Letzten Samstag trafen sich die Präsidentinnen, Präsidenten sowie Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer der Schweizer Pferdezuchtorganisationen für die jährliche Präsidentenkonferenz (PK) des Dachverbands der Pferdezuchtorganisationen (VSP) im Nationalgestüt im waadtländischen Avenches. Diskutiert wurde unter anderem die Möglichkeit eines gemeinsamen Herdebuchs oder einer gemeinsamen Schnittstellenlösung mit der Tierverkehrsdatenbank (TVD) sowie die Notwendigkeit einer Bündelung der Kräfte innerhalb der Pferdebranche.
Austausch ist ein echtes Bedürfnis
14 Organisationen der insgesamt 20 Mitglieder des VSP waren an der diesjährgien Konferenz vertreten. Es bestehe ein grosses Bedürfnis, sich einmal jährlich auszutauschen und aktuelle Herausforderungen der Pferdezucht gemeinsam zu diskutieren, ist einer Medienmitteilung zu entnehmen. Obwohl die Fohlengeburten in der Schweiz seit Jahren rückläufig sind, sei das Engagement der Pferdezuchtorganisationen ungebrochen und das Interesse an einem Dachverband, wie dem VSP, gross. So durfte der Verband in den letzten Jahren sechs Neumitglieder aufnehmen. Mittlerweile vertritt der VSP Zuchtorganisationen, die über 90 % der Fohlengeburten in der Schweiz abdecken.
Gemeinsames Herdebuch oder gemeinsame Schnittstelle mit der TVD
Hauptthema der PK 2022 war ein gemeinsames Herdebuch oder eine gemeinsame Schnittstelle mit der TVD zu schaffen – ein Projekt, mit welchem sich der Vorstand bereits seit geraumer Zeit beschäftige. Nach verschiedenen Vorstudien und -abklärungen empfahl der Vorstand schliesslich das Projekt für eine Schnittstelle mit der TVD für die Zuchtorganisationen weiterzuverfolgen. Ein gemeinsames Herdebuch sei derzeit nicht realisierbar, unter anderem aus Kostengründen, und viele Zuchtorganisationen hätten mittlerweile eine zufriedenstellende eigene Lösung gefunden.
Nach intensiven Diskussionen beschloss die PK schliesslich mehrere Projekte weiterzuverfolgen: Die Suche nach potentiellen Partnern mit Interesse an einer gemeinsamen Schnittstellenlösung mit der TVD über die Pferdezuchtorganisationen hinaus, z.B. Pferdeversicherungen, und ein runder Tisch für kleine Zuchtorganisationen, die noch auf der Suche nach einer besseren Lösung für ihre Herdebuchführung sind.
Wunsch nach Bündelung der Kräfte
Ein weiterer Punkt, der für Diskussionen unter den Delegierten sorgte, war der Wunsch nach einer Bündelung der Kräfte in der Pferdebranche und damit der verstärkten Nutzung von Synergien und einer Professionalisierung der Branche. «Wir haben in der Schweiz keine grosse Lobby für das Pferd in der Politik und in der Gesellschaft», so Anja Lüth, Geschäftsführerin des Zuchtverbands Schweizer Sportpferde. «Wir brauchen starke Partner», ist Lüth sicher. [IMG 2]
Anliegen gemeinsam angehen und vertreten
Organisationen von Zucht und Sport sowie weitere Organisationen der Pferdebranche sollten vermehrt gemeinsam für ihre Anliegen einstehen. Der VSP Vorstand nahm den Auftrag entgegen, entsprechende Lösungen bzw. Partnerschaften zu identifizieren und Diskussionen mit entsprechenden Verbänden zu führen. Ein Zusammenrücken der Pferdebranche sei eine Vision des VSP, welche bereits sehr alt ist, und nun endlich angegangen werden solle. Die aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen in der Pferdebranche, die Entfernung der Gesellschaft vom Wesen Pferd und die sinkende Bedeutung des Pferdes in der aktuellen Politik, insbesondere in der Landwirtschaftspolitik, würden die Dringlichkeit und Notwendigkeit dieser Vision unterstreichen, war ein Fazit am Anlass.