In vielen Rapsfeldern fallen derzeit nesterweise verkrümmte Pflanzen auf. Sie tragen büschelweise grüne, zum Teil noch blühende Triebe. «Es ist empfehlenswert, solche verkümmerten Pflanzen mit der Wurzel auszureissen, um sie genauer beurteilen zu können», rät Rita Ziltener vom LZ Liebegg. Kleine, verdickte Wurzeln deuten auf Kohlhernie hin.
Gallen zeigen Ursache
«Die Verdickungen am Wurzelhals können aber auch mit Spuren des Kohlgallenrüsslers verwechselt werden», fährt Rita Ziltener fort. Klar unterscheiden könne man die Schadbilder anhand der aufgeschnittenen Gallen: Frassgänge deuten auf den Rüssler hin. Sind die Verdickungen aber weiss, später braun und nicht hohl, dürfte es sich um Kohlhernie handeln.
Gekrümmte, aufgesprungene Stängel können auch das Werk der Larven des Rapserdflohs sein, die über die Blattstiele in den Haupttrieb eindringen und deren Frassgänge im Winter Feuchtigkeit aufnehmen. Bei Frost platzt der Stängel in der Folge auf.
«Die Bedingungen waren ideal.»
Kohlhernie brauche hohe Bodenfeuchtigkeit, sagt Rita Ziltener, Liebegg.
Eintrittspforte für Fäulnis
Beim Rapserdfloh liegt der Schwerpunkt der Bekämpfung auf den adulten Käfern im Herbst. Der Kohlgallenrüssler gilt nicht als bedeutender Schädling, da seine Gallen den Wasser- und Nährstoffaustausch des Rapses nicht beeinträchtigen – sie können aber Eintrittspforten sein für Erreger, die zu Fäulnis im Bereich des Wurzelhalses führen.
«Durch die vielen Niederschläge im Herbst und bei Parzellen mit nur leichten Verdichtungen kann es zu einem Befall mit Kohlhernie gekommen sein», schätzt Rita Ziltener die Lage ein. Die Bedingungen seien dafür recht ideal gewesen, mit viel Regen und zahlreichen warmen Herbsttagen. «Der Erreger der Kohlhernie kann im Boden bis zu 20 Jahre überleben und braucht eine hohe Bodenfeuchtigkeit», gibt die Fachfrau zu bedenken. Sie wisse beispielsweise von einer relativ grossen Teilfläche, auf der das Wasser sehr lange nicht versickern konnte und die nun Kohlhernieschäden aufweise. Bestätigt sich der Verdacht auf Kohlhernie, sind präventive Massnahmen angesichts der Überdauerungsfähigkeit des bakteriellen Erregers ratsam.
Unkräuter sind Wirtspflanzen
Dazu gehört laut Rita Ziltener eine weite Fruchtfolge, wobei generell auf mögliche Wirtspflanzen zu achten sei. Das sind Kreuzblütler, also auch Hirtentäschchen, Hederich (Acker-Rettich) und Senfarten in Gründüngungen sowie Kohlarten. «Unkräuter wie Hirtentäschchen sollte man konsequent bekämpfen, auch in Ackerschonstreifen und so weiter», sagt Ziltener. Man sehe diese Pflanzen ebenfalls oft an Feldrändern.
Nach Getreide aufkalken
Mit regelmässigem Aufkalken lässt sich der pH-Wert des Bodens auf ein Niveau heben, das der Kohlhernie nicht behagt. Ein günstiger Zeitpunkt dafür wäre laut einem Merkblatt der deutschen landwirtschaftlichen Gesellschaft (DLG) vor der Rapssaat oder nach der Getreideernte, wenn der Kalk mit der Stoppelbearbeitung in den Boden gebracht werden kann. «Kalkstickstoff hat eine abtötende Wirkung», erläutert die Fachfrau, «der Druck wird aber nur reduziert und nicht ausgelöscht.» Ist der Boden-pH bereits auf 7,5 oder höher, sollte man auf ein Aufkalken verzichten.
Aus Sicht der Kohlhernieprävention wäre es besser – im Gegensatz zu den Empfehlungen bezüglich Rapserdfloh-Larven –, den Raps nicht zu früh zu säen. «Bei früher Saat herrschen meist ideale Bedingungen für Kohlhernie mit warmen Temperaturen», sagt Rita Ziltener. Das sei jedoch nur bedingt ein hilfreicher Ratschlag, wenn es wiederum bis in den späten Oktober hinein warm bleiben sollte.
Gülle oft versauernd
Nicht sauer reagierende Dünger sollen ebenfalls helfen, einen Kohlherniebefall zu reduzieren. Das bestätigt Rita Ziltener: «Bakterien mögen saure Bedingungen und gewisse Dünger versauern den Boden zusätzlich.» So habe zum Beispiel Gülle häufig diesen Effekt, da gerade im Spätsommer und Herbst der enthaltene Stickstoff durch die hohe mikrobielle Aktivität im Boden schneller abgebaut werde. Eine Alternative für die Düngergabe zur Rapssaat wären daher Nitratdünger (Calciumnitrat und Natriumnitrat) und der bereits erwähnte Kalkstickstoff, so die Fachfrau.
Mehr Ausfallraps
Auf Teilflächen mit Kohlhernie ist mit reduziertem Ertrag zu rechnen, falls sie überhaupt gedroschen werden. «Wenn es bei den verkümmerten Pflanzen zu einer Schotenbildung gekommen ist, kann es mehr Ausfallraps geben», ergänzt Rita Ziltener. Dann gelte es, nach der Ernte erst auflaufen zu lassen und danach mit – bei Bedarf mehrmaliger – oberflächlicher Bodenbearbeitung zu be-kämpfen.