Milchkühe können nach dem Kalben kaum genug fressen, um den Energiebedarf für die hohe Milchleistung zu decken. Die Gebärmutter ist für Infektionen empfindlich und nicht selten leiden die Tiere an weiteren Stoffwechselerkrankungen.
Die drei Kernbereiche TS-Verzehr, Energieaufnahme und die Mineralstoffversorgung haben einen entscheidenden Einfluss auf die Rindviehgesundheit.
Möglichst hoher TS-Verzehr anstreben
In der Galtphase sollte das Fütterungsmanagement so gestaltet sein, dass die Kuh einen möglichst hohen TS-Verzehr erreicht. «Rinder, die in der Startphase an Gebärmutterentzündungen, Ketose und anderen Krankheiten leiden, zeigen bereits in der Galtphase einen tieferen TS-Verzehr», erklärt Stefan Probst, Dozent für Tierernährung, HAFL, anlässlich eines Strickhof-Online-Fachabends.
Während der TS-Verzehr in der Galtphase deshalb möglichst hochgehalten werden muss, ist die Energieaufnahme in der Galtphase zu limitieren. «Nehmen die Tiere mehr als 100 % ihres Energiebedarfes auf, liegt das Ketoserisiko in der Startphase deutlich höher», so Probst weiter. Galtviehrationen mit rund 4,5 bis 5 MJ NEL/kg TS entsprechen dem Bedarf der Galtkühe.
Ration mit Ökoheu und Stroh verdünnen
Damit beide Anforderungen, hoher TS-Verzehr und bedarfsgerechte Energieaufnahme, erfüllt werden können, lohnt es sich, für die Galtkühe die Ration der laktierenden Kühe mit einem energiearmen Futtermittel, beispielsweise Ökoheu oder Stroh, zu verdünnen.
Stefan Probst betont aber: «Die alleinige Verfütterung von Ökoheu ist wegen der zusätzlichen Futterumstellung nicht zu empfehlen. Ausserdem entspricht der Nährstoffgehalt in den wenigsten Fällen dem Bedarf der Kuh.»
Der Phosphorbedarf ist meistens durch das Grundfutter gedeckt
Der Phosphor-, Kalzium- und Kaliumbedarf ist bei den meisten Galtkuhrationen durch das Grundfutter gedeckt und muss nicht ergänzt werden. «Weil in den meisten Galtkuhrationen durch das Grundfutter der Bedarf an Kalzium gedeckt ist, ist das sogenannte ‹Kalziumtraining› ohne kalziumbindende Substanzen gar nicht möglich», so Probst. Magnesium ist hingegen in den Galtviehrationen praktisch immer zu ergänzen. Der Bedarf liegt bei rund 3 g/kg TS.
Mit Apfelessig stabilisieren
Landwirt Philipp Schläpfer aus Flaach ZH mischt alle vier Tage eine neue Galtviehration aus Ökoheu, Maissilage, etwas älterem Belüftungsheu und einer Grassiloballe (zweiter Schnitt Ökofläche) zusammen. Die Ration wird mit Apfelessig (100 g/kg TS) stabilisiert und mit Mineralstoffen sowie Salz ergänzt. «Wir füttern eine relativ stark mais-lastige Milchviehration und haben bemerkt, dass die Hürde der Fütterungsumstellung viel einfacher ist, wenn wir in beiden Rationen Mais füttern. Wir sind dadurch nicht gezwungen, die Kuh 14 Tage vor dem Abkalben anzufüttern», erklärt Schläpfer.
Vitamin D3 und Mineralstoffboli unterstützen
Fütterungsspezialist Josias Meili vom Strickhof ergänzt: «Weniger Futterumstellungen bedeuten auch weniger Stress für die Kuh.» Als Milchfieberprophylaxe setzt Schläpfer Vitamin D3 ab der dritten Laktation sowie Mineralstoffboli ein. «Wir setzen seit einiger Zeit nur noch kombinierte Boli (Kalzium und Phosphor) ein», so Schläpfer.
Standardmässig verabreicht Schläpfer ab der zweiten Laktation 2 bis 2,5 dl Propylenglykol direkt mit den Flüssigdosiergeräten auf dem Kraftfutterautomaten. Bei Ketose-anfälligen Tieren wird der Wert bis auf maximal 6 dl pro Tag hochgefahren. «Wichtig ist, dass jeder Betrieb seine eigene Strategie ausarbeitet und sich erreichbare Fütterungsziele setzt», so Meili.