Einige Wildbienenschützer forderten eine gesetzliche Beschränkung der Honigbienenhaltung, teilt der Imkerdachverband Bienen Schweiz mit. Vermutet werde eine Nahrungskonkurrenz zwischen Honig- und Wildbienen, die zur Gefährdung letzter beitrage. «Diese Befürchtungen wurden medial gut aufgenommen und führten teilweise schon zu politischen Vorstössen», so Bienen Schweiz. Angesichts dieses Interesses lud der Verband Vincent Dietemann für einen Vortrag an seine diesjährige DV ein.[IMG 2]
Diverse Faktoren
Der Agroscope-Bienenforscher referierte gemäss Mitteilung über die Hauptgründe für den Wildbienenschwund, zu denen er den Verlust von Lebensräumen, Nahrungsmangel, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und den Klimawandel zählt. Für eine mögliche Nahrungskonkurrenz mit Honigbienen sei die Faktenlage zu mangelhaft, als dass daraus seröse Rückschlüsse gezogen werden könnten. «Für eine optimale Bestäubung brauchen wir sowohl Wild- als auch Honigbienen», hielt Vincent Dietemann fest. Entsprechend sei eine gesetzliche Regulierung der Honigbienenhaltung zwecks Wildbienenförderung nicht zielführend.
Studie zur Stadtimkerei
Eine der Studien zu diesem Thema wurde 2022 von der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) veröffentlicht und sorgte für ein breites Medienecho. Sie kam zu dem Schluss, dass «die unkontrollierte Zunahme von Honigbienen zunehmend Druck auf wilde Bestäuber ausübt». Die Forschenden bezogen sich allerdings auf die boomende Stadtimkerei. In Städten ist das Blütenangebot für alle Insekten knapp, da es im Allgemeinen im urbanen Raum eher wenig Grünfläche gibt (im Vergleich zum Kulturland, in dem es allerdings ebenfalls vor allem im Sommer nur wenig Blühendes zur Verfügung steht). Die WSL geht aber auch auf die Aspekte ein, die Vincent Dietemann in seinem Referat nannte: So würden weitere Stressfaktoren wie etwa der Klimawandel oder auch Schädlinge sich in Kombination negativ auf Wildbienen auswirken.
Fachliche und finanzielle Unterstützung
Ein Ansatz, der unbestritten allen bestäubenden Insekten zugutekommt, ist eine Erhöhung des Nahrungsangebots und die Verbesserung ihrer Lebensräume. Mit diesem Ziel fördert Bienen Schweiz mit wissenschaftlicher Unterstützung der Berner Fachhochschule (HAFL) seit zwei Jahren Blühflächen. Sie müssen für ein kontinuierliches Blütenangebot und zur Vermeidung einer akuten Knappheit im Sommer möglichst vielfältig sein. Ausserdem sind gerade Wildbienen als Kurzstreckenflieger darauf angewiesen, in der Nähe auch Nistplätze zu finden. Unter dem Motto «Jede Blüte zählt» können Unterstützer für drei Franken einen Quadratmeter Blühfläche schaffen. Das gesammelte Geld fliesst in eine kostenlose Beratung und finanzielle Beiträge (z. B. zur Übernahme von Saatgutkosten), um beim sinnvollen Anlegen von Blühflächen und Nistgelegenheiten zu unterstützen. Dieses Angebot richtet sich auch an Landwirt(innen): 2024 werden etwa Wiesenaufwertungen, Buntbrachen und blühende Nischenkulturen unterstützt, ebenso aber auch innovative Ideen wie z. B. blütenreiche Untersaaten.
Weitere Informationen zur Blühflächenförderung finden Sie hier.
«Zentrales Projekt»
Matthias Götti Limacher, der an der diesjährigen DV als Präsident von Bienen Schweiz durch Martin Schwegler abgelöst worden ist, wird sich gemäss Mitteilung künftig als Geschäftsführer der Blühflächenförderung als «zentralem Projekt» widmen. Es handle sich dabei um einen konkreten Beitrag zum Schutz der Biodiversität und 2023 habe man bereits über 500'000 Quadratmeter Blühflächen schaffen können.