornel Rimle. Schon vor der Gründung von Bio Ostschweiz habe es kleine Gruppierungen gegeben, erzählte Rimle. Aber die Idee, gemeinsame Richtlinien zu erarbeiten, kam einfach nicht so recht in Gang. Zu wenig kompromissbereit waren die Biobauern, wenn es um andere Meinungen als die eigene ging. In der Folge entstanden regionale Vereinigungen, die genau dieses Ziel verfolgten. Bio Ostschweiz war eine davon.
Im Januar 1992 legten Cornel Rimle, Trudi Allenspach, Andreas Andermatt, Ernst Graf, Matthias Koloska, Jakob Rohrer und Christian Schwarz den Grundstein für eine Mitgliederorganisation der Kantone Thurgau, St. Gallen und Appenzell Ausserrhoden. 34 Mitglieder zählte der Verein bei seiner Gründung, heute sind es 830, wobei Appenzell Ausserrhoden seit 1996 nicht mehr dabei ist. Die beiden Appenzell gründeten eine eigene Mitgliederorganisation.
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«Die Anfänge fielen in eine bewegte Zeit. Anfang der 90er-Jahre wurden die Direktzahlungen eingeführt. Die Grossverteiler hatten plötzlich Interesse an Bioprodukten, die bis dato ein Nischenmarkt waren. Das brachte viel Arbeit mit sich», erzählte Rimle. Der Aufbau von Vermarktungsplattformen, der Zusammenarbeit mit Verarbeitern und den Beziehungen zum Dachverband waren mit enorm viel Energie verbunden. Dennoch hat Rimle die oft spätabends durchgeführten Vorstandsitzungen in guter Erinnerung behalten.
1994 wurde der Vorstand um zwei Mitglieder ergänzt: Katharina Zuberbühler und Thomas Zacharias kamen hinzu. Seit 1996 wird der Verein im Co-Präsidium geführt. Zuberbühler war erste Co-Präsidentin an der Seite von Rimle. «Wir hatten das Gefühl, wir müssen die Welt verändern. Aber das hat es auch gebraucht, sonst wären wir heute nicht da, wo wir sind», schloss Rimle seinen Rückblick auf die bewegten Anfänge der Mitgliederorganisation.
Stolz auf aktive Mitglieder
Sepp Sennhauser, seit acht Jahren Co-Präsident der St. Galler, würdigte das aktive Engagement seiner Vorgängerinnen und Vorgänger. Auch wenn er heute nicht mehr alle Mitglieder kenne, nehme er die Biobäuerinnen und Biobauern im Verein als sehr aktiv wahr: «Wir diskutieren miteinander, wir geben einander Tipps und wir suchen einen gemeinsamen Weg. Das macht unsere Vereinigung aus.» Dies gelte es zu pflegen und auch in Zukunft weiterzuführen.
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Im Anschluss stand der gesellige Teil im Zentrum. Die rund 100 Gäste wurden von der Gastgeberfamilie Gudrun und Dominic Engeler verköstigt und liessen den Sonntag im gemütlichen Beisammensein ausklingen.