Im Jahr 2021 legte das Parlament das Ziel fest, bis 2027 die mit Pflanzenschutzmitteln verbundenen Risiken für Oberflächengewässer, Grundwasser und naturnahe Lebensräume (z. B. Biotope) um 50 Prozent zu reduzieren. Um diese Risiken berechnen zu können, wurden Indikatoren entwickelt. Sie basieren
- auf dem Risikopotenzial jeder einzelnen Substanz
- auf den davon verkauften Mengen
- auf den zur Risikominderung getroffenen Massnahmen.
Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) hat nun in einem Mediengespräch zum ersten Mal die Berechnung dieser Risikoindikatoren veröffentlicht.
Christian Hofer, Direktor vom BLW sagt dazu: «Die ersten Berechnungen sind vielversprechend, doch bis zur Erreichung der Ziele in der Praxis ist es noch ein weiter und herausfordernder Weg. Ein wirksamer Schutz der Kulturen ist notwendig, um die Ernährungssicherheit nachhaltig gewährleisten zu können. »
Kontaminationsrisiko im Grundwasser um 50 % reduziert
Die Berechnungen zeigen, dass durch die Reduzierung des Einsatzes von Produkten, die das Grundwasser verunreinigen könnten, das Kontaminationsrisiko um die Hälfte verringert werden konnte – verglichen mit dem Referenzzeitraum 2012–2015, so Oliver Félix, Leiter Fachbereich nachhaltiger Pflanzenschutz. Entscheidend beigetragen haben der Bewilligungsrückzug von Dichlobenil 2013, Chlorothalonil und Chloridazon 2020 sowie die Reduktion der Verwendung von S-Metolachlor.
Mit einem Verbot von S-Metalachlor, Metezachlor, Dimetachlor und Terbuthylazin im ÖLN würde das Kontaminationsrisiko weiter sinken.
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Risiko für Oberflächengewässer ist ebenfalls rückläufig
Auch das Risiko für Oberflächengewässer ist rückläufig. Dies sei unter anderem der Sanierung von Waschplätzen für Spritzgeräte und den Massnahmen zur Verringerung von Abdrift und Abschwemmung zu verdanken, so Oliver Félix.
Da die Ergebnisse stark durch den Einsatz bestimmter Insektizide beeinflusst würden, sei die Entwicklung aber noch unsicher.
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Zusätzliche Massnahmen würden ab 1. Januar 2023 die Risiken für Oberflächengewässer aber weiter senken. So ist die Anwendung von Insektiziden mit erhöhtem Risikopotenzial für direktzahlungsberechtigte Betriebe (ÖLN) nur noch möglich, wenn keine anderen für Wasserorganismen weniger gefährlichen Wirkstoffe zur Verfügung stehen. Weiter müssen im ÖLN zusätzliche Massnahmen gegen die Abschwemmung und Abdrift umgesetzt werden. Die Kontrollen und Förderungen der Waschplätze werden helfen, die punktuellen Einträge über die Kanalisation weiter zu reduzieren.
Es braucht weitere zusätzliche Massnahmen
Der Indikator Naturnahe Lebensräume zeige noch keine Veränderung des Risikos. Der Bundesrat hat zusätzliche Massnahmen für ÖLN-Betriebe beschlossen, damit die Risiken ab 1. Januar 2023 reduziert werden. Die obligatorische Reduktion der Abdrift mit beispielsweise Injektordüsen ist eine dieser Massnahmen. Ausserdem werden im ÖLN bestimmte Pflanzenschutzmittel verboten, wenn ein weniger gefährliches Alternativprodukt zugelassen ist. Dies soll helfen, das Risiko für Oberflächengewässer und naturnahe Lebensräume weiter zu reduzieren.
Christan Hofer ist sich aber bewusst, dass der Weg weiterhin anspruchsvoll bleiben wird, «gerade bei den Insektiziden haben wir noch nicht viele Alternativen. Wenn in gewissen Jahren der Schädlingsdruck sehr hoch ist, müssen mehr Insektizide angewendet werden, um die Ernährungssicherheit zu gewährleisten».
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Verkauf von Fungiziden und Insektiziden 2021 hat zugenommen
Oliver Félix präsentiert zudem die Verkaufszahlen von Pflanzenschutzmitteln des vergangenen Jahres.
2021 war aufgrund der feuchten Witterungsbedingungen ein sehr günstiges Jahr für Pilzkrankheiten. Um die Ernte schützen zu können bzw. zu retten, mussten Landwirt(innen) mehr Behandlungen durchführen. Diesbezüglich habe sich der Verkauf von Fungiziden erhöht (siehe Grafik). Aber auch die Verkaufsmengen von Insektiziden haben zugenommen. Hier beobachte man aber eine Zunahme von alternativen Produkten (wie z. B. Paraffinöl) anstelle von synthetischen-chemischen Pflanzenschutzmitteln.
Die Verkaufszahlen von Herbiziden gehen wie in den Jahren zuvor weiter zurück.
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Mehr biologische Produkte angewendet
Erfreulich sei teilweise die Zunahme der in der Bio-Landwirtschaft zugelassenen Produkte. Dazu zählen Paraffinöl und Natriumcarbonat, allerdings auch Kupfer und Schwefel. Kupfer müsse man im Auge behalten, sagt Christian Hofer. Als Schwermetall bleibt es im Boden. Aktuell arbeite das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) daran, Alternativen für Kupfer zu finden.
Bei den Fungiziden lässt sich im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg der Verkaufsmengen um 187 Tonnen feststellen; davon wurden Schwefel, Kupfer und Kaliumbicarbonat insgesamt 170 Tonnen mehr verkauft. Bei den Insektiziden wurde eine Zunahme beim Paraffinöl verzeichnet (+154 t). Dabei handelt es sich um ein Insektizid, das in der Biolandwirtschaft zugelassen ist und als Ersatz für Chlorpyrifos dient, das im Jahr 2020 verboten wurde. Bei den Herbiziden ist hingegen ein erneuter Rückgang der Verkaufsmengen festzustellen (–18 t gegenüber 2020). Im Jahr 2021 wurden insgesamt 2259 Tonnen Pflanzenschutzmittel verkauft.