Bienen füttern ihre Darmflora mit selbst produzierten Nährstoffen. Laut einer neuen Studie aus Lausanne stellen die Insekten die Nährstoffe für ein bestimmtes Darmbakterium einfach selbst her, wenn diese in der Nahrung fehlen. Dieser neu entdeckte Mechanismus könnte bei der Anfälligkeit der Bienen gegenüber dem Klimawandel, Pflanzenschutzmitteln oder neuen Krankheitserregern eine Rolle spielen, wie die Eidgenössische Technische Hochschule in Lausanne (EPFL) und die Universität Lausanne (Unil) in einer Mitteilung schrieben.
Für die am Montag in der Fachzeitschrift «Nature Microbiology» veröffentlichte Studie zogen die Forschenden Bienen ohne Darmbakterien auf und fütterten sie ausschliesslich mit Zuckerwasser.
Darmbakterien werden gefüttert
Bei der Untersuchung der Bakterien im Bienendarm fanden die Forschenden entgegen ihrer Erwartung das Bakterium Snodgrassella alvi. Dieses kann Zucker nicht verstoffwechseln um zu wachsen. Dass es den Bienendarm auch dann besiedelte, wenn Zucker das einzige Nahrungsmittel war und keine anderen Bakterien vorhanden waren, liess die Forschenden zunächst ratlos zurück. Denn Darmbakterien ernähren sich normalerweise von Nährstoffen aus der Nahrung.
Durch die Messung von Stoffwechselprodukten im Bienendarm stellten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fest, dass die Biene mehrere Säuren, unter anderem Zitronensäure und Apfelsäure, produziert, die in den Darm befördert werden. Waren die Bakterien Snodgrassella alvi bereits vorhanden, produzierten die Bienen weniger der Säuren.
Zusammenhang mit Verwundbarkeit
Mit speziell markierten Atomen konnten die Forschenden beweisen, dass die Darmbakterien tatsächlich mit diesen eigens hergestellten Säuren gefüttert werden. Die Verwundbarkeit der Bienen könnte laut den Forschenden mit diesem komplexen System des Darmmikrobioms der Bienen zusammenhängen. «Wir wissen bereits, dass der Kontakt mit dem Herbizid Glyphosat die Bienen anfälliger für Krankheitserreger macht und die Häufigkeit von S. alvi im Darm reduziert», sagte Studienleiter Andrew Quinn von der Unil in der Mitteilung. Das Darmmikrobiom der Bienen wollen die Forschenden deshalb in weiteren Studien genauer untersuchen.