Die Zielmenge von 106 000 t für die Ernte 2024 ist gemäss der verantwortlichen Branchenorganisation, dem Schweizerischem Getreideproduzentenverband, noch nicht erreicht. Anbauflächen und Produzenten sind darum nach wie vor gesucht.
Herausfordernd im Anbau
Dass nicht mehr Landwirte Raps anbauen, liegt an den Herausforderungen dieser Kultur. Agrarpolitische Massnahmen, spezialisierte Schädlinge sowie weggefallene Bekämpfungsmittel gegen diese sind unter anderen immer grösser werdende Hindernisse und mindern die Anbaubereitschaft. Fallen dann weitere ungünstige Faktoren (Witterung, Standort) zusammen, resultiert das häufig in starken Ertragsausfällen bis hin zum Totalschaden.
Bewirtschaftung entscheidet
Damit der Raps diesen externen Faktoren bestmöglich zu trotzen vermag, muss die Pflanze den Schädlingen rasch «davonwachsen» können. Die Landwirtin oder der Landwirt tragen darum mit optimalen Bewirtschaftungsmassnahmen zu einem wesentlichen Erfolg der Kultur bei. Mit folgenden Stellschrauben können sie diesen bei der aktuell laufenden Saat beeinflussen.
- Saatzeitpunkt: Galt der 20. August lange als fixer Saattermin, experimentieren viele Rapsproduzenten vor allem wegen des Erdflohdrucks nun mit früheren (Mitte August) oder späten (Mitte September) Saaten.
- Saatbett: Der delikat kleine Rapssamen ist auf ein möglichst feines und abgesetztes Saatbett angewiesen. Bei unsicherer Witterung gilt der Grundsatz Saatbett gilt vor Saatzeit.
- Unkrautkur: Je nach Unkrautdruck und ausgewähltem Anbausystem macht diese durchaus Sinn. Für eine hohe unkrautmindernde Wirkung mindestens vierzehn Tage für diese einplanen.
- Saatmethode: Von Einzelkorn bis Breitsaat ist alles möglich. Entscheidend ist das Anbausystem. Bei genauen Einzelkornsaaten bieten sich Hackdurchgänge zur Unkrautbekämpfung geradezu an. Bei Breitsaaten erfolgt in der Regel der Einsatz eines Herbizids, oder es kann bei geringem Unkrautdruck auch eine Untersaat gesät werden.
- Düngung: Für hohe Rapserträge braucht es eine hohe Stickstoffdüngung. Für 1 kg Raps braucht es 4 kg Stickstoff. Die optimale Lösung hängt von den jeweiligen Betriebs- und Parzellenbedingungen ab. Güllegaben im Sommer auf die Erntereste der Vorfrucht oder im Herbst (witterungsabhängig) sind gut möglich, beissen sich jedoch mit einem frühen Saatzeitpunkt.
- Saatdichte: Diese liegt in der Praxis zwischen 30 und 60 Körnern pro Quadratmeter und hängt ab von Saatzeitpunkt, Standort, erwartetem Schädlingsdruck und der verwendeten Sorte.
- Schädlinge: Damit die Insektizide gezielt eingesetzt werden können, ist eine parzellengenaue Beobachtung mit Gelbschalen, Gelbfallen etc. unverzichtbar.
Eine gute Planung spielt beim Raps eine wichtige Rolle. Die BauernZeitung hat bei zwei Produzenten nachgefragt, wie ihre Strategien für den Raps 2024 aussehen.
Urs Knecht bewirtschaftet zusammen mit seiner Frau Ladina den Eichacker in Brütten ZH nach den Knospe-Richtlinien. Von 37 Hektaren LN sind 33 Hektaren unter dem Pflug. Raps ist mit 3 Hektaren jährlicher Anbaufläche eine wichtige Kultur auf seinem Betrieb.
Schädlinge nehmen zu
Dank der windigen und exponierten Lage profitierten die Flächen und der Raps von Urs Knecht bisher von einem ausserordentlich tiefen Schädlingsdruck. Dies ändert sich nun zunehmend
«Wir merken vermehrt die milden Winter und den Effekt der weggefallenen Beizung unserer ÖLN-Nachbarn. Der Schädlingsdruck, vor allem beim Erdfloh, nahm bei uns stark zu», erläutert Urs Knecht die grössten Herausforderungen. Drosch er früher regelmässig zwischen 30 und 35 dt/ha, brach der Ertrag dieses Jahr auf 15 dt/ha ein.
Vorsprung durch frühe Saat
Dieses Jahr hat Urs Knecht seinen Raps bereits Anfang August gesät. Er erhofft sich, dass die Rapspflanzen so dem Erdfloh besser davonwachsen können.
«Beim Dünger spare ich trotzdem nicht, Raps braucht genügend Stickstoff, damit er im Frühjahr zügig davonwächst. Damit die Pflanzen nicht schon im Herbst aufstängeln, werde ich sie mit einer Sichelmäher-Durchfahrt im Herbst etwas zurückstutzen», erläutert Knecht seine Strategie zur Wachstumsregulation.
Walter König bewirtschaftet zusammen mit seiner Frau Karin den landwirtschaftlichen Betrieb «Im oberen Binder» in Tägerwilen (TG). Der auf Ackerbau ausgerichtete Betrieb verfügt über 38 ha LN. Auf 5 ha wächst jährlich Raps.
Milde Lage – späte Saat
Die Saat erfolgt Anfang September, in der Regel nach Winterweizen. Die Bodenbearbeitung erfolgt flach. Zuerst werden mit einer Treffler-Federzahnegge die Stoppeln bearbeitet und das Ausfallgetreide zum Keimen angeregt.
Gleichzeitig kann so auch die eingesetzte Sauengülle etwas eingearbeitet werden. Zur weiteren Bodenbearbeitung wird dann entweder ein Grubber oder eine Scheibenegge eingesetzt. Die Unkrautbekämpfung erfolgt mit einem Herbizid. Mit Untersaaten hat Walter König gute Erfahrungen gesammelt, es brauche dafür aber unbedingt Parzellen mit einem tiefen Unkrautdruck.
Schädlinge beobachten
«Bei den Schädlingen setze ich auf eine Mischung aus Prävention und Kontrolle», erklärt Walter König seine Strategie. Konkret heisst das, dass bereits zur Saat Kalkstickstoff zur Schneckenregulation eingesetzt oder der Erdfloheinflug mit Gelbschalen beobachtet wird, damit man bei Bedarf sofort mit einem Insektizid reagieren kann. Dieses Jahr konnte so mit einer Spritzung das Ertragsziel von 45 dt/ha erreicht werden.