Der Frühling zeigt sich derzeit von seiner wüchsigen Seite – auf den Feldern gedeiht bei der feuchten Witterung leider auch das Unkraut gut. «Spät gesäter Winterweizen hat noch nicht bestockt und ist noch ziemlich sauber, frühgesäte Bestände bestocken und sind schon recht verunkrautet», schätzt Bernhard Streit von der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) die Lage ein und weist darauf hin, dass Getreide während der Bestockung auf Unkrautkonkurrenz am empfindlichsten reagiert. Pläne für Herbizidfrei müsse man aber noch nicht begraben, «verloren ist noch nichts», so Streit. In einigen Gegenden seien erste Striegeldurchgänge bereits möglich gewesen.

Die Bestände anschauen

AboHerbizidfreiMechanische Unkrautbekämpfung: «Der Blick zurück muss weh tun»Donnerstag, 22. Februar 2024 Bernhard Streit plädiert stark dafür, sich die Weizenbestände anzusehen und besser einmal die Wirkung des Striegels bei der aktuellen Verunkrautung auf einer Teilfläche zu testen: «40 bis 50 Meter fahren und schauen, ob die Pflanzen ausgerissen, abgeschnitten oder verschüttet werden», erläutert er. So lasse sich besser abschätzen, ob der Striegel überhaupt noch Wirkung zeigt, wie aggressiv er eingestellt werden kann und ob die Kultur selbst nicht zu stark in Mitleidenschaft gezogen wird. Um grösserem Unkraut (4-Blattstadium und mehr) beizukommen, könne es sich jetzt ausserdem lohnen, nach der Fahrt gleich zu wenden und zweimal zu striegeln.

Die Bestockung anregen

«Das Zeitfenster für den Entschied, Herbizidfrei oder nicht, ist jetzt klein», hält Bernhard Streit fest. Einerseits müsste das Unkraut nun mechanisch bekämpft werden, andererseits ist jetzt auch der Zeitpunkt gekommen für Herbizidanwendungen. Man sollte sich indes auch die bestockungsfördernde Wirkung des Striegels vor Augen führen, ergänzt der HAFL-Dozent. Denn im Moment habe man es mit eher mageren Beständen zu tun. «Wenn ich nun weniger als 200 Pflanzen pro Quadratmeter habe und für einen guten Ertrag am Ende 500 bis 600 Ähren will, dann wäre eine Bestockungsrate von 2,5 - 3 anzustreben», rechnet Streit vor. Um das zu erreichen, könne der Striegel einen Beitrag leisten, der bei einer Spritzung nicht gegeben wäre. Es lohne sich also, ganz nach Lehrbuch, die Pflanzendichte zwecks Standortbestimmung der Parzelle zu auszuzählen.

Düngen und zweimal striegeln 

«Am besten wäre, zuerst – wo noch nicht erfolgt – zu düngen und dann mit zwei Durchfahrten zu striegeln und so die gröbste Unkrautkonkurrenz zu bannen», fasst Bernhard Streit zusammen. Im Notfall wäre eine Herbizidanwendung und Abmeldung von den Beiträgen für Herbizidverzicht so auch später noch möglich. Angezeigt sei ein Abmelden ausserdem, wenn jetzt Ackerfuchsschwanz oder Gräser im Weizen auftauchen.

Merkblätter zu herbizidfreiem Weizen von IP-Suisse finden Sie hier

 

Vorschrifen für den Bundesbeitrag für Verzicht auf Herbizide

Für den Produktionssystembeitrag für Herbizidfrei (Fr. 250/ha) darf auf keiner Fläche der angemeldeten Kultur ein Herbizid zum Einsatz kommen. Die Referenzperiode dauert  von der Ernte der Vorkultur bis zur Ernte der Hauptkultur. Ausnahmen für den Herbizidverzicht gibt es für Einzelstockbehandlungen sowie Bandbehandlungen ab der Saat auf maximal der Hälfte der Fläche.