Es ist ein Zielkonflikt: Durch sauberes Unterpflügen von Ernterückständen in der Fruchtfolge kann man Fusarium graminearum wirksam bekämpfen. Gleichzeitig verbessert aber eine reduzierte Bodenbearbeitung die Bodenqualität und wird zudem in vielen Kantonen gefördert. Hinzukommt, dass Fungizide erstens in der Kritik stehen und zweitens wegen Resistenzen und kurze Anwendungsfenstern wenig wirksam gegen Ährenfusariose sind. Die Krankheit zu vermeiden ist wichtig, da die von Fusarium gebildeten Giftstoffe (Mykotoxine) gesundheitsschädlich für Mensch und Tier sin. 

Forschende von Agroscope haben drei Ansätze untersucht, wie auch bei reduzierter Bodenbearbeitung ohne Pflanzenschutzmittel gegen den Pilz vorgegangen werden kann, wie in einem Agroscope-Beitrag bei Agrarforschung Schweiz berichtet wird. 

1. Mit Senf den Boden desinfizieren 

Bei der »Cut-and-carry”-Biofumigation nutzt man Senfpflanzen, um den Boden zu desinfizieren. Man baut Leguminosen oder Gras-Klee-Mischungen als Zwischenfrucht an, häckselt die Pflanzen (cut) und bringt sie als Dünger zum Weizenfeld (carry). Die Methode helfe gegen Krankheiten, die über den Boden oder infizierte Ernterückstände übertragen werden, schreibt Agroscope. 

Weniger Toxine, mehr Ertrag

Tatsächlich schien diese Art der Biofumigation die in Ernterückständen überwinternden Fusarium-Pilze reduziert haben: Mulchschichten mit Weissen oder Braunem Senf oder Alexandriner-Klee reduzierten die Mykotoxinwerte im Weizen um 37-58 (DON) bzw. 65–87 Prozent (ZEN), während der Ertrag um 15 Prozent stieg. 

2. Mit Mais-Untersaaten den Boden verbessern

Die Forschenden von Agroscope testeten fünf verschiedene Untersaaten im Mais: 

  • Rotklee
  • Sudangras
  • Phacelia
  • Weisser Senf
  • Brauner Senf 

Die Untersaaten sollten Nährstoffe fixieren, das Bodengefüge verbessern, Humus aufbauen, Unkraut unterdrücken sowie die Ober- und Unterirdische Biodiversität erhöhen. 

Starke Reduktion nur bei moderatem Druck

Die beiden Senfarten im Mais senkten senkten den DON-Gehalt im nachfolgenden Winterweizen um 58 (Weisser Senf) bzw. 32 Prozent (Brauner Senf). Mais-Phacelia und Mais-Weisser-Senf reduzierten den ZEN-Gehalt um 34 bzw. 47 Prozent. Diese starke Mykotoxin-Reduktion konnte allerdings nur bei moderatem Krankheitsdruck gezeigt werden. Die Untersaaten schmälerten den Maisertrag nicht. 

3. Zwischenfrüchte verbessern die Fruchtfolge

Im dritten Versuch baute man Weissen Senf, Braunen Senf oder Winterfuttererbsen als Zwischenfrucht in einer Silomais-Sommerweizen-Fruchtfolge an.

Deutlich weniger Mykotoxine und mehr Ertrag

Die Zwischenfrüchte senkten den DON-Gehalt im Weizen um bis zu 72 Prozent. Ausserdem erhöhten sie den Körnerertrag von Sommerweizen um 13 bis 25 Prozent.

Die Agrarpolitik muss handeln

Zum Schluss richten die Forschenden einen Appel an die Agrarpolitik: Diese müsse die zusätzlichen Kosten für innovative Anbausysteme wie die oben vorgestellten Verfahren ausgleichen. So könnten Zielkonflikte zwischen Lebensmittelsicherheit und Wirtschaftlichkeit der Landwirtschaftsbetriebe vermieden werden.  

 

So wurde getestet

Die drei Verfahren wurden jeweils mit einer Kontrolle verglichen, die mit infizierten Ernterückständen behandelt worden ist. Analysiert wurden die beiden Mykotoxine Deoxynivalenol (DON) und Zearalenon (ZEN)  in der nachfolgenden Weizenernte. Ausserdem verglich man jeweils die Erträge. Beim Mais war die Kontrolle ein Feld ohne Untersaat. Bei den Zwischenfrüchten wurden die Ergebnisse mit dem Pflügen ohne Zwischenfrucht oder Herbizid ohne Zwischenfrucht verglichen. 

Weitere Informationen zur Studie finden Sie hier.